Den Waldboden riechen, Vogelstimmen erkennen, mit Holz arbeiten – die Waldwerkstatt im Erlebniswald Sulzbach bringt am 1. Mai Groß und Klein den Wald und seine Geheimnisse näher.

Dem Alltag entfliehen, den Wald mit seinen vielfältigen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen entdecken und in die geheimnisvolle Natur eintauchen: ein Traum für Naturfreunde, Entdecker und Abenteurer.
Abseits von Straßenlärm und Alltagshektik sehen, hören, riechen und fühlen, was die Natur zu bieten hat. Über Stock und Stein laufen, Waldboden riechen, Vogelstimmen und Bäume erraten und sich auf die Spuren von Indianern und Cowboys begeben: All das bietet die Waldwerkstatt Sulzbach, die am 1. Mai von zehn bis 17 Uhr in die malerische Abenteuerschlucht am Karl-May-Weg lockt.
Die Stadt Sulzbach und der Zweckverband Brennender Berg als Veranstalter haben hierfür zum siebten Mal wieder ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, das für die kleinen und großen Naturdetektive beinahe unendliche Möglichkeiten bereithält.
„Den Wald als vertraut erleben“
„Der Waldwerkstatt-Tag soll ein Waldfest für Eltern und Kinder sein“, erklärt Ideengeber Lothar Wilhelm. „Wir wollen Erwachsenen und Kindern die Vielfältigkeit des Sulzbacher Waldes durch geeignete pädagogische, handwerkliche, erlebnisorientierte und spielerische Angebote näherbringen. Damit sollen sie den Wald eher als vertraut denn als fremd erleben.“
Der 74-jährige Tourismusberater und gelernte Soziologe weiß aus seiner langjährigen Erfahrung: „Viele Eltern und Pädagogen haben schon mal von ADHS – also dem Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätssyndrom – gehört und wissen in etwa, was das bedeutet. Doch mittlerweile kenne ich viele, ob groß oder klein, die unter NDS leiden!“
Bevor er die Verwirrung um die drei Buchstaben aufhebt, legt Lothar Wilhelm genussvoll eine Pause ein, um dann zu erklären: „Ich rede von Natur-Defizit-Syndrom. Die wenigsten Kinder können heute Amseln, Drosseln, Fink und Star voneinander unterscheiden oder Buchen, Eichen oder Lärchen exakt bezeichnen, Tierspuren deuten oder sich vorstellen, wie unsere Vorfahren im Wald gelebt und gearbeitet haben. Vielleicht trifft es auch auf so manchen Erwachsenen zu“, sagt Lothar Wilhelm verschmitzt.

Genau an diesen Punkten holt der Waldwerkstatt-Tag die Teilnehmer ab. Hier gibt es Antworten auf die Fragen: Was haben unsere Vorfahren alles aus Holz hergestellt? Welche Hilfsmittel haben sie dafür genutzt? Wie haben sie die Hölzer vor Nässe geschützt? Warum haben sie Pfahlbauten errichtet?
Oder ein ganz anderer Aspekt: Was kann man im Wald essen? Welche Pilze sind genießbar, mit welchen Kräutern kann man würzen? Was mache ich, wenn plötzlich eine Wildschweinrotte vor mir auftaucht oder ich ein verletztes Rehkitz finde?
Durch den angeleiteten Umgang mit Naturmaterialien des Waldes und Informationen über den Wald und seine Bewohner wollen die Sulzbacher Wald- und Erlebnispädagogen solche und ähnliche Wissensdefizite ausgleichen und Freude am Wald wecken. „Wir möchten, dass Kinder, Eltern oder Großeltern den Wald mit allen Sinnen erfahren.“
Die Teilnehmer lernen in der natürlichen Umgebung des Waldes zum Beispiel, mit Naturmaterialien zu arbeiten, die sie vorab selbst gesammelt haben. Mit ihren Händen sollen Kinder – gerne in Kooperation mit Erwachsenen – spielerisch Holzobjekte mit einfachen Werkzeugen herstellen. In der idyllischen Kulisse der Schlucht am Karl-May-Weg können sie schnitzen, sägen, hämmern und kreative Werke erschaffen. Ob bunte Lederbeutel, einzigartige Waldtier-Motive oder magische Zauberstäbe, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Während einer Wildkräuterwanderung lernen die Teilnehmer, was am Wegesrand oder im Gehölz Essbares wächst und sich zu einem leckeren Kräuterquark mischen lässt, aber auch, wovon man besser die Finger lässt.
„Damit fördern wir Kreativität und handwerkliches Geschick, wecken Neugier und Begeisterung der Kinder für den Wald, stärken Selbstbewusstsein, bekämpfen Ängste, fördern den Teamgeist und den Durchhaltewillen. Unser zentraler Anspruch ist es, eigene Potenziale zu suchen, zu erkennen und zu entwickeln. Das beste Heilmittel gegen NDS“, sagt Lothar Wilhelm, und da ist er sich mit seinem Team der Sulzbacher Wald- und Erlebnispädagogen sicher.
Teil des Programms neben den Aktionen im Wald ist auch wieder ein „Markt der Nachhaltigkeit“, der am nahegelegenen IPA-Heim regionale Produkte und Informationen zum nachhaltigen Umgang mit der Natur und Tierwelt bietet. Die Veranstaltung wird – wie auch in den vergangenen Jahren – von zahlreichen Helferinnen und Helfern Sulzbacher Vereine unterstützt.