Er war der strahlende Moderator bei der TV-Spielshow "Das Glücksrad" und schlug sich beim RTL-Format "Ich bin ein Star Holt mich hier raus!" durch den australischen Dschungel. Jetzt stellt sich Peter Bond einer neuen Herausforderung: Mit der kürzlich formierten Partei "Demokratische Bürger Deutschland" (DBD) kämpft der 64-Jährige um den Einzug in den saarländischen Landtag.
Der Anruf kommt plötzlich und reißt den ehemaligen Glücksrad-Moderator zurück ins politische Leben. Am anderen Ende der Leitung hört Bond die Stimme seines Freundes Hans Peter Pflug. Ohne groß auszuschweifen, kommt der Geschäftsführer eines saarländischen Karosseriebaubetriebes auf den Punkt. "Er erzählte mir von der Gründung der saarländischen DBD und schlug mir vor, der Partei beizutreten", fasst der 64-Jährige die Unterhaltung im September vergangenen Jahres zusammen. Doch Bond war zunächst einmal nur wenig enthusiastisch.
Der deutsche Schauspieler mit polnischen Wurzeln war nämlich schon mal politisch aktiv: 2002 kandidierte er als FDP-Mitglied für den Bundestag in Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings ohne Erfolg. "Die vergangenen Jahre blieb ich natürlich interessiert", betont Bond, seine aktive politische Karriere hing er jedoch an den Nagel. Bis zum besagten Anruf im September vergangenen Jahres. "Die Programminhalte der DBD haben mich überzeugt", erklärt Bond seine Entscheidung, nochmals ins politische Leben einzutauchen, "etwas für die Menschen zu erreichen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen das war für mich der Grund, wieder politisch aktiv zu werden."
Lange gibt es die Partei Demokratische Bürger Deutschland zu diesem Zeitpunkt nicht. Der Bundesverband wird im Januar 2016 gegründet, kurz nach den Übergriffen der Silvesternacht in Köln. Der Verantwortliche der neuen Formation ist Ralf Piekenbrock, ein Polizeibeamter aus Dortmund. Sein stellvertretender Bundesvorsitzender wird Hans Peter Pflug. Kurze Zeit später ruft Pflug die DBD auch im Saarland ins Leben.
"Das Ziel der DBD ist es, die Belange unserer Mitbürger zusammenzufassen und bürgernahe Politik zu machen", betont Bond. "Das ist auch etwas, was uns ausmacht: Politik vom Bürger für den Bürger." Und sie beginnt bei der Steuerregelung. "Die meisten Steuereinnahmen kommen von den kleinen und mittelständischen Betrieben", fasst Hans Peter Pflug zusammen. "Deswegen brauchen wir unter anderem auch eine vernünftige Steuerpolitik." Die DBD tritt gegen die kalte Steuerprogression ein.
Für Politik mit mehr Bürgernähe
Auch die Subventionspolitik soll sich neu ausrichten. "Es kann nicht sein, dass kleine Betriebe verbittert kämpfen müssen, um eine staatliche Förderung zu erhalten", bedauert Pflug. Große Konzerne dagegen, die über Eigenkapital verfügen, werden laut dem saarländischen Parteivorsitzenden jedoch problemlos unterstützt. Als Beispiel führt der 60-Jährige das Bosch-Werk in Wellesweiler an. "Das ist meiner Meinung nach ein hervorragendes Beispiel für eine total verfehlte Subventionspolitik: Die saarländische Wirtschaftsministerin pumpt 17 Millionen Euro in einen Konzern, der diese Summe auch selbst locker tragen kann. Dabei werden Millionen einfach so versenkt ohne jegliche Garantie auf den Erhalt von Arbeitsplätzen. So darf das natürlich nicht laufen."
Des Weiteren fordert die DBD mehr Mitspracherecht für die Bürger. "Jetzt müssen Volksbegehren eine unheimlich hohe Hürde nehmen, um überhaupt gehört zu werden", fährt Pflug fort. "Da muss sich natürlich auch etwas ändern."
Zudem nimmt auch die Familienpolitik eine wichtige Rolle im DBD-Programm ein. "Im Saarland allein leben über 25.000 Kinder in Kinderarmut", zieht Pflug Bilanz. "Das ist eines Sozialstaates unwürdig." Eine mögliche Lösung sieht der DBD-Landesvorsitzende in einer wirtschaftlichen Unterstützung seitens der Landesregierung. "Subventionen von Familien müssen ausgebaut werden", berichtet Pflug weiter. "Familien mit zwei oder mehr Kindern müssen besonders gefördert werden. Das soll als Anreiz dienen, mehr als ein Kind zu bekommen und damit dem Schrumpfen der Bevölkerung entgegenzuwirken."
Bei der Frage nach der inneren Sicherheit des Saarlandes scheinen die DBD- Mitglieder mit dem CDU-Innenminister Klaus Bouillon zufrieden zu sein. Auch Pflug setzt sich für "mehr Polizei in der Fläche" ein. Die Integrationspolitik lässt dagegen Luft nach oben, so Pflug. "Es reicht nicht, dass wir die Flüchtlinge aus den Auffanglagern auf Gemeinden verteilen und sie dann zum größten Teil sich selbst überlassen", mahnt Pflug. "Es sollte ein Programm erstellt werden, bei dem die Menschen auch betreut werden und ihnen dadurch auch ein Zugang zu unserer Gesellschaft ermöglicht wird."
Rund 200 Mitglieder zählt die DBD bundesweit, 33 kommen aus dem Saarland. Um neue Mitglieder zu rekrutieren legen sich die DBD-Kandidaten mächtig ins Zeug: Auf Infoveranstaltungen, bei Gesprächsrunden und in Form privater Hausbesuche stellen Pflug und Bond die Inhalte ihrer Partei vor.
"Natürlich hilft mir meine Fernseh-Vergangenheit, bei den potenziellen Wählern den Fuß in die Tür zu setzen", stellt Bond fest. Als Wahlkreiskandidat kümmert sich der ehemalige TV-Star um Neunkirchen und den Saar-Pfalz-Kreis. Viele Menschen erkennen den 64-Jährigen auf Anhieb, einige erinnern sich sogar an seine Karriere im Erotikfilm-Genre Mitte der 70er-Jahre. "Die Reaktionen sind fast ausschließlich positiv", resümiert Bond. Auch in Bezug auf die pornografischen Filme scheint die Kritik schon lange verklungen zu sein. "Doch ob sie anschließend auch unsere Partei wählen, bleibt erstmal dahingestellt", gibt Bond zu. Erstrebenswert wäre es allerdings, denn "es wird Zeit für eine Veränderung." Da ist sich Bond mehr als sicher.
Von Julia Indenbaum