Superstars wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Robert Lewandowski kommen so langsam in die Jahre. Doch ihre möglichen Nachfolger stehen schon bereit und wollen im neuen Jahr den Durchbruch schaffen. Aber auch ein Altmeister hat noch immer nicht genug. Auf diese Spieler sollte man 2020 achten.
Erling Haaland
Dortmunds Bruch mit den Prinzipien: Als Freund großer Worte versteht sich Erling Braut Haaland nicht. Bei seiner Vorstellung als Neuzugang von Borussia Dortmund gab der Norweger eine Kostprobe seines Selbstverständnisses: „Ich will nicht viel reden, sondern so spielen, dass die Leute von ganz allein erkennen, was ich für ein Fußballer bin." Was für ein Fußballer der 19-Jährige ist, zeigte er bereits in der Hinrunde im Trikot von RB Salzburg. Da gelangen dem Sohn des ehemaligen norwegischen Nationalspielers Alf-Inge Haaland 28 Tore in 22 Pflichtspielen. Man mag zu Recht einwenden, dass die österreichische Bundesliga ein nicht ganz so hartes Pflaster ist wie die Ligen in England, Spanien oder Deutschland. Doch Haaland stand seinen Mann auch in der Champions League und legte gleich bei seinem Debüt einen Dreierpack hin, letztlich reichte es für acht Treffer in den sechs Gruppenspielen. Kein Wunder, dass bei solchen Bilanzen die Interessenten Schlange stehen. Haalands Berater Mino Raiola verriet kürzlich, dass gleich zwölf Clubs ernsthaftes Interesse an dem bulligen Mittelstürmer hatten, darunter auch Manchester United, Juventus Turin und Herbstmeister RB Leipzig. Umso mehr freut man sich in Dortmund, den Zuschlag bekommen zu haben und das für einen relativen Schnäppchenpreis von 20 Millionen Euro. Allerdings gab die Borussia dafür eines ihrer Prinzipien auf. Denn nachdem Mario Götze den BVB im Jahr 2013 per Ausstiegsklausel Richtung FC Bayern verlassen hatte, versprach Vereinsboss Hans-Joachim Watzke: „Es wird künftig bei Borussia Dortmund keine Ausstiegsklauseln mehr geben." Das Verlangen nach Haaland war offenbar größer als die eigenen Prinzipien. Angeblich wird Haaland für rund 60 Millionen Euro gehen können. Zunächst aber soll der Hochgelobte die Sturmsorgen des BVB lindern. Schließlich fehlte dem selbsternannten Meisterschaftskandidaten in der Vorrunde ein robuster und allzeit torgefährlicher Typ wie Haaland. Und wie hätte es anders kommen sollen: In seinem ersten Spiel traf er nach seiner Einwechslung binnen 20 Minuten gleich drei Mal.
Alphonso Davies
„Phonzy" auf der Überholspur: Auf einen wahrlich aufregenden Spieler konnte sich zuletzt auch der FC Bayern verlassen. Und das, obwohl es bekanntermaßen schwer ist, als Talent den Durchbruch beim Rekordmeister zu schaffen. Schließlich haben die Bayern angesichts ihrer Ambitionen wenig Zeit, junge Spieler zu entwickeln, und setzen lieber auf fertige Stars. Doch an Alphonso Davies kamen weder der mittlerweile entlassene Chefcoach Niko Kovac noch dessen Nachfolger Hans-Dieter Flick vorbei. Flick attestierte dem jungen Kanadier gar „eine monumentale Entwicklung", seit dieser wegen einer Verletztenmisere in der Bayern-Abwehr die Position des linken Verteidigers übernahm und mittlerweile nicht mehr dort wegzudenken ist. Mit atemberaubenden Tempoläufen, starker Technik und kreativen Ideen wurde er in den vergangenen Monaten zu einem Fixpunkt des bayerischen Spiels. Dabei hatte der 19-Jährige eine Karriere als linker Verteidiger gar nicht im Sinn, wie er der kanadischen Zeitung „Edmonton Sun" gegenüber verriet: „Als ich aufwuchs, war meine Denkweise ‚Angriff, Angriff, Angriff‘. Aber jetzt ist es ‚Verteidigung, Verteidigung, Verteidigung‘. Stand jetzt spiele ich als Verteidiger, und eines Tages werde ich hoffentlich weiter vorne eingesetzt." Schließlich haben ihn die Bayern auch wegen seiner offensiven Fähigkeiten entdeckt und Anfang 2019 für zehn Millionen Euro (mit Boni können es bis zu 18,8 Millionen Euro werden) von den Vancouver Whitecaps aus der nordamerikanischen Profiliga MLS geholt. Längst überschlagen sich die wohlwollenden Meinungen über den gebürtigen Liberianer. Für Mitspieler Leon Goretzka ist Davies „eine absolute Maschine", dem langjährigen Vereinsboss Uli Hoeneß ist klar: „Er wird Weltklasse." Es wäre die Krönung für einen Mann, dessen Leben unter denkbar widrigen Umständen begann. Geboren wurde Davies in einem Flüchtlingslager in Ghana, wo seine Eltern Schutz vor dem Bürgerkrieg in Liberia suchten. Als „Phonzy" fünf Jahre alt war, migrierte die Familie nach Kanada. Zunächst nach Toronto, später nach Edmonton, wo er sich schnell einen Namen als Ausnahmetalent machte. Aber dass er noch als Teenager zu einem der prägenden Gesichter des FC Bayern 2020 werden kann, hatte wohl niemand erwartet.
