Im dritten Teil des erfolgreichen Ponymädchenfilms "Ostwind 3: Aufbruch nach Ora" flüchtet Mika mit ihrem rassigen Hengst nach Andalusien, um dort die Freiheit wieder zu finden und eine Herde Wildpferde vor dem Untergang zu retten.
Sie atmet mit dem Herzen. Und das wahre Glück dieser Erde liegt für sie nicht beschwerend auf dem Rücken der Pferde, sondern im Anblick einer zügellosen Herde. Mika (Hanna Binke, "Kriegerin") ist als jungtherapeutische "Pferdeflüsterin" auf dem Kaltenbacher Hof zur kleinen Starheilerin geworden, sehnt sich die 17-Jährige jedoch insgeheim danach, aus dem alltäglichen Trott und der lähmenden Monotonie zu flüchten. Im gleichnamigen Roman heißt es: "Seit sie das Therapiezentrum auf Kaltenbach eröffnet hatten, kamen täglich Dutzende von Pferdebesitzern, die ihren Rat suchten. Mikas außergewöhnliche Gabe hatte sich mittlerweile herumgesprochen und das Gestüt ihrer Großmutter, das im letzten Jahr noch kurz vor der Zwangsversteigerung gestanden hatte, war wieder voller Leben und Hoffnung. Nur für Mika galt das nicht. Immer häufiger ertappte sie sich dabei, wie sie sich nach der Zeit zurücksehnte, in der sie noch frei war und machen konnte, was sie wollte. Anstatt neurotischen Pferdebesitzern zuzuhören, hätte sie lieber lange Ausritte durch den Wald gemacht und wäre mit Ostwind auf der Koppel herumgetollt. Denn das, dachte Mika, war ihre eigentliche Bestimmung. Außerdem fehlten ihr einfach die Geduld und die nötige Diplomatie für manche nervigen Kunden. Und das Schlimmste: Die Pferde taten ihr leid. Denn in 90 Prozent der Fälle waren es nicht die Problempferde, die das Problem hatten sondern ihre Besitzer."
lar, dass der Gestütsegen schief hängt und ein heftiger Disput mit ihrer Großmutter (Cornelia Froboess, "Die Sehnsucht der Veronika Voss") der Funke die Explosion zur Flucht in die Freiheit, die sie meint, zündet. Mika schwingt sich in den Sattel, mit wehender Mähne und wildem Galopp geht es gen Süden, nach Andalusien, wo das auch unter der Trennung von ihrem Freund Milan (Jannis Niewöhner, "Rubinrot") leidende Mädchen Ostwinds Vorfahren wähnt. Dort trabt sie auf die Hacienda von Pedro (Thomas Sarbacher, "Die Welle"), wird mit einer Aushilfe verwechselt und flugs von seiner unwirschen Tochter Samantha (Lea van Acken, "Das Tagebuch der Anne Frank") zu harter Hofarbeit rekrutiert.
Doch freiheitsdürstend, wie die neue Wahlandalusierin nun einmal ist, büxt sie mit ihrem vierbeinigen Vertrauten bei jeder freien Gelegenheit aus, um die pittoreske Umgebung zu erkunden. Eines Tages dann die unglaubliche Entdeckung: In der kargen Steppe entdeckt Mika ein Miniparadies, eine von sattgrünen Bäumen umrundete Wasserquelle namens Ora. Ein magisch-mystischer Ort, der den dort letzten freilebenden Wildpferden als Wasserquelle dient. Behütet wird dieser kleine Garten Eden von der mysteriösen Tara (Nicolette Krebitz, "Wild"), die seit Langem abgeschieden in Eintracht mit den Vollblütern lebt. Als Ostwind plötzlich von seinen Artgenossen beschnuppert und bemustert wird, wird beiden Frauen schlagartig bewusst, dass Ostwind endlich seine Familie gefunden hat. Doch das Idyll wird bedroht, denn Pedro hat das unberührte Stück Land an einen zwielichtigen Unternehmer veräußert. Gemeinsam mit Samantha heckt Mika einen riskanten Plan aus, um den Bestand der Einhufer zu erhalten. Sie beleben eine archaische Tradition: Das längst vergessene Rennen von Ora soll die alles entscheidende Wende bringen. Und nicht nur das, Mika erkennt ebenso, dass echte Liebe, Freundschaft und Vertrauen auch schmerzliches Loslassen bedeutet. Denn Ostwind wird bald in einer der letzten Wildpferdherden Europas seine absolute Freiheit genießen.
Vorlage ist die Romanreihe von Lea Schmidbauer
Europaweit Furore machten schon "Ostwind Zusammen sind wir frei" (2013) und "Ostwind 2 Rückkehr nach Kaltenbach" (2015) sowie der nun dritte Teil des beliebten deutschen Jugendbuch-Franchises. Konzipiert wurden die Bestseller von Lea Schmidbauer und Kristina Magdalena Henn, die das Herz ihrer Zielgruppe, Pferdenärrinnen im Alter von elf bis 18 Jahren im Sturm eroberten, eben wegen seiner durchkonzipierten Didaktik von Freundschaft, Rebellion, Freiheit und Antiautorität. Regisseurin Katja von Garnier bannt diese Jugendideale in romantisch-rasante Breitwandbilder, die nicht nur, aber auch vor allem Mädchen zutiefst berühren. 2016 hat Autorin Lea Schmidbauer mit zwei "Ostwind"-Romanen die Spiegel-Bestseller mit "Aufbruch nach Ora" und dem vierten Teil "Auf der Suche nach Morgen" erobert.
Der Erfolg der Bücher und Verfilmungen rechtfertig sicherlich eine vierte bildgefällige Leinwandadaption 2018, die abermals die Träume von jungen Mädchen via Identifikation und Projektion beflügeln werden. Übrigens: Der Ur-Ostwind-Hengst ist ein Enkel der weltbekannten Stute "Halla", die Hans Günter Winkler 1956 zum Olympiagold durchdrillte. Seinem filmischen Nachkommen ist in dieser dramatischen und unterhaltsamen Pferdesaga ein wesentlich besseres Los beschieden. Pferdefans können auch real im Andalusien-Urlaub die Edelrösser bestaunen, beim alljährlichen Pferderennen von Sanlucar de Barrameda (Cadiz). Hier findet bereits seit 1845 und somit das älteste, noch ausgetragene Pferderennen Spaniens statt. Der Wettkampf wird am Strand an der Mündung des Guadalquivir-Flusses ausgetragen und gilt als absolutes Highlight, nicht nur für Touristen.
Jean Lüdeke
INFO:
Ostwind 3: Aufbruch nach Ora
Abenteuer?/?Drama,
Deutschland 2017
Regie: Katja von Garnier
Drehbuch: Lea Schmidbauer (Autorin)
Kamera: Florian Emmerich
Länge: 120 Minuten
Darsteller: Hanna Binke, Nicolette Krebitz, Jannis Niewöhner,
Cornelia Froboess, Tilo
Prückner, Thomas Sarbacher,
Lea van Acken, Marvin Linke,
Amber Bongard
Bundesweiter Kinostart:
27. Juli 2017
Im Internet:
www.constantinfilm.at/kino/ostwind-aufbruch-nach-ora.html