Die Spielzeit der Saarland Hurricanes in der Bundesliga nähert sich dem Ende, noch zwei Spiele muss die Mannschaft absolvieren. Wie schon im Vorjahr ist sie erfolgreich unterwegs, konnte sich als ernstzunehmender Gegner in der Liga etablieren. Am Sonntag trifft das Team von Head Coach Tom Smythe auf einen seiner ärgsten Konkurrenten im Kampf um die Playoffs.
Sie sind einfach ein wirklich sehr gutes Team", sagt Tom Smythe. "Sie haben wohl das meiste Talent der Liga in ihrer Mannschaft und sind vielleicht das beste Team gegen das man in Deutschland spielen kann." Der Head Coach der Saarland Hurricanes ist normalerweise keiner, der sich leicht zu überschwänglichen Lobreden hinreißen lässt. Und doch nötigt ihm der nächste Gegner seiner Mannschaft großen Respekt ab: Am kommenden Samstag treffen die Saarland Hurricanes um 17 Uhr im Heimspiel im Ellenfeldstadion in Neunkirchen auf die Samsung Frankfurt Universe.
Im ersten Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten in der Süddivision der German Football League (GFL) vor vier Wochen unterlagen die Saarländer mit 36:3. Drei Touchdowns erzielten die Frankfurter in dieser Partie allein im dritten Spielviertel. "Die Universe hat nach der Halbzeit einfach zu viele Big Plays gemacht, und wir konnten nicht dagegenhalten", sagt Smythe und meint damit die großen Raumgewinne, die die Frankfurter Offensive immer wieder mit nur wenigen Spielzügen erzielte. "Wir sind eben noch ein junges Team und müssen erst noch wachsen und lernen, aber wir haben gegen eine der besten Mannschaften wirklich lange gut mithalten können", ergänzt Smythe.
Und dass die Frankfurter zu den Besten der Bundesliga zählen, zeigt ein Blick auf die Tabelle: Mit bisher nur einer knappen Niederlage gegen den Klassenprimus Schwäbisch Hall Unicorns steht die Universe zurzeit auf dem zweiten Tabellenplatz. Und das, obwohl die Mannschaft erst in der letzten Saison den Aufstieg aus der Zweiten Liga in das Oberhaus des deutschen Football schaffte.
Die Erklärung für diesen kometenhaften Aufstieg ist simpel: das große Geld. Ähnlich wie in der Fußball-Bundesliga verfügen auch in der GFL einige Teams über bedeutend mehr Geld als andere. In FC-Bayern-Manier verpflichtete Frankfurt in diesem Jahr viele der besten Spieler Europas und stellte so eine Mannschaft zusammen, die mit dem letztjährigen Aufsteiger-Team nicht mehr viel gemein hat. "Die Universe hat geschätzt das Acht- bis Zehnfache unseres Budgets", berichtet Felix Motzki, Sportlicher Leiter im Saarland, und sagt weiter: "Finanziell ist das auf jeden Fall eine Zwei-Klassen-Gesellschaft."
Es gibt in der Vergangenheit viele Beispiele für Vereine, die mit einem derartigen Finanzgebaren in der GFL erfolgreich waren. Oft jedoch, so Motzki, sei dieser Erfolg nur von kurzer Dauer gewesen und hätte der Liga insgesamt sehr geschadet. "Selbst wenn manche dieser Mannschaften auch auf lange Sicht erfolgreich sind, wie die New Yorker Lions aus Braunschweig, hat die Liga von dem vielen Geld nicht profitieren können", erklärt er. "Ich sehe das aber nicht so kritisch wie manch anderer, eher als Herausforderung, mit unseren Mitteln diese Vereine herauszufordern und in der Bundesliga erfolgreich zu sein."
Und tatsächlich sind die Hurricanes erfolgreich und haben trotz der Niederlage am Wochenende in München gute Chancen, die Play Offs zu erreichen. Einen großen Anteil an diesem Erfolg haben zwei junge Franzosen: Bryan Billy und Victor Ferrier.
Der 23-jährige Billy, der aus La Rochelle in Westfrankreich stammt, spielte zuvor ein Jahr an der University of McGill in Montreal in Kanada Football. Ferrier, der ein Jahr älter ist als Billy, wuchs im Süden von Frankreich auf, in Biarritz, und spielt schon seit Längerem in der französischen Nationalmannschaft. Beide kennen sich aus ihrer Zeit im Team der Kangourous de Pessac, das in Bordeaux beheimatet ist. "Die beiden sind Stammspieler bei uns und haben bisher sehr gute Leistungen gezeigt. Und beide sind gute Jungs, gute Teamkameraden", lobt Smythe.
Und die Leistungen der zwei Franzosen sind in der Tat beeindruckend: Billy, der als Passempfänger in der Offensive zum Einsatz kommt, war bisher der Hauptabnehmer der Pässe von Quarterback Alexander Haupert. Und auch Ferrier, der in der Verteidigung spielt, ist in der Statistik ganz vorne mit dabei, konnte den gegnerischen Ballträger 69 Mal zu Boden bringen er ist damit der drittbeste Verteidiger der Saarländer.
Die deutliche Niederlage im Hinspiel gegen die Frankfurt Universe empfinden Billy und Ferrier als unglücklich. Ihre Teamkameraden von den Hurricanes und sie selbst hätten zu viele Fehler gemacht, sie hätten den Frankfurtern zu viele Punkte geschenkt, sagen beide. "Natürlich ist die Universe ein richtig gutes Team, aber ich denke, wenn wir nicht mehr so viele mentale und technische Fehler machen, können wir das zweite Spiel gewinnen", erklärt Billy.
Deutliche Niederlage gegen die Frankfurt Universe im Hinspiel
Das zweite Spiel gegen die Hessen läutet das Ende der regulären Saison für die Hurricanes ein. Anfang September trifft das Team im letzten Spiel auf die Allgäu Comets danach beginnen die Playoffs. Im letzten Jahr landeten die Saarländer am Ende auf dem vierten Tabellenplatz der GFL Süd und scheiterten im Viertelfinale am späteren Meister aus Braunschweig. "Wenn wir eines der letzten beiden Spiele gewinnen, müsste das für den dritten Tabellenplatz reichen", sagt Smythe. Im Viertelfinale würden die Hurricanes dann nicht gegen den Tabellenersten des Nordens antreten müssen, sondern sähen sich mit dem vermeintlich einfacheren Gegner auf dem zweiten Nord-Rang konfrontiert.
Um diesen zweiten Tabellenplatz in der GFL Nord streiten sich zurzeit zwei Teams: die Dresden Monarchs und die Berlin Rebels. An der Spitze der Liga stehen wie im letzten Jahr die Braunschweiger. Über ein mögliches Viertelfinale gegen eine dieser Mannschaften hat sich Smythe indessen noch keine Gedanken gemacht: "Klar, die Teams im Norden sind stark, aber ich habe mich noch nicht viel mit ihnen beschäftigt. Ich hatte zu viel damit zu tun, die Teams im Süden zu schlagen", sagt er und lacht.
Hendrik Voss