Wie unsere Wetterberichte wieder seriöser und zutreffender werden können.
Bestimmt kennen Sie noch den alten Slogan "Alle reden vom Wetter Wir nicht!", mit dem die Deutsche Bundesbahn ihre Unabhängigkeit von Petrus und damit ihre Zuverlässigkeit betonen wollte. Manchmal wünschen wir uns, dass unsere Meteorologen diesen Werbespruch ebenfalls beherzigen würden, damit ihre Unzuverlässigkeit uns nicht so oft die Petersilie verhagelt.
Während früher die Wettervorhersage wenigstens ein-, zweimal pro Woche zutraf, tendiert ihre Trefferwahrscheinlichkeit heute gefühlt gegen Null. Dennoch orakeln uns diese eigentlich seriös wirkenden Damen und Herren mehrmals täglich mit einer erstaunlichen Unbekümmertheit das Blaue oder besser das Graue vom Himmel herunter, selbst wenn Petrus sie schon seit Wochen immer wieder Lügen straft.
Haben sich Meteorologen schon jemals für ihre Fehlprognosen entschuldigt? Haben sie uns jemals zu erklären versucht, warum sie so danebenlagen? Nein! Ihr Spruch von gestern scheint sie heute nicht mehr zu kümmern. Es ist eines der letzten ungeklärten Phänomene unserer Zeit, dass wir alltäglich fromm dem Wetterbericht lauschen, am liebsten mehrmals und bei verschiedenen Sendern.
Und wer kennt nicht den barschen Ton, mit dem das nach Beendigung der Nachrichtensendungen im Familienkreis anhebende Stimmengemurmel abgewürgt wird: "Ruhe! Jetzt kommt noch das Wetter!" Erst nach der Wetterkarte sind dann unsere Gedanken wieder frei genug, um Flüchtlingszahlen und Rentenkürzungen mit der gebotenen Konzentration zu erörtern.
Es ist eigentlich erstaunlich, dass die in schöner Regelmäßigkeit unzutreffende Wettervorhersage noch nie ernsthaft unseren Glauben an die Seriosität der gesamten Nachrichtensendung zu erschüttern vermochte. Oder sollte etwa hier der Ursprung des "Lügenpresse"-Vorwurfs zu finden sein?
Warum üben wir mit unseren "Wetterfröschen" trotz ihrer offensichtlichen Falschmeldungen so viel Nachsicht? Haben sie nicht heute allerhand technisches Inventar, um bessere Prognosen abliefern zu können: Satelliten, Regenradar und all solches sicher teure Zeug? Sie liefern uns immer neue Fakten heute sagt man dazu ja "Fake-News" , mit denen wir Normalverbraucher einfach nichts anfangen können.
Heißt "50 Prozent Regenwahrscheinlichkeit", dass wir bei einem einstündigen Spaziergang 30 Minuten lang nass werden? Oder doch eher, dass von zwei Spaziergängern nur einer trocken nach Hause kommen wird? Inzwischen hat auch ein weiterer Fachbegriff Einzug gehalten in die Wettervorhersage: die "gefühlte Kälte". Was ist denn das für eine wissenschaftliche Aussage? Ungenauer gehts ja gar nicht. Dass jeder Mensch Kälte anders fühlt, merkt man doch allein schon daran, dass Frauen eine andere Vorstellung von einem gut gekühlten Pils haben als Männer.
Unsere Wetterforscher jedenfalls können angeblich aus dem Weltall die genaue Wassertemperatur in jedem Kubikzentimeter Meereswasser in jedem denkbaren Ozean ermitteln. Warum liegen sie dann aber mit Aussagen über die zu erwartenden Sonnenstunden beispielsweise fürs viel näher gelegene Saarland, Berlin oder Bremen so oft falsch? Sind diese zu klein, zu unbedeutend, zu unspektakulär für meteorologischen Forschergeist? Sogar der Wetterbericht der Regionalnachrichten ist in dieser Angelegenheit auch nicht wirklich eine Hilfe. Ist unser Leben nicht schon unsicher genug? Muss jetzt auch noch die Wettervorhersage unsere Verunsicherung zusätzlich vergrößern?
Irgendwie ahnen wir, dass die Wetterkarte eigentlich nur einen eleganten Übergang darstellen soll zwischen den "seriösen" Nachrichten und den folgenden "unseriösen" Unterhaltungssendungen.
Dennoch glauben wir, einen Ausweg für die Meteorologen gefunden zu haben, der die Trefferwahrscheinlichkeit ihrer Meldungen auf 100 Prozent erhöhen und damit die Reputation ihres Berufsstandes wieder steigern könnte: Sie verkünden ihren Wetterbericht einfach immer erst rückwirkend für den vorherigen Tag. Das wäre endlich seriös und mit Fakten belegbar.
Schließlich käme ja auch niemand auf die Idee, den Bericht über ein Fußballspiel schon vor dem Match zu veröffentlichen!
Von Peter Schmidt
Peter Schmidt, 65, ist ehemaliger Bundesligaprofi des 1. FC Saarbrücken und war nach der Fußballkarriere als Journalist und Lehrer tätig. Heute betreibt er ein Pressebüro und ist als freier Autor tätig.
LEBEN
picture alliance / chromorange
Schluss mit den Fake-News
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