Thomas Malburg nennt sich Berufungsberater und unterstützt Menschen beim Suchen und Finden ihres beruflichen und privaten Wegs. Dabei macht er sie zu "Journalisten in eigener Sache".
Bei der Arbeit will es nicht laufen. Und ehrlich gesagt, am besten wäre es, einfach zu kündigen. Eine andere Stelle zu suchen. Oder sogar etwas ganz Neues zu probieren. Sich verändern. Doch dann kommt das Zögern. Die Fragen, ob dieser Schritt nicht viel zu groß ist, ob das überhaupt geht und wie es alles funktionieren soll.
Sich beruflich zu verändern, das ist eine Herausforderung. Wer schon einmal in dieser Situation war, weiß das. An dieser Stelle kommt Thomas Malburg ins Spiel. Und zwar mit viel Energie und Leidenschaft. Was der Saarbrücker tut, fasst er selbst so zusammen: "Ich begleite Menschen zwischen 15 und 85 Jahren beim Suchen, Finden und Gehen ihres persönlichen und beruflichen Weges." Thomas Malburg ist Berufungsberater. Das Wort müssen viele zwei Mal lesen. Auf seinen Visitenkarten und auf seiner Homepage steht es deshalb so: BerufungsBerater. "Berufung, da steckt das Wort Beruf ja schon drin", sagt Malburg. Auf die kleine Silbe, die den Beruf zur Berufung werden lässt, legt er Wert. Darauf ist er stolz, das merkt man, wenn man mit ihm spricht.
Auf die kleine Silbe legt er großen Wert
Seine Tätigkeit ist seine eigene Berufung. Was er tut, also Menschen beim Ermitteln ihres beruflichen Lebensziels zu begleiten, macht er eigentlich schon viel länger als es die Bezeichnung Berufungsberater gibt. Vor mehr als 15 Jahren, so Malburg, wollte er es aber doch konkret benennen. Und allein wie er diese Geschichte erzählt, zeigt die Begeisterung, die in ihm steckt. Er erinnert sich, wie er damals schon seit längerem Menschen beim Entwirren ihrer beruflichen Probleme begleitet hatte. Und wie Freunde und Bekannte ihm Begriffe wie Entwicklungshelfer oder Hebamme für seine Tätigkeit vorgeschlagen hatten. Und wie er letztendlich dann, einfach so im Schlaf, zur Wortschöpfung Berufungsberater kam. Wenn er erzählt, wie ihm ein Licht aufgegangen ist und er das richtige Wort plötzlich wusste, dann merkt man dem 54-Jährigen die Begeisterung von damals immer noch an. "Morgens bin ich aufgewacht, und es war so klar. Bis zur kleinen Zehe runter: Berufungsberater." Man kann sich diesen Morgen im August lebhaft vorstellen.
Als Berufungsberater ist er, so könnte man sagen, so etwas wie ein Berufsberater mit Mehrwert. Thomas Malburg hilft Menschen dabei, sich beruflich und damit ganz nebenbei irgendwie auch privat zu finden. Er tackert keine Akten oder legt Formulare vor. Mit den Kollegen vom Arbeitsamt will er sich eigentlich nicht vergleichen, weil er, wie er sagt, einfach einen anderen Ansatz vertritt. Auf dem Amt wird verwaltet, Thomas Malburg begleitet. Wer auf ihn trifft, merkt schnell, es geht nicht zwingend nur um Fakten, Kalkulationen und Formulare, sondern um das größere Ganze, um den Menschen dahinter. Um Fähigkeiten, Träume und Ideen.
Bei seiner Tätigkeit empfängt er Leute bei sich zu Hause. Einige begleitet er über Jahre, andere kürzer. Bei Thomas Malburg ist es gemütlich. Wenn er erzählt, sprudelt es wie ein Wasserfall. Er lebt in St. Arnual, direkt in der Nähe des Daarler Markts und der Stiftskirche. Hier wohnt er in bester Umgebung, fast nebenan ist die Kettenfabrik, um ihn herum alte Häuser. Er wohnt gerne hier, hier werden Stadt und Land auf besondere Art kombiniert, das gefällt ihm. In der Nachbarschaft fühlt er sich wohl. Hier erarbeitet er zusammen mit Menschen, die sich einen Berufswechsel wünschen, mit Jobsuchenden und solchen, die sich selbstständig machen wollen, Ideen und Möglichkeiten. Er hat zu tun mit jungen Menschen, Büroangestellten, Musikern, Managern, Handwerkern und Rentnern. Einen Unterschied macht er nicht. Gleichzeitig hält er regelmäßig Vorträge, bietet Seminare an und berät Firmen. Sein Konzept kommt an. Der Ansatz, den er sich im Laufe der Jahre erarbeitet hat, stellt den Menschen mit all seinen Interessen und Talenten in den Mittelpunkt. Die Menschen, die er begleitet, macht er gleich am Anfang zu "Journalisten in eigener Sache". So soll jeder für sich herausfinden, welcher berufliche Entwurf ihm eigentlich liegt. Und das ist gar nicht immer so einfach. Ausgehend von individuellen Talentbündeln, wie er es nennt, versucht er gemeinsam mit der betreffenden Person in mehreren Schritten herauszufinden, welcher Beruf und welche Arbeitsstelle für den einzelnen passen könnten. Dass dabei manchmal ganz andere Tätigkeitsfelder herauskommen als der ursprüngliche Beruf, überrascht ihn nicht mehr.
