Trainer Robert Schröder wird Regionalliga-Neuling FC Hertha 03 im Sommer verlassen. Aus persönlichen und familiären Gründen, wie es in einer Mitteilung des Vereins heißt.

Eigentlich war alles wie immer: vor dem Spiel bei der VSG Altglienicke Mitte April tigerte Robert Schröder über den Platz, erkennbar voller Adrenalin in Erwartung des Spiels – aber auch mit kurzen Stops für Übungen und Gespräche mit einzelnen seiner Schützlinge. Der FC Hertha 03 und sein Trainer müssen schließlich weiter Punkte sammeln, um den Klassenerhalt bis spätestens 18. Mai unter Dach und Fach zu bringen. Und obwohl man als einer der wenigen Clubs in der Regionalliga Nordost den Fußball nicht voll professionalisiert betreibt, stehen die Chancen nicht schlecht, eine weitere Saison in der Viertklassigkeit zu erleben. Allerdings wird Schröder dann nicht mehr dabei sein, denn der 36-Jährige legt gemeinsam mit seinen Assistenten Marcus Hoffmann und Timo Steinert sein Amt zum Saisonende nieder, um mehr Zeit für Familie und Beruf zu haben. So hieß es in einer Vereinsmitteilung am Montag nach dem 3:3 zu Hause gegen Rot-Weiß Erfurt am 4. April, bei dem Schröders Mannschaft einmal mehr kämpferische Qualitäten bewiesen hatte. Gegen den formstarken Widersacher aus Thüringen ließen sich die 03er jedenfalls nicht von einem 0:1- beziehungsweise späteren 1:3-Rückstand aus der Fassung bringen und knöpften dem Tabellendritten am Ende noch einen Zähler ab. „Zehlendorfs Moral wird gegen Erfurt belohnt“, hieß es danach im „Kicker“ – und diese Moral ist einer der zentralen Punkte in Schröders Arbeit während dieser Spielzeit. Denn: „Eigentlich sind wir hier mit unseren Voraussetzungen ja in jedem Spiel Außenseiter.“
Auch Hoffmann und Steinert werden gehen
Nach einem starken Saisonstart (sieben Spiele, 13 Punkte) sollte jedenfalls eine gewaltige Durststrecke folgen, mit der man zwar rechnen musste – doch ist diese erst mal da, macht sie auch einem Underdog zu schaffen. Zur Belastung in psychischer und auch physischer Hinsicht gesellte sich dazu im Winter eine Verschärfung der Personalsituation, weil mit Serhat Polat (neun Tore, zum Halleschen FC) und Abdulkadir Beyazit (5 Tore, zur VSG Altglienicke) die beiden erfolgreichsten Angreifer die „kleine Hertha“ verließen. Um halbwegs gleichwertigen Ersatz zu finden, war ein gutes Händchen gefragt – denn aufgrund der gegenüber der Konkurrenz geringeren finanziellen Möglichkeiten konnte man sich nicht „im selben Regal“ bedienen. Als Volltreffer sollte sich dabei Bocar Baro erweisen, der Stürmer spielte zuvor in der NOFV-Oberliga Süd für Germania Halberstadt und brachte es bislang auf fünf Tore bis zum erwähnten Spiel gegen die VSG Altglienicke. Da allerdings fehlte der 26-jährige Portugiese angeschlagen und sein Fehlen machte sich bei der 0:2-Niederlage doch schmerzhaft bemerkbar. Auch Daniel Krasucki kam im Winter aus der 5. Liga (vom BFC Preussen), wo er im ersten Halbjahr praktisch keine Spielpraxis sammelte, diese mittlerweile aber spürbar aufgeholt hat.
