Trotz widriger Umstände hat Hertha BSC gegen Mainz 05 gewonnen – in Freiburg gilt es nun nachzulegen.
Es stand viel auf dem Spiel vor der Partie gegen Mainz 05. Nach der gefühlten Niederlage im Heimspiel gegen Bremen (1:1-Ausgleich in letzter Sekunde) und dem unglücklichen 0:1 beim FC Bayern hatte es erst einmal noch Lob für die Leistungen von Hertha BSC gegeben. Dann aber traten die eher unangenehmen Fakten zu Tage: nur ein Sieg aus den vergangenen fünf Spielen und Tabellenzehnter. Es war nicht nur die schwächste Platzierung in dieser Saison, sondern auch gleichbedeutend mit der Tatsache, dass sich in den letzten Wochen weitere Vereine im Rennen um die europäischen Wettbewerbe in der Tabelle vorbeigedrängt haben. Bei einer Niederlage gegen Mainz wäre man einen weiteren Rang abgerutscht – und dann war da ja noch die direkte Bilanz gegen die Rheinhessen. Nur einen Punkt und kein Tor holten die Hauptstädter aus den vergangenen vier Vergleichen. Man konnte es also drehen und wenden, wie man wollte: Ein Sieg musste her. Nicht zuletzt, weil auch zu Hause schon seit vier Spielen keiner mehr gelungen war. Und dann das: ein erster Durchgang ohne Ideen und mit vielen kleinen Fehlern. So war ein Kopfball von Jordan Torunarigha die einzige nennenswerte Chance für die Berliner. Dementsprechend frustriert fiel die Reaktion der 34.000 Zuschauer im Olympiastadion zur Halbzeit aus. Pal Dardai verriet anschließend, dass es ihm schwergefallen sei, in der Kabine nicht laut zu werden – schließlich beurteilte er selbst die Vorstellung seines Teams in den ersten 45 Minuten als „grottenschlecht".
Doch bevor die Mannschaft nach der Pause auf dem Platz Besserung demonstrieren konnte, lag der Ball schon im eigenen Tor. Und mit Niklas Stark war es ausgerechnet ein Blau-Weißer, der den Schuss Öztunalis mit dem Kopf abgelenkt und somit unhaltbar für den eigenen Torwart Rune Jarstein gemacht hatte. Undankbarer konnte es nicht kommen – mochte man meinen. Doch im Nachhinein erwies sich der Nackenschlag als Motivationshilfe. Jetzt wurde jedenfalls in Ballbesitz nicht mehr zu viel gegrübelt, sondern mit Wucht und Macht aufgespielt. Das erste Beispiel dafür ließ sich nur wenige Minuten nach dem 0:1 betrachten: Nach einer Ecke setzte sich Davie Selke im Zweikampf in der Luft energisch durch – seinen Kopfball konnte der Mainzer Torwart nicht festhalten, und Marko Grujic staubte zum Ausgleich ab. Jetzt war Hertha aber erst richtig griffig: Valentino Lazaro, der schon den Eckball vor dem 1:1 mit einem strammen Schuss herausgeholt hatte, tankte sich entschlossen durch den Strafraum und passte den Ball fast von der Grundlinie zurück auf Stark. Der 23-Jährige – als Verteidiger nicht gerade der Typ Knipser – fackelte nicht lange und schloss direkt zum 2:1 ab. So konnte Hertha BSC das Ergebnis binnen zehn Minuten drehen. Ondrej Duda hatte später mit seinem Schuss an den Innenpfosten zwar Pech, aber auch Mainz war in der Schlussphase durchaus gefährlich. Doch diesmal war das Spielglück auf Seiten der „Alten Dame". Die pünktlich beendete Nachspielzeit überstand man unbeschadet, und ein ganz wichtiger Sieg war unter Dach und Fach. „Es war vielleicht nicht unser bestes Spiel, aber wir haben die drei Punkte mitgenommen", fasste Jubilar Fabian Lustenberger treffend zusammen. Der Schweizer, der diesmal für den gesperrten Karim Rekik in die Dreierkette rückte, absolvierte sein 300. Bundesligaspiel für Hertha BSC.
