Marco Reus wechselte vergangene Woche zu Los Angeles Galaxy. Er reiht sich damit in die großen Namen ein, die zuvor schon das Trikot trugen und trifft in Kalifornien auf eine komplett andere Fußballkultur.
Die Vögel zwitscherten es von den Dächern, nun ist es auch offiziell: Marco Reus wird nach seinem Abschied bei Borussia Dortmund ein neues Abenteuer bei Los Angeles Galaxy beginnen. Der ehemalige Nationalspieler hat einen Vertrag bis Ende der Saison 2026 unterschrieben. Bei seiner Vorstellung war Marco Reus in Plauderlaune. Er hatte Angebote aus der Bundesliga, entschied sich allerdings dagegen, in Deutschland zu bleiben. Auch wegen Borussia Dortmund. Nach all den Jahren im BVB-Trikot dann gegen den ehemaligen Club spielen? Für Reus kam das nicht infrage. „Aufgrund der Verbundenheit zum BVB war es für mich keine Alternative, obwohl die Bundesliga so top ist. Ich wollte auch einfach mal was komplett anderes machen“, so der Offensivspieler bei seiner Vorstellung in Los Angeles.
Als er entschieden hatte, nicht mehr für die Schwarzgelben zu spielen, wollte er aber nicht seine Karriere beenden. „Es war klar, dass ich weiter Fußball spielen will“, so Reus. Mit Galaxy gab es den ersten Kontakt im Mai. „Ich hatte einige Male eine Chance, was anderes zu machen, bin aber immer geblieben. Das war die letzte Chance, eine neue Kultur kennenzulernen in einem neuen Umfeld“, erzählt der 35-Jährige. Beim MLS-Klub ist man stolz über die Verpflichtung des ehemaligen DFB-Stars. „Marco Reus ist ein Weltklassespieler, der auf höchstem Niveau brilliert hat und unter anderem in zwei Champions-League-Finals für Borussia Dortmund und bei der Weltmeisterschaft mit der deutschen Nationalmannschaft gespielt hat“, sagte Will Kuntz, General Manager von LA Galaxy, und fügte an: „Wir freuen uns auf Marcos Beitrag zur LA Galaxy, während wir uns auf die entscheidende Schlussphase der MLS-Saison 2024 und darüber hinaus begeben.“
Vor seinem Wechsel in die US-amerikanische Major League Soccer hat sich Ex-Fußballnationalspieler Marco Reus bei einem echten Experten Rat geholt. „Jürgen Klinsmann, der wohnt hier und hat mir viel über die Stadt und den Verein erzählt“, sagte Reus bei seiner Vorstellung als Neuzugang der Los Angeles Galaxy. Der ehemalige Bundestrainer lebt seit Jahren südlich der US-Metropole in Huntington Beach und arbeitete auch schon als Nationaltrainer der USA. Für Reus hingegen ist der Club, bei dem einst auch David Beckham und Zlatan Ibrahimovic spielten, die erste Auslandsstation seiner Karriere. Die Dimensionen und Probleme von Los Angeles hat Reus in den ersten Tagen nach seiner Ankunft schon kennengelernt. „Ich habe mir ein paar Häuser angeschaut. Die waren eigentlich nicht weit auseinander, aber wir haben trotzdem viele Stunden im Stau gestanden“, erzählte der 35-Jährige. Rekordmeister Galaxy ist aktuell Tabellenführer der Western Conference und hofft auf den ersten Titel seit 2014. Beim Erreichen dieses Ziels will Reus helfen. „Jetzt ist unsere Zeit. Das Team ist bereit“, sagte er. „Ich bin nicht mehr der Jüngste, aber ich will den jüngsten Spielern auch helfen, dass die auch besser werden. Die kleinen Dinge sind so wichtig im Fußball, wie man sich vorbereitet. Denn das Ziel dieses Teams ist es, Titel zu gewinnen.“
Das Finale findet im Dezember statt
