Wohin bewegt sich die deutsche Automobilbranche? Technologisch rasant in Richtung Elektromobilität und Vollvernetzung des Verkehrs – eine gewaltige Aufgabe für eine Industrie, die derzeit hart um ihren Marktanteil an der vernetzten Zukunft kämpft.
Ganze 14 Jahre war Bernhard Mattes Chef von Ford Deutschland – eine Ewigkeit in der Branche. Zeit, mit ihm über die Auto-Industrie zu reden, denn die befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch. So tiefgreifend, dass es auch die Beschäftigten treffen wird. Denn die Zukunft des Automobils ist nicht nur elekÂtrisch, sondern auch digital und vollvernetzt, sodass das Auto bald mit anderen Fahrzeugen und Verkehrsleitsystemen kommunizieren kann. Erste Versuche gibt es längst. Auch Forschungsinstitute wie das Zema arbeiten daran mit und blicken sogar noch weiter in die Zukunft. Die IG Metall sieht nun mit Sorge auf den Wandel und fordert eine Entwicklung mit Augenmaß, bei der das Wissen der Arbeiter am Band genauso zukunftsfit gemacht wird wie die Unternehmen der Automobilbranche insgesamt, die im Augenblick Milliarden in die Forschung pumpen. Dabei setzt die Gewerkschaft wie auch die deutschen Autobauer weiter auf den Verbrennungsmotor, parallel läuft die Umstellung auf Hybrid- und Elektromotoren. In der Ãœbergangszeit aber bleiben die deutschen Hersteller beim Otto- und Dieselmotor, entwickeln ihn weiter. Nicht "Downsizing" ist dabei das Schlagwort, so versteht Mercedes beispielsweise sein Konzept, sondern "Rightsizing", also individuell ans Modell angepasste Motoren mit neuen Werkstoffen. Vom Wasserstoffauto ist derweil kaum noch die Rede – 2009 bereits ist BMW aus der Forschung ausgestiegen, die Geldsummen, die investiert wurden, waren zu hoch. Klaus Ahrweiler, BMW-Vertriebschef der elektrischen i-Modelle, zeigt sich optimistisch, dass die Branche die Kundenwünsche auch in Zukunft versteht und Deutschland trotz Konkurrenz aus China ganz vorne in der E-Mobilität mitmischt. Damit das geschieht, müssen auch die Zulieferunternehmen umdenken. Auch hier ist Deutschland Weltmarktführer, aber das wird nicht so bleiben, wenn sich die Unternehmen nicht anpassen. Bosch, ZF, Continental ringen derzeit mit teils harten Bandagen um neue Geschäftsfelder und digitale Lösungen, um die vorderen Spitzenplätze auch in Zukunft behalten zu können.
Falk Enderle
WIRTSCHAFT
imago/Science Photo Library
Ein ungewisser Blick nach vorn
MEHR AUS DIESEM RESSORT
Auf neuen Holzwegen
Laut der deutschen Waldstrategie 2050 soll Holz künftig eine w ...
05.04.2024
„Die Widerstände werden weiter wachsen“
Die Bedingungen für Holzöfen standen mit dem neuen Gebäude-Ene ...
05.04.2024
Auf Erfolg programmiert
Ein Konzern übertrifft derzeit viele andere an Marktwert: Nvid ...
28.03.2024
Weiter auf der Ãœberholspur
Der E-Auto-Absatz lahmt. Die Zukunft sei trotzdem elektrisch, ...
28.03.2024
Mit Empathie für die Gäste
19 Auszubildende, die gemeinsam einen Gala-Abend gestalten: da ...
22.03.2024
Unter dem Meer
Wohin mit dem Kohlendioxid aus der Industrie? Laut Ampel darf ...
22.03.2024
Schrott-Schnäppchen per Post
Chinesische Shopping-Plattformen wie Temu oder Shein überschwe ...
15.03.2024
Der Arbeit grüne Kleider
Zahlreiche Berufe weisen immer mehr Berührungspunkte mit dem T ...
15.03.2024