Markus Anfang folgt beim 1. FC Kaiserslautern auf Friedhelm Funkel. Der Routinier ließ durchblicken, warum er sich gegen den Job beim FCK entschieden hat, und wünscht dem neuen Trainer einen Dickkopf.
Friedhelm Funkels vorläufiger Abschied von der großen Bühne klang ein bisschen bitter: „Zum dritten Mal eine Scheiß-Niederlage mit einem Tor und jeweils gegen den Deutschen Meister“, sagte der 70-Jährige nach dem 0:1 des 1. FC Kaiserslautern gegen Bayer Leverkusen im Finale des DFB-Pokals: „Ich hätte mir schon gewünscht, dass ich mal ein Finale spiele und das nicht gegen den Deutschen Meister. Da ist es eminent schwer dagegen zu gewinnen. Vielleicht schaffe ich noch mal ein Finale und spiele nicht gegen den Deutschen Meister. Das würde ich mir wünschen. Aber ich weiß, dass nicht jeder Wunsch in Erfüllung geht“, sagte Funkel mit einem breiten Grinsen.
Funkel schloss ein Comeback bei einem neuen Verein nicht aus: „Aber die letzten Wochen haben mir so viel Spaß gemacht und der Abschluss hat den Spaß noch mal erhöht. Wenn ich erholt und bei Kräften bin, kann ich nicht ausschließen, noch mal was zu machen.“ Er nehme zwar „viel Positives“ aus der Zeit beim 1. FC Kaiserslautern mit, hat aber auch einen Ratschlag parat: „Ich wünsche dem Verein, dass er in den kommenden Wochen gute Entscheidungen trifft im sportlichen Bereich“, betonte Funkel: „Dass sie einen Trainer verpflichten, der zu diesem Verein passt. Der ein bisschen dickköpfig ist, der eine eigene Meinung hat und diese auch durch- und umsetzt in der Arbeit mit der Mannschaft.“ Das sei ein Problem, das nach Funkels Ansicht bereits seit einiger Zeit besteht und auch in der Zukunft dem Erfolg beim FCK im Weg stehen könnte: „Wer auch immer Trainer wird: Die Verantwortlichen müssen einfach mal Geduld haben und nicht nach drei oder vier Niederlagen einen Trainer infrage stellen. In zehn Jahren waren 13 Trainer hier. Dann kann man keine Kontinuität erwarten. Das ist es, was der Verein braucht.“ Ein kleiner Wink in Richtung Thomas Hengen? Mit Sicherheit.
Der Verein hat nach diesen Aussagen Nägel mit Köpfen gemacht und Markus Anfang als neuen Trainer verpflichtet. „Markus Anfang erfüllt das Profil, das wir gesucht haben: Er hat sowohl im Nachwuchs- als auch im Herrenbereich in verschiedenen Ligen sehr viel Erfahrung gesammelt, die ihm bei seiner Aufgabe hier beim FCK sicher sehr helfen werden“, sagte Geschäftsführer Thomas Hengen. Anfang hatte zuletzt den Drittligisten Dynamo Dresden trainiert. Im April trennten sich die Sachsen von ihm, nachdem Dynamo das Ziel Aufstieg durch eine schwache Rückrunde aus den Augen verloren hatte. Ein Déjà-vu aus seiner Zeit beim 1. FC Köln. „Durch meine Lautrer Vergangenheit weiß ich natürlich ganz genau, welche Bedeutung der FCK nicht nur in der Region, sondern in ganz Fußball-Deutschland hat“, sagte Anfang, der von 2002 bis 2004 beim FCK spielte und nun Florian Junge als Co-Trainer mitbringt. „Insbesondere die tolle Atmosphäre am Betzenberg und die überragende Unterstützung der Fans waren auch in meinen Überlegungen ein ganz wichtiger Faktor“, sagte der Ex-Profi. Bundesweit für Aufsehen hatte der gebürtige Kölner, der in der Saison 2018/2019 auch den 1. FC Köln trainierte, mit einem Impf-Skandal inmitten der Corona-Pandemie gesorgt. Wegen eines gefälschten Impfausweises verurteilte das Amtsgericht Bremen Anfang zu einer Geldstrafe von 36.000 Euro, zudem erteilte ihm das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zwischenzeitlich ein Berufsverbot.
Anfang steht für Offensivfußball
Die Liga-Konkurrenz konnte sich ein Schmunzeln nach der Lauterer Trainer-Vorstellung nicht verkneifen. Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 postete scherzhaft ein bearbeitetes Bild aus einer Folge der Kinderserie „Spongebob Schwammkopf“. Darin blättert der Pro-tagonist, versehen mit einem FCK-Wappen auf der Stirn, durch ein Buch mit der Trainer-Historie der Darmstädter. Hintergrund: Sowohl Dimitrios Grammozis als auch Dirk Schuster, die in der abgelaufenen Saison vor Funkel auf dem Betzenberg an der Seitenlinie gestanden hatten, waren zuvor bereits als Trainer in Darmstadt aktiv. In der Vergangenheit war auch bei Norbert Meier die Lautern-Zeit auf eine Etappe beim SV98 gefolgt.
Entgegen der Einschätzung von Funkel also, mehr auf die Betze-Tugenden zu setzen, geht Hengen jetzt erneut einen anderen Weg. Mit Markus Anfang holt der Sportgeschäftsführer einen Trainer, der für das steht, was der FCK-Boss zuletzt auch von den Trainern Dirk Schuster und Dimitrios Grammozis einforderte, diese aber nicht mit den gewünschten Ergebnissen zu liefern vermochten: dominanten Offensivfußball, der für den Betze mal charakteristisch war und es wieder werden soll. Der 1. FC Kaiserslautern habe deshalb „einen Trainer gefunden, der den FCK-Weg mitgehen will und gleichzeitig sehr genaue Vorstellungen vom proaktiven Spielstil hat, sodass wir uns auf eine konstruktive und für unseren Verein hoffentlich erfolgreiche Zusammenarbeit freuen“, erklärt Hengen. Über Anfangs Vertragslaufzeit machte der 1. FC Kaiserslautern in seinem Statement keine Angaben.
Ein wenig haben sich die Verantwortlichen die Aussagen von Funkel, dass Betze-Tugenden gebraucht werden, jedoch zu Herzen genommen. Denn mit Daniel Hanslik hat nun ein Spieler seinen Vertrag verlängert, der genau diese Tugenden verkörpert: „Wir freuen uns, dass Hansi ein fester Bestandteil der FCK-Familie bleibt, nachdem wir uns vor drei Jahren ins Zeug gelegt haben, ihn fest zu verpflichten. Er verkörpert die Betze-Tugenden und hat sich hier immer als Teamplayer und absoluter Vollprofi präsentiert, der bereit ist, alles für die Mannschaft und den Erfolg zu geben. Wir sind happy, dass er den Weg weiter mit uns gehen will“, sagte Geschäftsführer Thomas Hengen.
Vor allem Hengen wird sich an der Verpflichtung von Markus Anfang messen lassen müssen. Die Verpflichtung von Funkel soll eher Sache des mächtigen Beirates gewesen sein. Entsprechend kühl blieb das Verhältnis der beiden. Nun hat sich Hengen durchgesetzt und wie schon bei Grammozis einen früheren Mitspieler installiert.