Eine spontane Idee hat dem Designer Thorsten Dick viele Trophäen für die Vitrine eingebracht. Der Saarbrücker gewinnt mit seinem Champagnerkühler "Delfazzo No. 5" einen Preis nach dem anderen. Im Juli wird ihm nun auch der Red Dot Design Award 2017 verliehen.
Ganz unverhofft traf es den Baukünstler und Interior-Designer Thorsten Dick. Er und sein Team, ebenso die Leiterin des Marketingbereiches Miriam Hanna, fielen aus allen Wolken, als vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass er und sein Saarbrücker Unternehmen Digkdesign gleich dreimal für seinen Entwurf des Champagnerkühlers "Delfazzo No. 5" ausgezeichnet wurden. In der Kategorie "Special Mention" des German Design Award wurde er als "Winner" 2017 ausgezeichnet sowie mit dem Iconic Interior Design Award. Zudem gewann er den Red Dot Design Award 2017, der im Juli dieses Jahres in Essen verliehen wird. Für ein Jahr wird dann sein Sektkühler im Essener Museum gezeigt. "Eine tolle Sache", sagt Thorsten Dick, und weiter: "Wann schafft man es schon einmal in die Vitrinen einer Designschau und das für ein ganzes Jahr?" Was einmal aus Jux und Tollerei, damit meinen sie die Teilnahme am German Design Award, begann, hat sich wider Erwarten ausgezahlt.
Die Anregung, einen Champagnerkühler zu machen, kam von Miriam Hanna. Thorsten Dick ließ sich nicht lange bitten und machte sich an den Entwurf. "Nachts kommen mir oftmals die Ideen zu Projekten", erzählt der Designer, der sich in seiner Firma Baukunst Digk GmbH hauptsächlich um die Inneneinrichtung von Privatwohnungen, Arztpraxen und Gastrobetrieben im zeitgemäßen Chic kümmert.
Aus Mineralwerkstoff Corian gefertigt
Als er dann eines Tages ein Stück Corian mit Hilfe von Hitze in die Form des Kühlers gebracht hatte, fand diese Idee sofort Freunde. Hygienisch und neudeutsch stylisch zugleich. Zudem lässt sich "Delfazzo" in Serie produzieren. Das Kühlgefäß ist nicht nur in Restaurants und bei festlichen Anlässen ein Hingucker mit besonderen Formen. Mit ihm lässt sich gleich eine ganze Reihe von Flaschen kühlen. Ebenso sollte die Sektschale auch als Design-Objekt gesehen werden, die auch unbefüllt die Aufmerksamkeit eines jeden Betrachters auf sich lenkt.
Seit mehr als einem Jahrzehnt verwendet der Baukünstler den Werkstoff Corian des Schweizer Traditionsunternehmens DuPont. Schon lange ist dieser Werkstoff Grundlage für Küchen- und Tischplatten, für Badewannen, die ein angenehmes Temperaturgefühl vermitteln, und auch Werkstoff für Gebrauchsgegenstände und Industriedesign.
Im Online-Shop des Designers findet man eine ganze Reihe von Home-Accessoires. Neben den Obstschalen "Delfrutta", "Gritboard" und "Barriq" stehen die Suppen- und Gemüseschale "Veggiebowl", der "Appetizer" für Sushi-Freunde, aber auch die Ablage "Paperplate" für unbezahlte Rechnungen und unerledigte Korrespondenz sowie die Relax-Liege "Lounger" und ein stiller "Butler", um ein paar zu nennen. Allesamt auch aus dem Verbundstoff Corian.
Doch was ist Corian eigentlich? Wie so oft wüsste man gerne mehr, doch ist es mühsam, die wichtigen Informationen auf die Schnelle zu erhalten. Deshalb hier in wenigen Sätzen das Nötigste: Corian ist laut Hersteller ein Verbundwerkstoff aus Gibbsit (einem relativ seltenen Mineral), Polymethylmethacrylat, Katalysatoren und anderen Härtungsmitteln. "Dieser Werkstoff lässt sich wunderbar verarbeiten. Er ist zum einen wärmeleitend, eignet sich also für Badewannen und Waschbecken hervorragend, zum anderen kühlt das Material ebenso gut. Also genau passend für meinen Champagnerkühler Delfazzo", erläutert Dick seine Entscheidung, eben diesen Werkstoff zu verwenden.
