Im Zeitalter der Selbstoptimierung und des Multi-Tasking lag es für den Dänen Jonas Eliasson nahe, ein Fortbewegungsmittel zu entwickeln, dass ihn nicht nur sicher zur Arbeit bringt, sondern gleichzeitig auch ein Sportgerät ist: den Me-Mover.
Jonas Eliasson hatte bisher seine sechs Kilometer lange Pendlerstrecke ohnehin schon sportlicher als die meisten bewältigt, doch seine Inline-Skates beanspruchten ihn körperlich einfach nicht genug. Zudem fühlte er sich auf den Inlinern doch ziemlich ungeschützt. "Am Anfang wollte ich einfach ein sichereres Fortbewegungsmittel bauen, wollte meine Rollschuhe mit einem Rahmen versehen, der mich schützt und mit dem man auch bremsen konnte", blickt Eliasson zurück. Schnell wurde klar, dass es besser klappen würde, wenn Füße und Beine sich dabei hoch und runter bewegten, anstatt nach rechts und links wie beim Inline-Skating. Das war die Geburtsstunde des Me-Movers.
Nach mehr als 20 Prototypen und mehreren Jahre Entwicklungszeit hat Eliasson ein Fitnessgerät entwickelt, dass man als eine Mischung aus einem Roller und einem Crosstrainer bezeichnen kann. Der Me-Mover hat drei Räder, einen Lenker wie beim Fahrrad, und die Füße stehen auf zwei Pedalen mit Schlaufen wie beim Crosstrainer. Einen Sattel gibt es nicht. Anstatt eine Rotationsbewegung mit Kurbel und Pedale wie beim Radfahren zu beschreiben, tritt man quasi auf der Stelle, und der Me-Mover bewegt sich nach vorne. Je höher man die Füße anhebt und die Pedale die unabhängig voneinander operieren nach unten drückt, desto schneller kommt man voran. Der Selbsttest beweist: Man hat sich innerhalb von wenigen Minuten an den Bewegungsablauf gewöhnt und merkt sofort: Der Spaßfaktor ist hoch. Die wichtigsten technischen Details sind schnell aufgezählt: Der Me-Mover hat Scheibenbremsen hinten und vorne und Hochdruckreifen, die Straßenunebenheiten gut abfedern. Der Leichtmetallrahmen zeichnet sich durch besondere Festigkeit aus. Dazu Sicherheits-Fußschlaufen, die sich ähnlich wie Skibindungen bei Zugbelastung öffnen. Insgesamt kommt das Gerät sehr solide verarbeitet daher. Der Me-Mover ist ein rollendes Fitnessstudio und trainiert fast den ganzen Körper. Weil der Erfinder Eliasson aber genau wissen wollte, welche einzelnen Muskelgruppen trainiert werden, beauftragte er Adrian Paul Harrison, einen Physiologen und Biochemiker an der Universität Kopenhagen, das herauszufinden. Harrison hatte gerade ein hochmodernes Gerät entwickelt, dass Muskelaktivitäten genauer misst, als es bisher möglich war.
Bauch, Rücken, Schulter und Arme sind am Arbeiten
Der Physiologe hat festgestellt, dass das Training mit dem Me-Mover vor allem die gesamte Rumpfmuskulatur beansprucht. "Da man beim Me-Mover keinen Sattel hat, ist der gesamte Körper stets damit beschäftigt, die Balance zu stabilisieren. Die Bauch-, Rücken und Schultermuskulatur und auch die Armmuskulatur sind konstant am Arbeiten." Harrison fand heraus, dass der Me-Mover den gleichen Muskelaufbaueffekt hat wie eine Kombination von traditionellen Übungen wie Kniebeugen, Ausfallschrittübungen, Jogging und sogar Liegestützen. Vergleicht man Me-Moving mit Fahrradfahren, kann man dort diesen simultanen Effekt auf die genannten Muskelgruppen nur erzielen, wenn man eine längere Strecke ausschließlich im Stehen wie der Radrennfahrer sagt im "Wiegetritt", bewältigt. Man sollte hier aber erwähnen, dass man sich für die ersten Übungseinheiten mit dem Me-Mover besser eine flache Strecke aussucht. Denn wer mit dem rollenden Crosstrainer größere Steigungen bewältigen will, braucht eine gewisse Übung und einen guten Fitnesslevel.
Was als eine Idee für ein sportliches und sicheres Fortbewegungsmittel für den Weg von und zur Arbeit begann und sich dann zum effektiven Outdoor-Fitnessgerät mit hohem Spaßfaktor entwickelte, wird neuerdings auch erfolgreich als Übungsgerät in der Physiotherapie eingesetzt. Hier kommt der Me-Mover zum Beispiel zum Einsatz bei älteren Menschen, deren Gleichgewichtsinn altersbedingt abgenommen hat. Durch die dreirädrige Konstruktion des Me-Movers ist ein Umfallen fast unmöglich, trotzdem ist die Agilität beim Manövrieren hoch. Das führt dazu, dass der Körper ständig kleine Balancekorrekturen durchführen muss. Auch hilft die aufrechte Fahrposition, das natürliche Gleichgewichtsgefühl zu stärken. Das Fahrwerk des Me-Movers ist in der Lage, die Räder während der Fahrt zu neigen. Geht es durch eine Kurve, sorgt das speziell konstruierte Fahrwerk dafür, dass sich alle drei Räder mit der Oberkörperbewegung des Fahrers "in die Kurve legen".
Nicht zu Unrecht ist Eliasson ein bisschen stolz, dass der Me-Mover eine gute Alternative zu sein scheint für Menschen, die beim Radfahren unsicher sind oder für die Fahrradfahren aus medizinischen Gründen ganz unmöglich ist. So berichtet der Erfinder vom elfjährigen Jacob aus dem süddänischen Ort Vamdrup, der wegen einer zerebralen Kinderlähmung nur kurze Strecken auf eigenen Beinen zurücklegen kann und sonst auf den Rollstuhl angewiesen ist. Mit dem Me-Mover bewegt sich Jacob jetzt selbstständig und hat damit ein Stück Unabhängigkeit zurückgewonnen. "Als mir seine Mutter erzählte, dass er schon in den ersten Tagen 30 Kilometer auf dem Me-Mover zurückgelegt hat, war ich sehr gerührt." Die Standardversion des Me-Movers kostet 1.899 Euro. Das macht den Me-Mover sicher nicht zu einer wirklich preisgünstigen Anschaffung
Der Renner ist in Sekunden zusammengeklappt
Doch neben dem Fun-Faktor und der Effektivität des Workouts haben Eliasson und sein Team auch daran gedacht, wie man ihre Erfindung als Heimtrainer benutzen kann. Metallrollen wie manche von uns sie von Indoor-Trainingsrollen für das Rennrad kennen, gibt es als Zubehör, und sie sorgen dafür, dass man weder bei schlechtem Wetter noch im Winter seine Fitnessroutine unterbrechen muss. Zudem ist der 23 Kilo schwere Spaßrenner in Sekunden zusammengeklappt und passt dann in den Kofferraum der meisten Autos. Man kann den Me-Mover auch ähnlich wie ein Faltrad auf den eigenen Rädern hinter sich herziehen praktisch für die Reise mit Bus und Bahn. So muss man weder im Urlaub noch beim Städtetrip am Wochenende auf sein rollendes Fitnessstudio verzichten.
Stephan Müller