Beim Stichwort "mangelnde Privatsphäre im Netz" denkt man zunächst an die Überwachung durch Geheimdienste wie NSA und BND. Doch die "kommerziellen Überwacher" können viel gefährlicher sein. Eine kleine Box kann Abhilfe schaffen.
Im Netz sind wir alle anonym? Von wegen. Im Internet werden wir stärker überwacht, als im normalen Leben weil es so einfach geht. Weil es technisch automatisiert ohne großen Aufwand möglich ist, also ohne deshalb jede Menge Personal abstellen zu müssen wie zu Zeiten der Stasi. Und deshalb machen dies nicht nur Geheimdienste, sondern auch vermeintlich harmlose, normale Unternehmen.
Jeder hat dies sicher selbst schon erlebt: Man schaut einmal im Netz nach einer neuen Winterjacke und schon wird einem diese monatelang immer wieder in Werbeeinblendungen angeboten, obwohl man sie längst gekauft hat oder eine andere. Die Werbenetzwerke haben sich das potenzielle Interesse gemerkt.
Das mag auf den ersten Blick sogar nützlich erscheinen, wenn man nur Werbung erhält, die einen auch tatsächlich interessiert. Es kann aber auch ärgerlich werden. Der Klassiker sind jene hartnäckig wiederkehrenden Werbeeinblendungen für kleine blaue Pillen oder Treppenlifte, mit denen sich der so umworbene User sofort 20 Jahre älter fühlt. Ärgerlicher ist es schon, wenn nach einer nächtlichen Surf-Tour am nächsten Morgen am Familien-PC gehäuft Erotik-Werbebanner auftauchen oder auffallend oft Medikamente gegen Herpes angepriesen werden. Das sorgt dann für peinlichen Erklärungsbedarf.
Doch auch andere Kriterien werden von Online-Anbietern ausgewertet. So wird sich mancher wundern, warum er beispielsweise die AVM Fritzbox 7490 im Büro am Windows-PC bei Amazon für 194 Euro angeboten bekommt, doch zuhause am Mac, wenn er sie kaufen will, kostet sie plötzlich 199 Euro. Erst am nächsten Tag im Büro ist sie wieder für 194 Euro zu haben. Will der Shop den Nutzer ärgern?
E-Blocker schützt das Heimnetzwerk
Nun, das System geht davon aus, dass Mac-Besitzer in der Regel wohlhabender sind und gibt ihm deshalb zu Hause am Mac einen anderen Preis als im Büro unter Windows. Ebenso unterwegs am Smartphone. Dazu wird die Rückmeldung des Browsers ausgewertet, die dann auch das Betriebssystem enthält, unter dem er läuft.
Doch es gibt Mittel und Wege, dies zu verhindern. Ein sogenannter E-Blocker erlaubt es, diese Parameter fest einzustellen. So kann man den Mac zu einem Windows-PC machen und günstiger einkaufen. Oder andersrum, wenn man lieber mehr zahlt. Außerdem blockt er alle Adressen, die als Datensammler bekannt sind. Werbung wird per se jedoch nicht geblockt man will nicht der Online-Branche schaden. Nur solche, die von einem bekannten Tracking-Netzwerk ausgespielt wird. Werbung, die direkt vom Webseitenbetreiber ausgespielt wird, bleibt dagegen erhalten.
Doch tatsächlich wirkt manche Website so unaufdringlicher, weil gerade die Werbenetzwerke auch die schlimmsten Banner ausliefern. Normale Ad-Blocker tun dagegen nichts gegen das Profiling, sammeln unter Umständen sogar selbst Daten.
Der Vorteil des E-Blockers mit der eigenen Hardware gegenüber einer reinen Softwarelösung, wie beispielsweise speziellen Browsern oder Add-Ons, ist, dass er sich auf das ganze Heimnetzwerk auswirkt. Auch Smart-TVs und Smartphones können so nicht mehr getrackt werden letztere natürlich aktuell nur, solange sie nicht über Mobilfunk, sondern im Heimnetzwerk über W-Lan online gehen. Schließlich ist auch noch ein Anonymisierungs-Modus enthalten, in dem das Gerät die Verbindungen über "Tor" leitet, ein Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten. Dies sogar erstaunlich flott, allerdings bislang nur mit nicht voraussagbaren Exit-IPs und für alle aktuellen Dienste. Das kann dann schon einmal dazu führen, dass ein Video nicht nur langsam lädt, sondern unerwartet gar nicht abrufbar ist, weil es im betreffenden Land, dessen IP simuliert wird, gesperrt ist.
Prinzipiell funktioniert das Gerät genial einfach: Es ist nur an einem freien Port des Routers anzustecken, dann werden alle Datenverbindungen automatisch über den E-Blocker geleitet die Konfiguration erfolgt selbsttätig innerhalb weniger Minuten. Künftig ist auch eine drahtlose Anbindung über W-Lan möglich. Die Betriebssoftware des E-Blockers wird regelmäßig mit den neuesten Filterlisten upgedatet. Künftig soll man diese auch selbst modifizieren können, aktuell ist dies noch nicht möglich.
Wer will, kann sich die Hardware übrigens auch selbst bauen und nur die Filterlisten von Eblocker.com abonnieren. Zukünftig sind auch Jugendschutz-Funktionen geplant, derartige Filterlisten sollen 2017 abonnierbar sein. E-Blocker ist inzwischen nach einer Crowdfunding-Entwicklungsphase serienmäßig lieferbar, wird aber laufend weiter entwickelt.
Wolf-Dieter Roth