So erzählt er von Büroangestellten, die Künstler werden. Von der Produktionshelferin, die anfängt zu studieren. Von Rentnern, die es noch mal wissen wollen. Von Seminarteilnehmern, die ihre Kollegen zu Tränen rühren. "Ich habe grundsätzlich die Haltung, dass alles möglich ist", sagt Thomas Malburg. Das vermittelt er auch privat seinen beiden Kindern. Das sei zwar etwas abstrakt, sagt er. So sieht er ein, dass ein 70-Jähriger wohl nicht mehr Papst wird und seine Tochter wahrscheinlich auch nicht Bundeskanzlerin. Aber darum geht es eigentlich nicht. "Wenn wir Wünsche, Träume und Visionen haben, und wenn wir es wirklich ernst meinen, dann ist die Energie, mit der wir darauf zugehen, eine ganz andere." Wer sich seiner Fähigkeiten bewusst ist, wer sein ganz eigenes Ziel verfolgt, der kommt eher an. Im Beruf und auch im Leben.
Wer sein ganz eigenes Ziel verfolgt, der kommt eher an
Alles ist möglich. Dass das so ist, zeigt sein eigener Werdegang. Als Kind eines Bahnbeamten ist sein eigener Weg nicht auf Anhieb klar. Sport, Musik, Kunst? Was nach seinem Abitur kommen soll, ist erst eine diffuse Angelegenheit. Dabei ist sich Thomas Malburg allerdings schon früh sicher, dass das Erwachsensein mehr bereithalten muss als einen Beruf, der keinen Spaß macht. Als Schlüsselerlebnis beschreibt er eine Unterhaltung, die er als Zwölfjähriger mit seinem Vater hat. Dem Vater stellt er die einfache Frage, ob ihm seine Arbeit eigentlich Spaß macht. Die verhaltene Antwort lässt ihn stutzig werden. Dass die eigene Arbeit keinen Spaß macht, "das will ich meinen Kindern später nicht erzählen müssen", sagt er rückblickend über diese Erkenntnis. Letztendlich entscheidet er sich für ein Studium. Nach dem Abitur schreibt er sich an der Universität ein, belegt zuerst das Fach Sportwissenschaft, es folgen mehrere Fächer und Schwerpunkte, mit dabei Pädagogik, Sozialpsychologie, Sportmedizin und Kunsterziehung. Schon im Studium knüpft er Kontakte mit Menschen, denen seine Art gefällt. Über einen Kommilitonen erhält er die Möglichkeit, Seminare für Manager zu halten. Diese Gelegenheit packt er beim Schopf und fasst so im Laufe der Zeit immer festeren Fuß im Coaching-Geschäft. An sein Studium schließt er eine Heilpraktikerausbildung und zahlreiche Fortbildungen an. Besonders geprägt, das hebt er hervor, hat ihn die traditionelle Chinesische Medizin in den frühen 90er-Jahren. Sie gibt ihm auf philosophischer und lebenspraktischer Ebene Impulse für seinen ganzheitlichen Ansatz.
Wenn man Thomas Malburgs besonderes Talent beschreiben sollte, könnte man sagen, er hat das Talent, dass er ein Multitalent ist. Sonst wäre ein Werdegang in dieser Art nicht möglich. Er ist breit aufgestellt und interessiert sich für vieles. Wer ihn zuhause besucht, wird von zwei Hunden im Treppenhaus begrüßt. Drinnen stehen Bücher. Viele Bücher. Und ein E-Piano. Thomas Malburg steht nie still. Was bei ihm Berufungsberater und was Privatperson ist, kann man nicht voneinander trennen. Sein Beruf ist mit seinem Leben verwoben. So überrascht es nicht, dass er umgekehrt auch sein Hobby in seinen Beruf integriert. Die Musik ist seine große Leidenschaft. Momentan tritt er nebenher als Pianist auf, er singt im Gospelchor Gospeople. Über die Erfahrung im Chor sagt er: "Das ist so kraftvoll." Und dann schließt sich auf einmal der Kreis: "Es gibt ein Lied, das endet am Schluss mit all things are possible. Das Lied heißt When you believe." When you believe all things are possible. Er hält kurz inne und sagt dann: "Da kriege ich jetzt gerade Gänsehaut." Musik verbindet Menschen und erzeugt Emotionen. Gerade überlegt er deshalb, ob er die Musik nicht in eine Art Vortrag integrieren oder Lieder zum Thema aufführen soll.
Thomas Malburg steht eben nie still.
Rebekka Thiel