Titel werden in der MLS auf eine andere Art und Weise gewonnen als in Europa. Zudem hat sich der Fußball in den USA in den vergangenen Jahren erheblich weiterentwickelt. Die Liga, die ursprünglich mit nur zehn Mannschaften begann, ist mittlerweile auf 29 Teams angewachsen, die quer über die Vereinigten Staaten und Kanada verteilt sind. Doch wie läuft eine Saison in dieser wachsenden Liga ab? Die MLS-Saison ist in zwei Hauptphasen unterteilt: die reguläre Saison und die Play-offs, die in der sogenannten „MLS Cup Play-offs“ münden. Die reguläre Saison beginnt in der Regel im späten Februar oder frühen März und endet im Oktober. In dieser Zeit spielt jedes Team 34 Spiele: 17 Heim- und 17 Auswärtsspiele. Die Teams sind dabei in zwei Conferences aufgeteilt – die Eastern Conference und die Western Conference. Die besten Teams aus der regulären Saison qualifizieren sich für die Play-offs, die im November beginnen. Hier treten die besten sieben Teams jeder Conference in einem K.o.-System gegeneinander an, um den MLS-Cup-Champion zu ermitteln. Der Höhepunkt der Saison ist das Finale, das traditionell im Dezember ausgetragen wird und das erfolgreichste Team der Saison krönt. Was die MLS besonders macht, ist ihre Kombination aus amerikanischem Sportsystem und den traditionellen Fußballformaten. „Die MLS hat ein Format, das einzigartig unter den großen Fußballligen der Welt ist“, schreibt ESPN. „Während die Liga auf das System der Play-offs setzt, das typisch für US-Sportarten ist, bezieht sie auch Elemente aus dem globalen Fußball ein, wie etwa die Platzierungen in den Conferences und den Supporters’ Shield, der an das Team mit der besten Bilanz der regulären Saison vergeben wird.“ Dieses hybride System verleiht der Liga ihre besondere Dynamik. Jedes Spiel in der regulären Saison ist wichtig, aber es sind die Play-offs, die das endgültige Schicksal eines Teams bestimmen. Wie „The Athletic“ erklärt: „Es gibt in der MLS keine Abstiegskämpfe, was bedeutet, dass Teams auch spät in der Saison noch eine Chance haben, sich für die Play-offs zu qualifizieren und den Titel zu gewinnen – das hält die Spannung bis zum letzten Spieltag aufrecht.“ Ein weiterer Faktor, der die MLS so spannend macht, ist der Zustrom internationaler Stars, die sich den amerikanischen Teams anschließen. Spieler wie Zlatan Ibrahimović, David Beckham und jüngst Lionel Messi haben der Liga internationales Prestige verliehen und gleichzeitig die Qualität des Spiels gesteigert. „Die Ankunft von Weltklasse-Spielern hat die Attraktivität der MLS sowohl auf dem Platz als auch im Zuschauerinteresse enorm gesteigert“, so „Sports Illustrated“. Die Liga hat in den letzten Jahren ein bemerkenswertes Zuschauerwachstum erlebt, sowohl in den Stadien als auch bei den TV-Übertragungen, und das Interesse steigt weiter. Durch Marco Reus vielleicht jetzt auch in Deutschland? Mats Hummels, der noch vereinslos ist, könnte das Interesse durchaus noch steigern. „Oh ****, ich glaube, ich habe es falsch verstanden, als Marco sagte: ‚Lass uns diese Woche bei Galaxy treffen‘“, schrieb Mats Hummels bei Instagram.
Attraktivität der Liga gestiegen
Dazu postete er ein Bild, auf dem er mit skeptischem Blick vor dem Eingang zur „Galaxy Erding“ steht. Die hat aber selbstverständlich nichts mit LA Galaxy zu tun, sondern ist eine Rutschwelt und Therme in Bayern. Die Steilvorlage nahm Ex-Kollege Reus allerdings dankend an und antwortete umgehend – und trat damit eine kleine Spekulations-Welle los. Reus trockene Reaktion auf den Hummels-Spaß: „Für einen Außenrist müsste noch Platz sein.“ Damit spielte er natürlich auf den Instagram-Namen des Innenverteidigers an, der dort unter dem Namen „Aussenrist15“ zu finden ist. Das ist jedoch eher ausgeschlossen: Immer wieder hatte der Ex-Dortmunder betont, nicht zu weit von der Heimat wegzuwollen. Italien oder England galten zuletzt als wahrscheinliche Ziele. Doch obwohl es interessierte Vereine gibt und die Ligen diese Woche starteten, ist Hummels noch immer ohne Vertrag.
Reus jedenfalls scheint sich in seinem neuen Team eingelebt zu haben − und konnte gleich bei seinem Debüt ein Ausrufezeichen setzen: In der 62. Spielminute gegen Atlanta United eingewechselt, gelangen ihm in weniger als 30 Minuten sowohl ein Tor als auch eine Vorlage. Da Galaxy mit Sicherheit in die Play-offs kommen wird, könnte es im ersten Jahr auch gleich mit einem Titel klappen – genau dafür wurde er ja geholt.