"Was ich tue, dient meinem Zweck, leben zu lernen." Arnon Grünberg ist kein Autor, der einsam und verschroben in seinem Kämmerlein hockt und über das Leben philosophiert. Er begibt sich lieber unter die Menschen und erlebt, worüber er schreibt. Im Jahr 2007 zum Beispiel ist es das Couchsurfen, also die intime Begegnung zweier sich fremder Menschen in einer Wohnung, in der einer von beiden die Nacht auf dem Sofa verbringen darf. Kostenlos versteht sich, denn Couchsurfen soll ja die günstigste Möglichkeit sein, ferne Länder und Städte zu erkunden.
Gut, fern ist Berlin jetzt nicht gerade, für einen Wahl-New-Yorker allerdings schon und deshalb wohl eine Reise wert. Sicherheitshalber packt sich der Autor seinen Freund Sander ins Handgepäck ein, man weiß ja nie, welche Art von Kontakten einen erwarten. Erotischer Natur sind diese schon mal nicht, sinniert Grünberg. Immerhin gibt es Hochprozentiges, das macht doch so manch eine Begegnung erträglicher und ungeahnt unterhaltsam.
Und Couchsurfing ist längst nicht das einzige Abenteuer, das gelebt werden will. Die Reisen für seine einzigartig detailverliebten, teilweise humorvollen und dann wieder tieftraurigen Reportagen führen den Niederländer über die Ukraine bis nach Afghanistan. Überall lauern spannende Erlebnisse, gesellschaftskritische Geschichten und Begegnungen, die es niederzuschreiben gilt. Deshalb heißt der Roman "Couchsurfen und andere Schlachten", denn manchmal ist das Leben wohl genau das, eine Schlacht.
Das Buch ist eine bunte Sammlung von Reportagen, zusammengestellt von Ilija Trojanow, ebenfalls Weltenbummler und Herausgeber all jener Storys, die niemand hätte pointierter wiedergeben können als Grünberg selbst. Oder, um es mit den Worten von Andreas Wirthensohn von der "Wiener Zeitung" zu sagen, es erwarten den Leser "amüsante tiefsinnige, traurige, ungewöhnliche Reportagen." In diesem Sinne: nachdenkliches Eintauchen in ein Stück gelebte Welt.
Sabrina Teske