Guiseppe Nardi und sein Team haben vor einiger Zeit angefangen, den Marktplatz in Homburg kulinarisch aufzuwerten. Nach dem Restaurant "Oh!lio" und der Weinbar "Vin!oh" gibt es nun die Eismanufaktur "Gelat!Oh".
Im Umfeld des Homburger Marktplatzes hat ein neues und ganz besonderes Eiscafé eröffnet. Streng genommen ist es keine Eisbar im herkömmlichen Sinne, sondern eine Eismanufaktur. Schon jetzt reiht sich das Haus mit dem herrlich kühlen Genuss in die Spitzengruppe der saarländischen Eisspezialitäten ein. Giuseppe Nardi und seine Mitstreiter haben ja schon vor einiger Zeit angefangen, den Homburger Marktplatz nach und nach genussvoller zu machen. Ihre ersten beiden Gastronomiebetriebe, das "Oh!lio" und das "Vin!oh", werden mittlerweile von vielen Menschen freudig frequentiert.
Ich sitze mit Tina Nardi, die das "Gelat!Oh" leitet, auf der sonnigen Terrasse in der Eisenbahnstraße bei einem Eis. Die junge Frau erzählt: "Wir saßen vor einiger Zeit zusammen mit meinem Bruder Giuseppe beim Mittagessen. Da sagte mir mein Bruder, er habe ein ehemaliges Eiscafé angemietet und wolle dort ein weiteres Projekt starten. Anschließend beauftragte er mich, ein Konzept dafür zu erarbeiten."
Es sollte ein besonderes Eiscafé werden, eines mit dem Qualitätsanspruch, der ja auch die Grundlage der beiden anderen Läden ist. Tina Nardi schloss sich mit ihrer Schwägerin Mila Nardi-Rollmann zusammen. Sie ist Architektin und zurzeit in Babypause. Die Aufgabenstellung war vielfältig, denn das Eiscafé sollte Wärme ausstrahlen, das Eis von einem Fachmann hergestellt werden und die Rohstoffe alle natürlich sein. Die beiden sortierten ihre zahlreichen Ideen, fuhren auf verschiedene Messen, nahmen Kontakt zu zuverlässigen Rohstoffhändlern auf. Und zu einem Architekten in Italien, der auch nördlich der Alpen dafür bekannt ist, dass er sehr individuelle Eiscafés gestalten kann. Dazu arbeitet er gerne mit natürlichen Materialien, vor allem Holz.
Das Interieur hat mich schon beim Reinkommen gleich begeistert. Mit hellem Holz und kleinen Kissen auf den Bänken strömt das Haus Gastlichkeit und Wärme aus. Vom Stuhl über die Farben alles ist wirklich sehr gelungen. Vor allem die Theke ist wunderschön gestaltet von einem Fachmann, der weiß, wie man Arbeitsabläufe optimal organisiert. Im Februar kamen die Materialien, und alles wurde aufgebaut. Seit April strömen die Gäste, und Homburg ist heute fraglos um eine Attraktion reicher.
Allerdings macht ein zweifelsohne wunderschönes Interieur noch lange kein gutes Eis. Und darauf kommt es ja schließlich an. Doch auch diese Feuerprobe besteht das "Gelat!Oh" ohne Tadel. Tina Nardi erklärt, was das Besondere an ihrem Eis ist. "Wir legen großen Wert auf unsere Rohstoffe. Bioqualität muss es sein. Alles frisch und hausgemacht. Milch und Joghurt etwa beziehen wir von der Bliesgau-Molkerei. Wir verwenden Frischmilch mit 3,7 Prozent Fettgehalt und keine pasteurisierte H-Milch mit 1,5 Prozent Fettgehalt. Manchmal sind wir selbst überrascht, welch guten Produkte hier entstehen", sagt sie und lacht.
Im "Gelat!Oh" werden wie erwähnt nur ausgesuchte Rohstoffe verwendet, bevorzugt aus der Region rund um Homburg. Da ist ja der Bliesgau auch nicht weit. Fair Trade ist heute ein Label, das sich zum Glück immer stärker durchsetzt. Faires Geld für faire Produkte dieser Gedanke begleitet das Haus bei der Auswahl der Zutaten und der Lieferanten. Die Macher des "Gelat!Oh" kennen die Bauern der Region, die ihnen die Früchte für ihr köstliches Fruchteis liefern, genauso wie den Müller, der das Mehl für die hausgemachten Kuchen und ihre selbst gebackenen Cookies im Saarland mahlt.
Natürlich lassen sich nicht alle Zutaten ausnahmslos aus der Region besorgen. Die Zitronen etwa kommen aus Italien. Bananen kommen logischerweise auch nicht von regionalen Händlern.
