Ein weltberühmtes Kloster, beeindruckende Kathedralen, köstliche Weinproben, wilde Pferde – Erlebnisse auf einer Flusskreuzfahrt auf Saône und Rhône.
Als wir abends mit dem TGV-Zug in Lyon ankommen, gießt es wie aus Kübeln. Vollkommen durchnässt erreichen wir die „MS Bijou du Rhône“. Und dann geht es auch schon los mit unserer Flussfahrt auf Rhône und Saône. Zwei Caterpillar-Maschinen mit 460 PS bringen das 2001 gebaute Schiff gemächlich auf Fahrt und bald auch um die Landspitze, wo Rhône und Saône zusammenfließen. Die Basilika Notre Dame de Fourvière, das Wahrzeichen Lyons, grüßt uns zum Abschied von ihrem Hügel. Eine Nachtfahrt von 142 Kilometer und durch drei Schleusen bringt uns die Saône hinauf Richtung Burgund, wo wir das charmante Städtchen Chalon-sur-Saône erreichen. Nachmittags brechen wir zu einer Fahrt durch die sanften Hügel der Côte d’Or, der „Goldenen Hügel des Burgunder-Weines“ auf und besuchen das teilweise noch mittelalterlich befestigte Beaune. Hauptattraktion des ehemaligen Sitzes der Herzöge von Burgund ist das Hôtel-Dieu des Hospices Civils. Die bunten Dachziegel mit ihren charakteristischen Mustern im Innenhof des 1443 von Nicolas Rolin, dem Kanzler des Duc de Bourgogne, errichteten Hospitals sind das beliebteste Fotomotiv der Stadt. Bis 1971 diente das „Palais pour les Pôvres“ als Krankenhaus, betreut vom Laienschwesternorden der Beginen. Von Mâcon mit seiner mehrbögigen St.-Laurent-Brücke aus wandeln wir am nächsten Morgen weiter auf christlichen Spuren – im weltberühmten Kloster Cluny, gegründet im Jahr 910, ehedem eines der religiösen Zentren der Christenheit. Heute zeugt eine grandiose Landschaft aus Ruinen und Teilbauten von der einstigen Bedeutung der Anlage mit der damals größten, romanischen Basilika des Abendlandes mit fünf Langhausschiffen. Die Französische Revolution und Napoleon setzen Cluny, als Zentrum kirchlicher Macht, ein Ende und die Abteikirche wird als Steinbruch für Straßenarbeiten und Hausbau genutzt. Nach dem Mittagessen an Bord geht es zur Weinprobe ins Beaujolais. Rund 80 Kilometer lang und rund 16 Kilometer breit ist das Gebiet der „Pierres dorées“, des Goldenen Kalksteins, der den süffigen Roten der Gamay-Traube hervorbringt. Bio-Winzer Jean Jacques Paire hat drei Weine für uns in seinem Keller in Ternand vorbereitet. Jetzt heißt es: Welche Farbe hat der Wein? Wie riecht er? Wie schmeckt er? Nun kommt das Kreisen mit dem Fuß des nach oben verjüngten Beaujolais-Glases ins Spiel. Bis zu 100 Aromen entfalten sich. Köstlich, alle drei Proben! Eine kleine Fahrt bringt uns anschließend durch die Toskana-ähnliche Landschaft ins mittelalterliche Oingt. Auf einem Hügel mit Stadtmauer, Herrensitz und Kirchlein gelegen, zählt es zu den schönsten Dörfern Frankreichs.
Zur Weinprobe geht’s ins Beaujolais
Nach dem Ablegen von Trévoux genießen wir am Abend noch die stimmungsvolle Passage durch die illuminierte Altstadt Lyons. Hier biegen wir wieder zurück in die Rhône, die uns bis nach Arles am Beginn des Deltas bringen wird. Eine weitere Nachtfahrt von rund 200 Kilometer lässt uns im mittelalterlichen Städtchen Viviers erwachen. Die Bus-Tour am Nachmittag bringt uns in die Ardèche und zum Lavendel am Rande der Provence. Blütezeit des Lavendels ist zwar zwischen Juni und August. Aber auch bei abgeernteten Feldern lohnt sich ein Besuch auf einer Lavendelfarm, wie der Domaine Lavandais mit ihrem Museum an der Route des Gorges. Es gibt Lavendel-Eis zu verkosten, und Lavendelöl-Fläschchen sowie -Seifen lassen den Shop zu einem „Paradies der Damen“ werden. Danach bringt uns die wegen ihrer zahlreichen Kurven berühmt-berüchtigte Panoramastraße durch die enge Schlucht der Ardèche. An verschiedenen Stellen bieten kurze Spazierwege und Panoramapunkte spektakuläre Sichten auf die steile Gorges und den Pont d’Arc. Die 60 Meter hohe Felsbrücke aus Kalkstein ist ein dramatisches Kunstwerk der Natur, an dessen Fuße man im Fluss Ardèche Rafting machen kann! 2023 jährt sich das Geburtsjahr Vincent van Goghs zum 170-mal.
Da kommt uns Arles mit seiner Römischen Arena gerade recht, deren brodelndes Volksgewühl er während des Stierkampfes gemalt hat. Rund 300 Bilder hat der Künstler innerhalb eines Jahres in und um Arles erschaffen! Gleich bei der Schiffsanlegestelle die Treppen hoch geht es schon zum Standort der Maison Jaune, in der van Gogh 15 Monate gewohnt und es gemalt hat. Das Haus wurde leider im Zweiten Weltkrieg zerstört. Wir reisen van Gogh mit dem Bus hinterher, bis ans Meer bei Saintes-Maries-de-la-Mer und durch die Camargue. Das ausgedehnte Sumpf-Lagunengebiet des Rhône-Deltas ist in weiten Teilen Naturschutzgebiet, wo man Flamingos beobachten, die weißen Camargue-Pferde bewundern und eine Stierfarm besuchen und sogar ein Stierfleisch-Menü probieren kann. Beim Aussteigen aus dem Bus im heute trubeligen Badeort Saintes-Maries-de-la-Mer blendet uns geradezu das grelle Mittelmeerlicht, das Vincent van Gogh so sehr faszinierte. Entlang der Strandpromenade entdecken wir stilisierte Malpaletten mit Gemälde-Kopien des wilden Meisters, dort, wo er die Bilder gemalt hat. „Sur le Pont d’Avignon, on y danse, on y danse, tous en rond“.
Van Gogh wohnte und malte in Arles
Auf dem Rückweg nach Lyon übernachten wir noch einmal in der alten Papststadt, wo im 14. Jahrhundert die Herrscher der Christenheit residierten. Vom Park nahe ihrer prächtigen Zitadelle hat man einen fantastischen Blick hinunter auf die Unesco-geschützte Pont St. Bénézet, wie die Brücke offiziell heißt. Ebenfalls Unesco-Welterbe ist die Pont du Gard, die wir nachmittags besuchen. Das dreistöckige Brücken-Aquädukt hatten die Römer im 1. Jahrhundert über den Fluss Gardon gebaut, um ihre damalige Metropole Nîmes mit Frischwasser zu versorgen. Auf dem Rückweg nach Lyon gilt es, noch einmal elf Schleusen und rund 240 Kilometer zu überwinden, ehe wir am nächsten Nachmittag wieder die Stadt erreichen. Nach dem Besuch der neogotischen Basilika Notre Dame de Fourvière mit Blick von der Terrasse über die Zwei-Flüsse-Stadt, lassen wir es uns bei einem Altstadtspaziergang mit anschließender Weinprobe vor der Abfahrt noch einmal richtig gut gehen.