Viel Geld muss in die saarländische Wasserversorgung in den kommenden Jahren investiert werden Geld, das der Verbraucher mit seinen Gebühren bezahlt. Nicht nur das Leitungssystem ist in die Jahre gekommen, auch die Wasserreinigung wird immer aufwendiger.
Für gerade mal 110 Euro im Jahr kann jeder Saarländer nach Herzenslust duschen, die Toilette benutzen, Waschen und Spülen, Kochen und Trinken. So viel kostet durchschnittlich das Trinkwasser pro Kopf im Saarland. Bei einem Verbrauch von 110 Litern Wasser am Tag zahlt man gerade mal 30 Cent.
Preise werden zwangsläufig steigen
Doch das kann nicht so bleiben. Es braut sich etwas zusammen in der Wasserversorgung und treibt den hiesigen Wasserversorgern regelrecht die Schweißperlen auf die Stirn. Die Veränderungen des Klimas, der demografische Wandel, die zunehmende Belastung des Grundwassers durch Nitrate, die aufwendig zu entfernenden Medikamentenrückstände und Hormone aus den Abwässern sowie die anstehenden Ersatzinvestitionen für die in die Jahre gekommenen Leitungsnetze lassen die Wasserpreise langfristig zwangsläufig steigen. Dass in dieser Situation die Landesregierung jetzt auch noch das Grundwasserentnahmeentgelt, den so genannten Wassercent, erhöhen will, ist der sprichwörtliche Tropfen zu viel. Der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes kommunaler Unternehmen im Saarland, Stefan Kunz, plädiert vielmehr für die Abschaffung. "Die Lenkungswirkung der Abgabe hin zu einem noch niedrigeren Verbrauch ist nicht erforderlich, denn die Trinkwasserabgabe ist im Saarland durch den demografischen Wandel ohnehin rückläufig." Im Übrigen seien die Saarländer im Vergleich zu anderen Bundesländern schon heute Wassersparmeister.
Qualitativ hochwertiges Trinkwasser in ausreichender Menge zu angemessenen Preisen den Verbrauchern zur Verfügung zu stellen, dazu fühlen sich die Wasserversorger verpflichtet. Doch längere Hitzeperioden im Sommer mit über 35 Grad fordern ihren Preis: Die Leitungen müssen so ausgelegt sein, um an solchen Tagen die angeforderten Mengen bewältigen zu können. Immer häufiger auftretender Starkregen mit Überflutungen erfordert den Bau von Rückhaltebecken. Die Nitratbelastung durch Überdüngung und intensive Landwirtschaft überschreitet mancherorts zulässige Grenzwerte im Grundwasser. Der Bau technisch teurer Aufbereitungsanlagen ist die Folge.
Saarländer sind Wassersparmeister
Und eines der teuersten Probleme lauert unter der Erde. Es gibt zwar statistisch gesehen durchschnittlich nur geringe Wasserverluste, aber die vielfach aus den 50er, 60er und 70er-Jahren stammenden Wasserleitungen sind in die Jahre gekommen und müssen sukzessive erneuert werden. Aber das kostet Geld. Experten empfehlen eine sogenannte Leitungsrehabilitation oder besser gesagt Erneuerungsrate von einem Prozent, im Saarland liegt sie derzeit bei gerade einmal 0,35 Prozent. Viel zu wenig, um die anstehenden Ersatzinvestitionen finanziell zu bewältigen. Die Aufwendungen müssten verdreifacht werden.
Schon heute arbeiten nach Angaben des Branchenverbands BDEW viele Wasserversorger mit einer Kostenunterdeckung, sprich sie nehmen weniger ein als sie ausgeben, und das bei steigenden Kosten. Hinzu kommt, dass es für die Unternehmen für die dringend benötigten Investitionen immer schwieriger wird, an frisches Geld zu kommen aufgrund der strengen Kreditrichtlinien der Banken. Ein Teufelskreis, der sich für die Verbraucher rächen könnte. Noch steht den Wasserversorgern das Wasser zwar nicht bis zum Hals und die Wasserversorgung funktioniert einwandfrei, aber der Wasserpreis gilt in vielen Teilen Deutschlands als politisch gemacht und spiegelt nicht die wahren Kosten der Wasserversorgung wider.
Nur 20 Prozent entfallen im Durchschnitt auf den fixen Anteil, mit dem die gesamte technische Infrastruktur finanziert und in Schuss gehalten werden muss, 80 Prozent auf den variablen Teil, sprich den Wasserverbrauch. Für kostendeckende Wasserpreise müsste das im Prinzip genau umgekehrt sein. Das zu ändern, werde eine der großen Herausforderungen in naher Zukunft, sind sich die Fachleute einig.
Armin Neidhardt