Der 1. FC Kaiserslautern zeigt sich verbessert, erreicht in Nürnberg aber nur einen Punkt. Der Druck vor dem Derby gegen den Karlsruher SC ist enorm.
Der 1. FC Kaiserslautern hat in der 2. Fußball-Bundesliga mit dem 1:1 im Traditionsduell beim 1. FC Nürnberg die Auswärts-Misere in der Liga von zuletzt sechs verlorenen Spielen in Folge gestoppt, steht aber auch unter dem neuen Trainer Friedhelm Funkel weiterhin auf Relegationsrang 16. Die Situation ist nach wie vor äußerst angespannt, aber zumindest konnte der Sturz auf Platz 17 und damit einen direkten Abstiegsrang verhindert werden. „Es ist nicht so einfach, wenn man nach nur drei Tagen mit der Mannschaft ins erste Spiel geht, aber die Jungs haben das sehr gut gemacht. Auch mein Trainerteam hat mir sehr geholfen und ich glaube, es war ein verdienter Punkt für uns“, sagte Funkel zu seinem Debüt auf der Bank der Roten Teufel und fügte hinzu: „Wir haben sehr engagiert gespielt, kompakt gestanden und nicht allzu viel zugelassen. Wir wollten unbedingt die Gegentorflut eindämmen. Was gut ist: Wir hatten 20:7 Torschüsse, wir sind 121 Kilometer gelaufen. Darauf können wir aufbauen. Aber wir haben auch noch einen weiten Weg vor uns. Der Wille in der Mannschaft ist da. Das habe ich im Training und auch heute gesehen. Deshalb bin ich sehr optimistisch, dass wir unser Ziel erreichen. Das war heute ein gewonnener Punkt.“
20:7 Torschüsse für den FCK
35.462 Zuschauer im Max-Morlock-Stadion, darunter rund 6.000 Anhänger der Pfälzer, sahen einen über weite Strecken guten Auftritt der „Roten Teufel“, die nach gut einer halben Stunde durch Richmond Tachie in Führung gingen. Nach dem Wechsel kamen die „Clubberer“ stärker auf und kamen in der 64. Minuten durch Can Uzun zum Ausgleich. Funkel versucht es in seinem ersten Spiel als Lautrer Trainer mit der von ihm bevorzugten Viererkette. Dabei bildeten Kevin Kraus und Jan Elvedi die Innenverteidigung, außen sollten Jean Zimmer und Tymo Puchacz die Seiten dicht machen. Boris Tomiak rückte eine Position nach vorne und bildete mit Filip Kaloc die Doppelsechs. Vor allem die Nominierung von Aufstiegsheld Kraus überraschte. Der Routinier spielte zuletzt unter Ex-Trainer Dimitrios Grammozis gar keine Rolle mehr. „Beim Ergebnis haben wir gemischte Gefühle, da es immer das Ziel ist, bei einer Führung als Sieger vom Platz zu gehen. Es war aber über 90 Minuten gesehen ein gerechtes Unentschieden. Jetzt gilt es, über die Woche wieder hart zu arbeiten und die Automatismen reinzubekommen. Friedhelm Funkel ist aus meiner Sicht der richtige Trainer, der genau weiß, wo er anzusetzen hat und er wird uns auf jeden Fall weiterbringen“, so Kraus, der sich einen Seitenhieb auf den ungeliebten Grammozis kaum verkneifen konnte.
Ebenfalls zum Einsatz kam für einige Minuten Philipp Klement. Der frühere Bundesliga-Spieler wurde ebenfalls von Grammozis regelrecht ausgebootet und sprach nach dem Spiel Klartext: „Es war nicht einfach für mich die letzten Wochen. Das eine sind sportliche Entscheidungen, die man respektieren muss. Aber ich habe ein bisschen Probleme damit, wie ich auch menschlich behandelt wurde. Das hat mir Energie geraubt.“
Nach der Heimniederlage gegen den SC Paderborn war auf dem Betze das nackte Chaos ausgebrochen. Wütende Fans hatten die Entlassung von Grammozis gefordert, die vier Tage später dann auch vollzogen wurde. Hinter den Kulissen soll aber auch über die Zukunft von Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen und Sportassistent Enis Hajri. Den hatten Journalisten, die viel Einblick in das rot-weiße Vereinsleben haben, zuletzt aufs Korn genommen. „Zusammen“ war ohnehin nur noch ein Fremdwort, bezogen auf die Verantwortlichen auf dem Betzenberg. Speziell die Personalie Enis Hajri sorgte regelmäßig für Verstimmung. Seit März 2023 fungiert der Ex-Profi als Technischer Direktor. Wer sich unter dieser Bezeichnung nichts vorstellen kann: Hajri ist Sportdirektor, ohne so zu heißen. Den Großteil der Kaderplanung inklusive Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen und deren Vereinen hat Hengen an ihn abgetreten“, schrieb der „Kicker“ in der vergangenen Woche.
Trainer vor zehn Jahren in Liga zwei
Thomas Hengen, der den „Vulkan“ Betzenberg schon aus seiner Zeit als Spieler kennt, muss miterleben, wie er innerhalb weniger Wochen vom Sanierer zum Sündenbock durchgereicht wurde. Die Entlassung von Aufstiegstrainer Dirk Schuster im vergangenen Herbst galt vielen als übereilt. Mit der Wahl von Grammozis hat er danebengelegen. Funkel ist nun seine letzte Patrone. Der 70-Jährige ist seit einiger Zeit „raus“ aus dem Geschäft, in der Zweiten Liga hat er zuletzt vor zehn Jahren trainiert. „Ich habe, seit ich vor zweieinhalb Jahren beim 1. FC Köln aufgehört habe, die Erste und die Zweite Liga sehr genau verfolgt. Bin am Wochenende zu Spielen gefahren, hab’ Stadien besucht“, sagt Funkel. Beim FCK hoffen sie, dass das ausreicht. Vor allem für Hengen steht alles auf dem Spiel. „Friedhelm Funkel hat eine Vita, die ihresgleichen sucht. Er ist ein Fachmann, war auch beim FCK früher als Spieler eine Größe, aber vor allem ist er ein sehr erfahrener Trainer, der schon alles mitgemacht hat. In unserer Situation brauchst du diese Erfahrung und das Fingerspitzengefühl, um in die Köpfe der Spieler zu kommen“, sagte der Geschäftsführer. Noch gibt er sich gelassen: „Ich mache mir um meine Person überhaupt keine Gedanken. Es geht um den Verein, für den ich die bestmöglichen Entscheidungen treffen will, und um seine Ziele.“ Viel dürfte von der Partie am Samstag gegen den Karlsruher SC abhängen. Das Baden-Pfalz-Duell hat bei den Fans einen hohen Stellenwert. Mit einem Sieg könnten die „Roten Teufel“ verlorenes Vertrauen zurückholen. Bei einer Niederlage würde der Betze aber mal so richtig brennen.