"Ebenso ist das Material gut formbar, bei einer Temperatur von etwa 140 Grad Celsius lässt es sich problemlos verarbeiten. Auch Reparaturen an Tisch- und Arbeitsplatten lassen sich einfach handhaben", ergänzt der Designer, der seit 2015 zu dem kleinen Kreis der Quality Network Partner (QN) der Marke DuPont gehört, der den Mineralstoff Corian für seine Entwicklungen fokussiert.
Ursprünglich hatte der Kuseler Thorsten Dick vor, nach dem Abitur Innenarchitektur zu studieren. Doch damals waren die Studiengänge völlig überlaufen. 1994 entschied er sich, seinen handwerklichen Fähigkeiten folgend, zu einer Ausbildung zum Tischler in einem Handwerksbetrieb, der Möbel entwarf und die Ideen auch in Holz umsetzte. Nach der Lehre schloss er eine betriebswirtschaftliche Ausbildung an und besuchte in Kaiserslautern die Meisterschule, die er im Jahr 2000 mit der Meisterprüfung und dem besten Meisterstück seines Jahrgangs abschloss. Fortbildungen in Innenarchitektur und Design folgten sowie 2001 die Gründung der ersten Möbeldesign-Firma. Der Liebe wegen sei er nach Homburg gezogen. Die Liebe verging, und der Pfälzer entschied sich, nach Saarbrücken zu gehen.
Produkte werden
bisher nur im
Internet vertrieben
Im Saarland fühle er sich wohl, betont Thorsten Dick, und daran solle sich in Zukunft auch nichts ändern. Mit einem Kooperationspartner betreibt er in Waldmohr eine Tischlerwerkstatt, in der Mitarbeiter seine Entwürfe in die Tat umsetzen. Dick hat sich auf die individuelle Umsetzung und Ausführung von Wohnraumkonzepten und innenarchitektonischen Besonderheiten spezialisiert. Seit einigen Jahren verfügt sein Betrieb Baukunst Digk GmbH über ein Netzwerk von Handwerkern, mit denen er für Privatkunden Komplettlösungen anbieten kann. Seine Firma bietet das gesamte Paket von der gestalterischen Entwicklung bis zur praktischen Umsetzung. 2012 gründete er Digkdesign mit der Kernsparte Produktdesign, Design und Interieur. 2015 wurde die Idee des Champagnerkühlers aus Corian Wirklichkeit und er bewarb sich mit "Delfazzo No. 5" für den saarländischen Designerpreis. 2016 folgten dann die Nominierung des Champagnerkühlers für den German Design Award und die Auszeichnung in der Kategorie "Special Mention" bei diesem Wettbewerb und beim Iconic Award in der Kategorie "Interior Innovation Selection".
Schmunzelnd erklärt Dick: "Es braucht ein wenig Glück, mit einem Produkt den Nerv der Zeit zu treffen und die Jury von etwas Außergewöhnlichem zu überzeugen. 4.500 Einsendungen gehen jedes Jahr bei diesem Wettbewerb ein, und 300 werden prämiert. Mit dem Champagnerkühler im italienischen Fazzoletto-Stil scheint mir dies gelungen. Dieser geschwungene Stil von Vasen der Insel Murano, die für ihre Glaskunst berühmt ist, haben mich inspiriert. Fünf Flaschen finden in dem großen Kühler Platz, und mit dem Mineralwerkstoff Corian ist das Produkt hygienisch, zeitlos schön, betrachtet man die Wiederverwertbarkeit auch nachhaltig, unkaputtbar und ebenso für viele Bereiche einsetzbar."
Die Designs des Pfälzer Entwicklers sind vorerst noch nicht im Handel zu erwerben. Bislang vermarktet er seine Produkte ausschließlich auf seiner Internetseite (www.digkdesign.com). In seinem Onlineshop findet der Besucher so manche interessante Produktidee, die ebenso zeitlos wie originell und praktisch ist. Bei Thorsten Dicks Entwicklungen hat man es schwer, sich zwischen den Begriffen Produkt-, Gebrauchs- oder Kunstdesign zu entscheiden. Doch wie Dick anmerkt: "Der Kundenwunsch steht immer an allererster Stelle. Wir haben es alle schwer, uns für das Richtige zu entscheiden. Ein Konsumgut bleibt eben ein Gebrauchsgegenstand, doch im besten Fall sollte man seine Schönheit erkennen und eben diese bewahren."
Michael H. Schmitt