Wer gesund und erfolgreich im Job sein möchte, braucht Humor. Doch ist diese Schlüsselkompetenz überhaupt erlernbar? Humorexperte Felix Gaudo von der Stiftung „Humor hilft heilen" kennt die passenden Techniken.
Die Bürotür fliegt plötzlich auf und ein Mitarbeiter trudelt ein. Der Chef, dem die verspätete Ankunft seines Angestellten nicht entgangen ist, schaut entnervt auf die Uhr. „Sie sind diese Woche zum vierten Mal zu spät gekommen", regt sich der Geschäftsführer über den unzuverlässigen Mitarbeiter auf. „Was soll uns das sagen?" „Dass heute Donnerstag ist", kontert der Mann.
Hinter dem Witz verbirgt sich eine gängige Humor-Technik. „Wenn etwas ganz wörtlich genommen wird", erklärt Felix Gaudo, Humorexperte und Trainer von Dr. Eckart von Hirschhausen gegründeter Stiftung „Humor hilft heilen". Bei dieser Technik wird die persönliche Betroffenheit nach hinten geschoben, im Fokus steht ausschließlich die wörtliche Ebene. Dieser Bruch – also der Moment, in dem sich der Angestellte wörtlich auf die Aussage seines Chefs bezieht und somit auch die angespielte Meta-Ebene außer Acht lässt – sorgt für die Komik der Aussage.
Doch wofür braucht man Humor überhaupt? Laut Duden ist diese Eigenschaft eine bewusste Haltung gegenüber Situationen. Man begegnet den Widrigkeiten des Lebens mit einer heiteren Gelassenheit. Gaudo greift diese Definition auf und geht noch ein Stück weiter. „Humor ist eine entscheidende und leider auch oft vernachlässigte Schlüsselkompetenz", bringt es der Experte auf den Punkt. „Sie greift in den Alltag ein und hilft uns dabei erfolgreicher und leistungsfähiger zu arbeiten. Zudem unterstützt uns diese Schlüsselkompetenz maßgeblich dabei glücklicher und gesünder zu leben."
Tatsächlich stimuliert Lachen unter anderem auch die Immunabwehr und hilft dem Körper dabei, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Zudem steigert Humor die Sauerstoffaufnahme des Blutes und hilft dem Körper dabei, neue Energie zu schöpfen. Freude fördert Kreativität, Kommunikation und Motivation und kann sogar Störungen wie zum Beispiel Depressionen, Angst oder Schlafstörungen positiv beeinflussen. Das bestätigen im Übrigen auch die Humorforscher. Nach der Analyse der Experten hat eine Minute herzlichen Lachens auf das Herz-Kreislauf-System die gleiche Wirkung wie zehn Minuten joggen.
Humor als Garant für ein gesundes Leben
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle ob es sich um ehrliches oder gekünsteltes Lachen handelt. „Das kann unser Gehirn sowieso nicht auseinander halten", weiß Gaudo. Spätestens nach sechzig Sekunden nimmt es das Lachen auf, auch wenn es grundlos ist und schüttet Glückshormone, sogenannte Endorphine aus.
Aber kann man Humor auch lernen? Bei der Auftaktveranstaltung zum Monat der Pflege in der Saarbrücker Congresshalle stellte der Experte eine Auswahl möglicher Humor-Techniken vor. „Eine weitere Methode, Situationen Humor zu verleihen, ist es das Gegenüber auf die falsche Fährte zu locken", berichtet der Trainer. Als Beispiel wählt Gaudo erneut einen Witz aus. Dieses Mal geht es um die Protagonisten Peter und dessen Mutter: „Mama, Mama, ich möchte nicht in die Schule. Die Kinder ärgern mich, die Lehrer sind gemein und draußen ist es kalt", jammert Peter. „Keine Widerrede Peter, steh endlich auf und geh hin", befiehlt die Frau. „Aber warum?", jammert Peter weiter. „Weil du 43 Jahre alt bist und der Rektor der Schule." Bei dieser Methodik geht es um den Überraschungseffekt. „Der Zuhörer geht natürlich davon aus, dass es sich hierbei um die Mutter und ihr kleines Kind handelt und nicht einen gestanden Mann", erklärt Gaudo die Komik. „Die überraschende Schlusspointe sorgt beim Gegenüber für Aufmerksamkeit."
Eine weitere Technik ist der Einsatz der Übertreibung beziehungsweise der Untertreibung. „Eine ältere Dame steigt in den Zug", erzählt Gaudo. „Plötzlich baut sich vor der Lady ein Schaffner auf und möchte ihre Fahrkarte sehen. Die Dame streckt ihm daraufhin ein Kinder-Ticket entgegen. ‚Das ist ja eine Kinderfahrkarte‘, kommentiert der Kontrolleur verwundert. ‚Da sehen Sie wie lange ich auf diesen Zug gewartet habe‘, erwidert die Dame".
Tatsache ist, dass Emotionen an die Aufmerksamkeit gekoppelt werden. „Das lehrt uns auch die Neurowissenschaft", betont Gaudo. Konzertiert man sich auf das Negative wie Ärger oder Frust, nimmt das Gehirn diese Impulse auf und programmiert die entsprechende schlechte Stimmung. „Genauso funktioniert es im Umkehrschluss. Wer eine positive Grundstimmung haben möchte, achtet mehr auf das Gute."