Bei den Produkten zählen Frische und viel Regionalität
Auch die Schulung der Mitarbeiter spielt bei der Umsetzung eines Konzeptes eine wichtige Rolle. Ein Eislaborant, der die selbe Qualitätsphilosophie vertritt wie die Inhaber, machte Weiterbildungen und Schulungen für die Mitarbeiter. Das Haus hat derzeit fünf Angestellte, die alle eine besondere Liebe zum Eis oder Kaffee verbindet. Natürlich werden hier auch die Eistees selber gemacht, und auch selbst hergestellte Limonaden stehen auf der Karte. Und diese werden nicht nur für Kinder bestellt.
Gewöhnliches gibts hier nicht! Der Ansporn des Eiscafés ist es, selbst aus Bekanntem das Besondere zu machen. Klassiker wie Vanille- und Schokoladeneis schmecken hier anders als anderswo. Es lohnt sich aber auch, offen für Neues zu sein, denn die Gäste können einige Sorten probieren, die sie so bisher vermutlich noch nie gegessen haben. Das Prinzip dahinter ist recht einfach: Verkauft wird nur, was den Betreibern und Mitarbeitern selbst schmeckt. Als Familienunternehmen mit italienischer Tradition adaptieren sie hier das Moderne mit dem Wissen vergangener Generationen.
Das beginnt bereits bei der Präsentation der verschiedenen Eisbecher. Diese werden mit viel Liebe zum Detail gestaltet, das Auge isst schließlich mit. Die Liebe zum Detail sieht man aber nicht nur, man schmeckt sie auch. Ausgewählte Eissorten variieren je nach Jahreszeit. Natürlich werden auch alle Saucen hausintern gemacht. Wie es sich für ein gutes Geschäft auf der Höhe der Zeit gehört, gibt es auch Angebote unter den Stichworten laktosefrei, glutenfrei und vegan. Frei von Konservierungsmitteln, frei von künstlichen Aromen, frei von Farbstoffen.
Natürlich sind die Fruchtbecher mit echtem Obst bestückt. So ist das Bananeneis entsprechend nicht so gelb, wie das Bananeneis, das chemisch geschönt ist. Richtige Bananen oxidieren halt mit Sauerstoff. Die Pistazien fürs Eis stammen aus Sizilien, auch hier fällt die Qualität des Eigengeschmacks auf. Die Schokolade hat einen hohen Kakaoanteil, der Eigengeschmack ist etwas Besonderes. Jedes Eis lässt sich mit unterschiedlichen Toppings noch verfeinern. Wer möchte, kann sich ein Bällchen Eis auch zwischen zwei selbst gebackenen Cookies servieren lassen eine originelle Idee, wie ich finde.
Nach alten italienischen Rezepten werden im Haus auch die Kuchen selbst gebacken. Natürlich auch nach dem Lauf der Jahreszeiten und mit modernen Backideen ergänzt. Dazu gibt es Kaffee aus der modernen Kaffeemaschine nach italienischem Gusto und alter Tradition: Cappuccino, Espresso oder Latte Macchiato.
Ich überlege gerade, welchen Kaffee ich bestellen soll, da betritt Giuseppe Nardi die Eismanufaktur. Er kommt auf mich zu und sagt: "Kennst Du die Spezialität aus meiner Heimat, den Affogato?" "Nein", sage ich, "Was bedeutet das?" "Nun", entgegnet er mir. "Die Italiener genießen im warmen Sommer ihren Espresso als Affogato. Damit sie die Erfrischung und ihren geliebten Espresso zusammen genießen können, sind sie auf die Idee gekommen, ein Bällchen Eis in einem Espresso zu ertrinken. Das bedeutet dieses Wort nämlich. Traditionell nehmen sie dazu Vanille- oder Nusseis. Diese kaltwarme Spezialität hat ihren Reiz." Und so setze ich mich raus in die Sonne mit meinem Affogato. Der Eismann Pirrera macht gerade frisches Eis. Tina kümmert sich um neue Gäste. Ich beobachte Marco, der in der Eisbar seines Bruders groß wurde und mich heute bedient, wie er weitere Eisbecher an andere Tische bringt. Drinnen an der Kaffeemaschine steht Nico. Er ist der Barista hier, der sich ganz der Kaffeewissenschaft hingibt. Hervorragend an der Bar! Und wissen Sie, was ich denke? Hier bin ich absolut richtig.
Rolf Klöckner ist Ehrenmitglied des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften. Entscheidend für die Ernennung waren seine langjährigen und erfolgreichen Bemühungen, Kindern das Kochen als grundlegende Kulturtechnik zu vermitteln.