Die Eisbären haben sich souverän für die Play-offs qualifiziert. Der weitere Verlauf der Saison ist allerdings offen. Die Zukunft von Trainer Uwe Krupp auch.
Den Eisbären Berlin kann nichts mehr passieren. Sie sind qualifiziert. Nicht die Konkurrenz in der Deutschen-Eishockey-Liga (DEL) wird sie davon abhalten und auch nicht der skurrile Spielplan der DEL. Denn jetzt ist erst einmal Pause – nach 49 Spielen in der Hauptrunde. Jetzt ist erst mal Olympia, und drei Eisbären sind für die deutsche Nationalmannschaft mit dabei: Frank Hördler, Jonas Müller und Marcel Noebels. Wenn sie aus Südkorea zurückkehren, geht’s in der heimischen Liga weiter. Mit drei zusätzlichen Spielen. Für die Eisbären wird es ein reines Schaulaufen, denn wie gesagt – sie sind bereits sicher für die folgenden Play-offs qualifiziert. Nach den dürftigen letzten Jahren ein Erfolg. Der aktuelle dritte Platz, der mit satten 18 Punkten Vorsprung vor der Konkurrenz gehalten wird, ermöglicht eine sichere Planung für den März 2018. Die letzten drei Spiele der Vorrunde werden daran nichts ändern. Trotzdem können die Kufensportler aus Ostberlin noch zweimal Schicksal spielen und einmal bereits Finalluft schnuppern.
Schicksal werden die Eisbären für zwei Clubs spielen, die in den äußerst knappen Kampf um die hinter den Berlinern verbleibenden Playoff-Plätze verwickelt sind. Es sind die Clubs aus Bremerhaven und Düsseldorf. Beide noch Gegner des Hauptstadtclubs, beide dringend auf die Punkte aus dieser Partie angewiesen. Die Düsseldorfer, um sich für das Pre-Playoff zu qualifizieren – das sind Spiele, die den eigentlichen Play-offs vorgeschaltet sind und die allerletzten Tickets für die ersten K.o.-Spiele bereithalten. Die Profis aus Bremerhaven stehen sogar noch etwas besser da: Ein Sieg gegen Berlin ermöglicht ihnen eventuell sogar den direkten Zugang zur nächsten Spielrunde.
Wie also werden sich die sicher qualifizierten Eisbären verhalten? Nochmal alles geben und der Konkurrenz das Leben schwermachen oder der zweiten Garde das Warmlaufen für die Play-offs ermöglichen und damit vielleicht Punkte abschenken? Die Eisbären als „leichter Gegner"? Und das in der so brenzligen Endphase? Die Clubs aus Wolfsburg, Köln, Ingolstadt oder Mannheim könnte das schwer nerven, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Düsseldorf und Bremerhaven. Und wie erwähnt, es wird ein Zieleinlauf mit Fotofinish. Nehmen die Berliner die verbleibenden Aufgaben auf die leichte Schulter, wäre ihnen der Groll der Konkurrenz sicher.
Krupp schließt die Lücke zwischen Anspruch und Realität
Das erste der drei noch zu spielenden Matches in der Hauptrunde könnte eher nach dem Geschmack der Eisbären sein. Denn am 28. Februar kommen die roten Bullen aus München. Es ist ein vorweggenommenes Endspiel. Jedenfalls wenn man Wunsch und Wirklichkeit zusammenführt. Auf der einen Seite den großen Wunsch der Eisbären, endlich wieder das Finale zu erreichen. Und auf der anderen Seite die Red-Bull-Realität. Denn die Münchner sind nicht Dritter wie die Berliner, sondern Erster. Mit weiteren elf Punkten Vorsprung. Für die Berliner wird es eine letzte Standortbestimmung – bevor der wichtigste Teil der Saison beginnt. Auch dieses Jahr ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass die Eisbären dem Krösus aus München Paroli bieten können. Der Club von der Isar, investitionsstark durch die Hilfe des weltberühmten Brausefabrikanten, spielt sich auch in dieser Saison wieder in einen Rausch. Wohin das führt, war bereits in den letzten beiden Spielzeiten zu besichtigen: zum Meistertitel. Das Umfeld der Eisbären wird langsam unruhig, die Münchner enteilen weiter und weiter. Dominieren sie auch die diesjährigen Play-offs?
Bis diese Frage beantwortet wird, bleibt während der Olympischen Winterspiele noch ein wenig Zeit für andere Dinge. In Berlin wird die Zeit genutzt, um über Trainer Uwe Krupp zu diskutieren. Sein Vertrag läuft aus und Clubführung und Hauptstadtpresse fragen sich allen Ernstes, ob Krupp noch der Richtige sei. Krupp würde gern bleiben, sagte aber auch gegenüber dem „Tagesspiegel": „Die Entscheidung liegt bei den Eisbären." Und die halten sich bedeckt. Sportdirektor Stéphane Richer bestätigt zwar Gespräche, mehr allerdings nicht. Ob das Abschneiden in den kommenden Play-offs eine Rolle spielt, darauf gibt der Kanadier zurzeit keine klare Antwort. Das passt zu der verkniffenen Erfolgshaltung, die bei den Eisbären seit Jahren vorherrscht: dünner Kader, schmale Leistungen – aber verbal immer auf der Überholspur. Krupp ist derjenige, der bei den Berlinern nach und nach die Lücke zwischen Anspruch und Realität schließt. Unter ihm haben sich die Eisbären von Jahr zu Jahr verbessert. Pre-Playoffs, Viertelfinale, zuletzt Halbfinale. In der Logik des Hauptstadtclubs muss in diesem Jahr das Finale her. Wartet die sportliche Leitung das noch ab, bevor Trainer Krupp neue Arbeitspapiere bekommt? Die Kollegen des „Tagesspiegel" rechneten bereits aus, wie durchwachsen die Bilanz des gebürtigen Kölners Krupp sei. Das Heimspiel Ende Januar gegen Augsburg war das 200. von Krupp als Berlin-Coach. 104 Spiele wurden davon gewonnen, 96 entsprechend nicht. Eine unentschiedene Bilanz, wie jeder lesen kann. Zu unentschieden, um Krupp im Amt zu halten?
Diese Frage wird wohl erst am Ende der Saison tatsächlich beantwortet. Auch wenn Krupp dann nicht mehr mitcoachen dürfte, wird er vorher mit seinem Team noch auf große Reise gehen. Zu Trainingszwecken werden die Eisbären ab dem 7. Februar ein Trainingscamp in Los Angeles beziehen und Testspiele gegen Ontario Reign bestreiten. Die strategische Partnerschaft mit den L.A. Kings aus der NHL macht es möglich. Ob das zu weiterer Sicherheit für die kommenden Aufgaben in Deutschland führt, muss sich noch zeigen.