Die zwischenzeitlich auf 13 Spiele angewachsene Sieglosserie (bei vier erzielten Punkten) ließ das Team jedenfalls auch dank der unermüdlichen mentalen Aufbauarbeit des Trainers nicht verzweifeln – vielleicht machte sich hier auch Schröders Tätigkeit als Pädagoge bezahlt, der er an einer Berliner Oberschule nachgeht. Das vermeintliche Endspiel – er hätte es so sicher nicht bezeichnet – gegen den FSV Luckenwalde entschied Hertha 03 dann jedenfalls mit einem deutlichen 4:1-Erfolg für sich. Aus dem Dreier, der die Blockade löste, wurden schließlich zwölf Zähler in acht Begegnungen und die Zehlendorfer rückten auf Platz 13 von 18 Teams vor. Ein großer Schritt, auch wenn im schlechtesten Fall zwei Mannschaften absteigen (sollte der Staffel-Erste in der Aufstiegsqualifikation gegen den Nord-Meister TSV Havelse scheitern) und das Polster nach dem 29. Spieltag zum vorletzten Platz nur vier Punkte betrug. „Ich glaube, dass die Vereine auf den hinteren Tabellenplätzen uns um die Punktzahl beneiden“, drückt es Robert Schröder aus – und dass er das Team nach Verkündung seines Abschieds im kommenden Monat noch erreicht, bewies das Spiel bei der VSG trotz der Niederlage. In der ersten Halbzeit einfach auch dem qualitativ stark besetzten Gegner unterlegen, nahm die Mannschaft die Ansprache zur Pause inklusive eines veränderten Ansatzes an. Nicht zuletzt deshalb äußerte sich Präsident Kamyar Niroumand auch über den Abschied des Übungsleiters wie folgt: „Wir bedauern seinen Entschluss sehr, denn Robert Schröder war über ein Jahrzehnt eine prägende Figur in unserem Verein , sowohl als Spieler als auch als Trainer.“
Bereits als Spieler bei Hertha 03

In der Tat ist der FC Hertha 03 nicht irgendein Verein für den Coach: 2011 kam der gebürtige Erfurter als Spieler zunächst zu Viktoria nach Berlin, stieg zwei Jahre später mit den Himmelblauen in die Regionalliga auf und absolvierte dort noch einmal 54 Einsätze. Im Jahr 2015 schloss er sich dann dem Zehlendorfer Oberligisten an, und sollte ihm dort als Spieler auch der Aufstieg nicht gelingen, so konnte er dies nach dem nahtlosen Übergang ins Amt des Cheftrainers im Jahr 2021 am Ende der Saison 2023/24 endlich nachholen. Durch die zehn Jahre im Verein ist auch immer wieder spürbar, dass Hertha 03 eine Herzensangelegenheit für Schröder ist. So appellierte er diese Saison auch immer wieder an den Bezirk, das heimische Ernst-Reuter-Sportfeld fit zu machen für die Regionalliga. Wegen der fehlenden Tauglichkeit musste man bislang die meisten Heimspiele im Stadion Lichterfelde austragen. „Das ist dann schon was anderes, wenn hier nach den Partien die Kinder in Hertha-03-Trikots noch auf dem Platz rumtoben“, beschrieb er den Unterschied nach dem Sieg gegen Luckenwalde, für das der Verein eine Ausnahmegenehmigung in seiner sportlichen Heimat erhalten hatte. Dass seine Rufe bislang verhallten, könnte so auch ein Mosaiksteinchen für seinen Abschied gewesen sein. „In erster Linie war das aber eine Entscheidung für mich, um die Belastung zugunsten von Familie und Beruf runterzufahren“, betont Schröder. Bedeutet das aber nun das Ende seiner Laufbahn im Fußball? „Nein: mein Antrieb ist es schon, mich als hauptamtlicher Trainer zu beweisen. Aber ich kann halt nicht in die Glaskugel gucken und sagen, was passiert.“ So will er sich, von der Last der Entscheidung befreit, erst einmal auf das naheliegende Ziel des Klassenerhalts konzentrieren: „Dafür will ich noch mal alles einsetzen, um es dann hoffentlich Mitte Mai hier durch das große Tor zu Ende zu bringen.“