Seit vier Spielen kein Sieg gegen Freiburg
Zu Beginn der Trainingswoche vor dem Mainz-Spiel hatten Pal Dardai dabei lediglich 14 Feldspieler zur Verfügung gestanden. Jordan Torunarigha etwa konnte wegen Achillessehnenproblemen erst am Donnerstag voriger Woche wieder ins Training einsteigen. Coach Dardai ließ dessen Einsatz gegen Mainz bis zum Spieltag offen – und damit letztlich auch das System, das in der Partie praktiziert werden sollte. Mit dem 21-Jährigen baute der Ungar dann schließlich wieder auf die Dreierkette in der Verteidigung. So konnte Dardai zwar bis auf den notgedrungenen Tausch Torunarigha/Rekik wieder die Elf der Vorwoche aufbieten, auf der Bank aber wurde die Personalnot doch offensichtlich: Dort nahmen unter anderem mit Mathew Leckie und Javairo Dilrosun zwei Profis Platz, die nach langer Verletzungspause ursprünglich einen Tag später erst einmal Praxis bei der Reserve in der Regionalliga sammeln sollten. Bis zum anstehenden Spiel beim SC Freiburg hofft man nun, dass sich die Personalsituation wieder entspannt – auch, wenn Davie Selke gegen Mainz verletzt ausscheiden musste.
Auffällig beim Blick auf Herthas Statistik gegen den SC Freiburg ist, dass die gemeinsame Historie von Aufeinandertreffen erst Anfang der 80er-Jahre beginnt. Damals spielten beide Vereine noch in der Zweiten Liga, Hertha gewann das erste Duell im August 1981 in Freiburg mit 2:0. Das im Nachhinein Erwähnenswerteste aber vielleicht ist, dass seinerzeit bei den Breisgauern ein gewisser Joachim Löw zur Pause eingewechselt wurde. Der heutige Nationaltrainer war dann später maßgeblich an den ersten Erfolgserlebnissen des SC gegen die Hauptstädter beteiligt: beim ersten Punkt (1:1, Dezember 1983) und auch der Siegpremiere (1:0, Mai 1984) erzielte er jeweils den Treffer für seine Farben. Ab Ende der 90er-Jahre fielen die Vergleiche eher zugunsten der Berliner aus, im aktuellen Jahrzehnt aber war diese Tendenz aus Sicht der Blau-Weißen doch wieder arg rückläufig. In zwölf Partien kam es nur noch zweimal zu einem Hertha-Sieg – aktuell wartet man seit vier Begegnungen auf einen Dreier gegen Freiburg, im Breisgau sogar seit fünf Gastspielen. Insofern ist auch diese Bilanz – wie die gegen Mainz 05 – auffallend verbesserungsbedürftig. Im heimischen Schwarzwald-Stadion lieferte das Team von Christian Streich zuletzt dazu zwei bemerkenswerte Auftritte ab: Beim 3:3 gegen Wolfsburg konnten die Freiburger dreimal einen Rückstand egalisieren, beim 5:1 gegen Augsburg fegte man den Widersacher förmlich vom Platz. Da wäre es also an der Zeit, dass ein aktueller Hertha-Profi endlich mal Michael Preetz Konkurrenz macht – der heutige Manager wird schließlich mit drei Treffern immer noch als bester Berliner Schütze in Spielen gegen den SC Freiburg geführt. Außer Ondrej Duda, der beim 1:1 in der Hinrunde das Tor erzielte, Salomon Kalou und dem derzeit verletzten Ex-Breisgauer Vladimir Darida müssen da alle im aktuellen Kader jedoch bei null anfangen.