Für den 1. FC Saarbrücken-Tischtennis ist die Ausrichtung des Champions-League-Turniers eine enorme Herausforderung. Auf der anderen Seite steht ein großer Imagegewinn.
Als die ersten Kartenbestellungen eintrafen, fragte sich Nicolas Barrois, ob er sich im falschen Film befindet. „Als es losging, sind die ersten Wünsche aus Shanghai eingegangen. Da habe ich zuerst gedacht, es wäre ein Witz“, erzählt der 34-jährige Manager des 1. FC Saarbrücken-Tischtennis (FCS-TT). Beim zweiten Nachdenken dürfte ihm dann die Erkenntnis gekommen sein, dass das Risiko, sich um ein solches Turnier zu bewerben, doch kein so großes gewesen ist. Lediglich 100 Mitglieder zählt die blau-schwarze Tischtennis-Familie, der frühere Mutterverein kommt alleine mit seiner Fußballsparte auf fast 10.000. Doch der FCS-TT ist ein verschworener Haufen. „Wir haben in aller Regel rund 30 bis 40 ehrenamtliche Helfer. Ohne die würde es auch nicht gehen“, sagt Barrois. Der Sieger der Tischtennis-Champions-League wird in dieser Saison in einem Final-Four-Turnier ermittelt. Ausrichter ist der Europa-Verband ETTU. Die ETTU hatte den ursprünglichen Modus mit Hin- und Rückspielen im Halbfinale und Endspiel zugunsten eines Final-Four-Turniers an einem Ort geändert.
Der Verband folgte der Saarbrücker Idee
Die Vereine und das ETTU-Präsidium unter Führung des Präsidenten Pedro Moura hatten die Wettkämpfe zeitgemäßer organisieren wollen. Vereine und Fans sollten gleichermaßen profitieren, so die ersten Vorstellungen. Künftig sollen daher die Halbfinals und Finals der Tischtennis-Königsklasse nicht mehr an unterschiedlichen Terminen mit Hin- und Rückspiel ausgespielt werden, sondern in einem Tischtennis-Champions-League-Final-Four an einem Ort.
Was noch fehlte, war ein Gastgeber. Für diesen Job wurde nach Rücksprache zwischen dem aktuellen Champion, den Vereinen der Champions League, der ETTU und dem Ministerium für Inneres, Bauen und Sport Saarbrücken ausgewählt. Somit wird das Final Four der Herren am Osterwochenende in der Saarlandhalle ausgetragen. „Das Tischtennis-Champions-League-Final-Four der Herren passt perfekt zu unserer Strategie rund um die Olympischen Spiele von Paris“, findet Saarlands Sportminister Reinhold Jost. „Der FCS TT reiht sich mit diesem Finale in eine Liste hochklassiger Sportevents ein, die das Sportland Saarland im Olympiajahr 2024 präsentieren darf.“
Die Idee, die zu diesem neuen Turnierformat führte, stammt unter anderem auch aus dem Saarland. FCS-Macher Barrois erklärt das mit den hohen Belastungen der Spitzenspieler. „Die Topspieler sind gefühlt das ganze Jahr unterwegs. Der internationale Terminkalender ist immer voller geworden. Die Jungs kommen zu Bundesliga-Spielen und sind total fertig. Auf der anderen Seite sind die internationalen Turniere für sie eine wichtige Einnahmequelle. Wir waren mit anderen Vereinen im Austausch und haben angeregt, dass wir den Terminplan etwas entzerren. Da sind wir genauso wie beim Verband auf offene Ohren gestoßen“, erzählt Barrois. Dass der FCS schließlich der einzige Bewerber war, hat ihn schon überrascht, auf der anderen Seite aber auch den Druck erhöht. „Ohne die Hilfe des Ministeriums von Reinhold Jost hätten wir es nicht machen können. Auf der anderen Seite waren wir als Titelverteidiger auch nicht automatisch qualifiziert und hatten dann auch eine schwere Gruppe erwischt. Aber das ist Gott sei Dank gut gegangen“, schildert Barrois die Planungen. Für den FCS, der sich bereits in der Vergangenheit als guter Gastgeber und vorzüglicher Organisator präsentierte, ist die Saarlandhalle dennoch Neuland. Die bisherigen Bundesliga- oder Pokalspiele mit großem Zuschauerinteresse fanden alle in der Joachim-Deckarm-Halle statt. „Das soll nicht arrogant klingen. Aber wenn man mich heute um drei Uhr nachts aufweckt, brauche ich nur ein paar Stunden, um ein Bundesligaspiel zu organisieren. Dieses Turnier ist eine andere Hausnummer, zumal wir ja nicht der Veranstalter, sondern der Ausrichter sind“, sagt Barrois, der die Zusammenarbeit mit den Behörden und anderen Vereinen ausdrücklich lobt. „Der 1. FC Saarbrücken hat direkt beim Deutschen Fußball-Bund den Antrag gestellt, dass sein Heimspiel nicht am Ostersonntag stattfindet. Dem wurde auch entsprochen. Zudem haben wir eine Kooperation mit dem FCS, dass Kartenbesitzer einen Rabatt auf die Turniertickets bekommen.“
Zusammenarbeit mit den Fußballern
Während in der Deckarm-Halle nur knapp 2.000 Zuschauer reinpassten, ist die Saarlandhalle für 3.200 Fans zugelassen. Angst, dass das Turnier vor halbleeren Rängen stattfindet, hat Barrois nicht. „Es ist natürlich wichtig, dass wir als Titelverteidiger und Ausrichter dabei sind. Dadurch ist das mediale Interesse einfach größer. Aber wir haben, wie bereits geschildet, Kartenanfragen aus der ganzen Welt.“ Deutlich mehr als die Hälfte der Eintrittskarten wurden mittlerweile verkauft, zumindest der Finaltag am Ostermontag dürfte ziemlich sicher ausverkauft sein. „Wir sind finanziell bereits auf der sicheren Seite, was natürlich vor allem an unseren Sponsoren liegt, die super mitgezogen haben. Auf der anderen Seite haben wir natürlich auch den Ehrgeiz, dass die Halle voll wird. Wir werden aber auf jeden Fall eine Tageskasse anbieten“, kündigt Barrois an.