Ansu Fati
Messis Erbe: Zuletzt purzelten die Rekorde beim ruhmreichen FC Barcelona. Innerhalb weniger Wochen wurde Anssumane „Ansu" Fati Vieira Barcas jüngster Torschütze in La Liga, er wurde zum jüngsten Spieler in der Geschichte von La Liga, der in einem Spiel je einen Treffer erzielte und vorbereitete, und Mitte Dezember avancierte Fati mit 17 Jahren und 40 Tagen schließlich sogar zum jüngsten Kicker, der je in der Champions League traf. Nach Jahren der Dürre scheint Barcas legendäre Jugendakademie La Masia wieder einen vielversprechenden Absolventen zu haben, der in die großen Fußstapfen von Vorgängern wie Xavi, Andres Iniesta und natürlich Lionel Messi treten könnte. Barcelonas Coach Ernesto Valverde jedenfalls erwartet noch viel vom Riesentalent und macht den Konkurrenten Angst: „Was Ansu da treibt, ist nicht normal. Er hat etwas Besonderes, ist für sein Alter schon sehr reif. Aber er wird schon bald noch sehr viel besser spielen." Dem FC Barcelona kommt Fatis rasante Entwicklung gerade recht. Schließlich hat Superstar Messi mit seinen nunmehr 32 Lebensjahren seine sportliche Zukunft hinter sich, sodass es einen Nachfolger braucht. Eine Rolle, für die Fati – in Guinea-Bissau geboren und mittlerweile im Besitz des spanischen Passes – prädestiniert scheint. Ähnlich wie Messi sehen Fatis Dribblings mühelos aus, mit Tempo und Technik weiß er Gegenspieler zu düpieren, mit perfektem Timing für Sprints und Pässe Abwehrketten zu sezieren. Kein Wunder, dass das Webportal Transfermarkt.de Fatis Marktwert schon jetzt mit 40 Millionen Euro beziffert. Tendenz: steigend.
Zlatan Ibrahimovic
Er hat noch nicht genug: Ein Newcomer ist Zlatan Ibrahimovic nun wahrlich nicht mehr. Seit fast zwei Jahrzehnten prägt der schwedische Superstar die Fußballwelt mit seinen Kabinettstückchen und seinen selbstbewussten Sprüchen. Auch im zarten Alter von mittlerweile 38 Jahren hat der Ausnahmekicker noch lange nicht genug und will noch einmal angreifen. Und das nicht irgendwo, sondern ausgerechnet bei dem dauerkriselnden AC Mailand. Die Gegenwart ist trist beim italienischen Traditionsclub, der lange zu den ganz Großen in Europa gehörte. Seit Jahren strampelt man sich im Mittelmaß der Serie A ab. Die letzte Meisterschaft schaffte man 2011, einer der wichtigsten Leistungsträger damals: Zlatan Ibrahimovic. Das ist zwar schon ein Weilchen her, hat den Schweden aber offenbar nachhaltig geprägt, wie er bei seiner Rückkehr andeutete: „Ich komme zurück in einen Club, den ich respektiere und in eine Stadt, die ich liebe." Doch hat „Ibra" im 39. Lebensjahr noch immer das Zeug, in der Serie A zu brillieren? Er selbst ist – natürlich – restlos davon überzeugt und vergleicht sich gerne mit Wein, der ja auch im Alter besser werden soll. Freddie Fu Ho-keung sieht das ähnlich. Der Mediziner operierte Ibrahimovic nach dessen Kreuzbandriss vor knapp drei Jahren und zeigte sich von der Physis seines Patienten gegenüber der Hongkonger Zeitung „South China Morning Post" ganz angetan: „Im Gegensatz zu seinem Kreuzband waren seine Gelenke, seine Muskeln und die anderen Teile seines Knies in erstklassigem Zustand. Sie sahen aus wie bei einem 15-jährigen Jungen, nicht wie bei einem Fußballer, der sein Knie jahrelang den Strapazen körperlichen Wettkampfs ausgesetzt hatte." Doch die Skepsis ist groß. Trotz der vielen Treffer, die Ibrahimovic zuletzt für Los Angeles Galaxy in der MLS erzielte. Aber die gewieften Verteidiger in Italien haben doch eine etwas andere Kragenweite als ihre Kollegen in Übersee. „Ibrakadabra" scheint das egal zu sein: Bei seinem Startelf-Debüt netzte er gleich mal ein.