Der 1. FC Saarbrücken geht in die fünfte Drittliga-Saison in Folge. Nachdem der Aufstieg zweimal knapp verpasst wurde, soll der große Wurf diesmal gelingen.
Mit 60 Punkten erreichte der FCS mit Trainer Rüdiger Ziehl zum zweiten Mal mehr Punkte als seine Vorgänger Uwe Koschinat und Lukas Kwasniok. Dass es dennoch nicht zum Aufstieg reichte, hat mehrere Gründe. Neben Personalmisere, Belastung durch den DFB-Pokal und vielen strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen kam auch das Debakel um den Rasen im Ludwigspark hinzu.

Die Ausgangslage
Dass Stammtorwart Tim Schreiber den FCS verlassen würde, war frühzeitig absehbar und aufgrund der Vertragssituation einkalkuliert. Das Karriere-Ende von Marcel Gaus kam ebenfalls nicht überraschend, tat aber dennoch weh. Ansonsten war von den Stammspielern nur Luca Kerber nicht zu halten, den es zu Bundesligist Heidenheim zog. Die Aufgabe für „Trainer-Manager“ Rüdiger Ziehl und Sportdirektor Jürgen Luginger war dabei klar. Diese drei Positionen mussten neu besetzt werden, zudem sollte der Kader breiter aufgestellt und verjüngt werden.
Die Neuzugänge
Entgegen vieler Befürchtungen haben Ziehl und Luginger ihre Hausaufgaben frühzeitig erledigt. Der Kader wurde geschickt und teilweise prominent verstärkt. Im Tor führt kein Weg an Neuzugang Philipp Menzel vorbei. Auch wenn während der Vorbereitung noch das eine oder andere Abstimmungsproblem deutlich wurde, gilt der erfahrene Ex-Klagenfurter als gesetzt. In der Defensive haben Linksverteidiger Till Schumacher und Innenverteidiger Sven Sonnenberg ebenfalls eine Stammplatzgarantie. Lasse Wilhelm zeigte gute Ansätze und könnte aufgrund der personellen Situation früher zum Einsatz kommen als gedacht. Der junge Rechtsverteidiger Philip Fahrner verpasste aufgrund einer Verletzung die gesamte Vorbereitung und wird es daher zunächst schwer haben. Im Mittelfeld hat mit Elijah Krahn ein weiterer Neuzugang mächtig Eindruck hinterlassen. Große Hoffnungen ruhen auf Sebastian Vasiliadis, der die Nachfolge von Kerber antreten soll. In der Offensive sollte Maurice Multhaup für die entscheidenden Momente sorgen, doch auch der ehemalige Braunschweiger verpasste die gesamte Vorbereitung. Dafür spielte sich Chafik Gourichy in den Vordergrund.
Die Stärken
Die Kaderplanung wirkt durchdacht und ausgereift. Sieht man die dezimierte Verteidigung ab, gibt es eigentlich keine Position, auf der der FCS zum Ende der Vorbereitung nicht über eine überdurchschnittliche Qualität verfügte. Mit Torwart Menzel, Leitwolf Manuel Zeitz sowie Sonnenberg hat der FCS eine stabile und routinierte Defensiv-Achse. Gleiches gilt für die Außenverteidiger Schumacher und Calogero Rizzuto.
Die Defensive bereitet Sorgen
as zentrale Mittelfeld ist äußerst prominent besetzt. Eine Stammplatzgarantie hat niemand. Auch im Angriff hat Ziehl mittlerweile viel Auswahl. Rückkehrer Patrick Schmidt hinterließ in der Vorbereitung einen erstaunlichen guten Eindruck. Simon Stehle traut Ziehl einen weiteren Leistungssprung zu. Aufgrund der veränderten Kaderstruktur kann der Trainer zwischen mehreren System wechseln.
Die Schwächen
Der Ausfall der beiden Innenverteidiger Becker und Thoelke war über diesen langen Zeitraum nicht geplant, der kurzfristige Ausfall von Boné Uaferro traf die Verantwortlichen ins Mark. Kurzfristig muss bis zum Saisonstart ein neuer Abwehrspieler verpflichtet werden. Etwas „dünn“ sind die Alternativen auch auf den defensiven Außenbahnen, wobei die anstehende Rückkehr von Philip Fahrner für Entlastung sorgen dürfte. Im Angriff besteht ein Restrisiko hinsichtlich des Fitnesszustand von Patrick Schmidt. Aber die „Kriegskasse“ des Vereins ist gut gefüllt, eventuelle Nachkäufe wären bis zum Ende der Transferperiode möglich. Probleme drohen dem FCS eher außerhalb des Platzes. Obwohl die Euphorie groß ist, könnte es bei einem schwachen Start schnell unruhig werden. Gerüchte über angebliche Spannungen zwischen Mannschaft und Trainer entbehrten zwar belastbarer Grundlagen, wurden aber dennoch eifrig geschürt. Ebenso, dass Ziehl sich schwertun würde, prominente Neuzugänge zu überzeugen. Dass die Realität eine andere ist, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Störfeuer ein gewisses Risiko darstellen.
Der Trainer
Rüdiger Ziehl genießt innerhalb des Vereins hohes Ansehen. Er ist aufgrund seiner ruhigen, gelassenen und analytischen Art sehr geschätzt und bekam das einstimmige Vertrauen von Präsidium und Aufsichtsrat ausgesprochen. Nach außen hat der bisweilen introvertiert wirkende 46-Jährige einen schweren Stand. Die Ablehnung einiger Fans ist dabei nur schwer nachzuvollziehen. Der Punkteschnitt Ziehls ist besser als der seiner Vorgänger. Bei Transfers agierte er zwar recht defensiv, erlaubte sich dafür aber auch keine kostspieligen Flops. Für Ziehl werden die ersten Monate eine Bewährungsprobe, auch weil er den Kader erstmals nach seinen Vorstellungen zusammenstellen durfte.

Das Umfeld
Mit mehr als 7.000 verkauften Dauerkarten hat der FCS eine neue Bestmarke aufgestellt. Die Business-Partner rennen dem Verein zudem die „Bude“ ein, mit rund 10.000 Mitgliedern ist er mit Abstand der größte Sportverein des Landes. Die Stimmung Ludwigspark ist famos, problematisch ist allerdings das Drumherum vor allem in den sozialen Netzwerken. Dass Traditionsvereine anfällig für das Streuen von Halbwahrheiten sind, ist kein Geheimnis, beim FCS ist diese Untugend allerdings sehr ausgeprägt. Es bedarf keiner großen Vorstellungskraft, dass die Heckenschützen nur darauf lauern, dass die ersten schlechten Resultate kommen. Klar ist allerdings auch, dass diese Personen alles wollen, nur nicht den Erfolg des Vereins.
FORUM-Prognose
Der Kader des FCS ist einer der besten der Liga. Nun braucht es in personeller Hinsicht mehr Glück als in der Vorsaison. Entscheidend wird sein, ob die Defensive nach den Ausfällen von Beginn an hält. Gelingt das, ist der FCS ein heißer Kandidat für einen der ersten drei Plätze.