Ein QR-Code statt eines Papieres? Seit Anfang des Jahres ist das elektronische Rezept verpflichtend für alle Arztpraxen und Apotheken im Einsatz. Die Rückmeldungen sind trotz einiger Pannen gut, doch Patientinnen und Patienten wissen noch zu wenig darüber.
Die Zeit ausgedruckter Rezepte läuft ab. Statt rosa, grüne oder gelbe Zettel gibt es ab sofort QR-Code, Gesundheitskarte und Rezepte-App. Der Datenaustausch zwischen Apotheken und Ärzten ermöglicht dies seit Sommer des vergangenen Jahres, wenn auch nicht immer ganz unfallfrei. Das bestätigten auch die Kassenärztliche Vereinigung des Saarlandes sowie der Saarländische Apothekerverein.
E-Rezepte-App oder E-Gesundheitskarte
Seit August 2023 bieten die Praxis-Verwaltungssysteme wie auch die Apotheken-Verwaltungssysteme die Möglichkeit, das E-Rezept direkt in ihrer technischen Infrastruktur abzulegen und abzurufen. Bereits im Dezember hatten etwa 65.000 verschiedene medizinische Einrichtungen mindestens ein E-Rezept ausgestellt, etwa 97 Prozent aller Apotheken haben in der Woche vor Weihnachten ein E-Rezept bearbeitet. Bis zum 22. Januar wurden bundesweit rund 22 Millionen E-Rezepte erfolgreich eingelöst. Die Gesamtzahl von Produktivstart bis zum Stichtag lag bei knapp 42 Millionen, so die Zahlen des für die technische Umsetzung des E-Rezeptes zuständigen Unternehmens Gematik. Die notwendigen Updates sollten nun flächendeckend in den Praxen und auch in den Apotheken angekommen sein. „Wir haben unsere Mitglieder darauf hingewiesen, das E-Rezept frühzeitig zu testen, damit sowohl das Praxispersonal als auch die Patienten sich an den neuen Ablauf gewöhnen können“, so Ralf Treib von der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland. Die Reaktionen waren bislang sehr unterschiedlich. „Leider melden sich bei uns meist die Praxen, bei denen Probleme aufgetaucht sind“, so Treib, „dennoch hat uns auch positives Feedback erreicht. Wir haben Rückmeldungen von Patienten, die sich das gewohnte Papierrezept in den Praxen eingefordert haben und das E-Rezept nicht testen wollten. Genauso gibt es Rückmeldungen, dass endlich das Rezept ohne Papier nutzbar ist.“ Seit der Einführung und der ersten flächendeckenden Anwendung, etwa beim Versicherten-Stammdaten-Abgleich beim Einstecken der Versichertenkarte in den Praxen, sei es zu Ausfällen gekommen, berichtet Ralf Treib. „Gleiches ist während der letzten Wochen auch beim E-Rezept passiert und wird auch weiter passieren. Natürlich gibt es Redundanzsysteme, die bei Problemen der E-Rezept-Systeme greifen. Dennoch ist die Gesamtstruktur so komplex, dass jegliche Komponente empfindliche Auswirkungen haben kann“, so Treib.
Laut Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer des Apothekervereins Saar, stellte der Umstieg auf das E-Rezept schon eine erhebliche Hürde dar. Viele Apotheken und Praxen berichteten von kleineren bis großen technischen Schwierigkeiten. „Die Probleme reichten von Pannen in der Telematik-Infrastruktur über Schwierigkeiten mit der Apotheken- oder Praxissoftware bis hin zu verschiedenen anderen technischen Problemen, wie Fehlfunktionen von Kartenlesegeräten.“ Dennoch lief der Start des E-Rezeptes „trotz der anfänglichen Schwierigkeiten weitaus besser als befürchtet“, sagt Wohfeil.
Sorgen machen sich die Kassenärzte vor allem um den Informationsstand in Sachen E-Rezepte. Gelegentlich sei das Thema mal in den Medien aufgetaucht, vor allem in Verbindung mit der Einführung zum 1. Januar. Doch scheinen nicht viele Patienten zu wissen, was auf sie zukommt. Ralf Treib: „Beim QR-Code Ausdruck auf Papier oder dem Abrufen des E-Rezeptes mit der Versichertenkarte ist das dem Patienten schnell erklärt. Will der Patient jedoch die E-Rezept-App vollumfänglich nutzen, müsste er vorab über die vorhandenen Hürden aufgeklärt werden: Er braucht ein NFC-fähiges Smartphone, die neueste elektronische Gesundheitskarte mit NFC Funktion und PIN. Das ist nach unserem Ermessen bislang zu wenig passiert.“
Akzeptanz könnte gefährdet sein
Auch der saarländische Apothekerverein mahnt eine bessere Informationspolitik an. Die meisten Patientinnen und Patienten seien beim Start uninformiert gewesen, sagt Carsten Wohlfeil. Das hätten mehr als die Hälfte der Apotheken und Praxen berichtet. „Interessanterweise zeigte sich, dass trotz der Digitalisierung eine signifikante Anzahl von Patientinnen und Patienten nach wie vor Papierausdrucke ihrer Rezepte bevorzugte. Das E-Rezept funktioniert zwar auch ohne einen Token-Ausdruck, sofern jedoch ein Ausdruck des QR-Codes gewünscht wird, muss dieser auch von der behandelnden Praxis ausgestellt werden.“
Wichtig sei Geduld, so Wohlfeil, und dass Praxen und Apotheken über mögliche Fehlerquellen kommunizieren. Erheblichen Einfluss auf das Gelingen des E-Rezeptes hätten aber auch die Krankenkassen. „Wenn Krankenkassen Fehler, die außerhalb der Einflusssphäre der Apothekerschaft liegen, zum Anlass nehmen, E-Rezepte nicht zu bezahlen, dann wird damit die Akzeptanz des E-Rezeptes im Berufsstand massiv gefährdet.“ Deshalb seien die Krankenkassen aufgefordert, in der Startphase gänzlich auf diese sogenannten Retaxationen zu verzichten – bis Ende des Jahres.