Die Marke Audi stand von jeher für besondere Autos. Hochwertige, elegante Autos mit besonders moderner und zukunftsweisender Technik. Das trifft auch bei E-Autos zu. Wir haben den Audi S e-tron GT getestet – aus Sicht des Beifahrers.

Während wir gerade versuchen, eine Ladesäule zu überreden, uns Strom zu verkaufen, hören wir einen begeisterten Vater: „Oh geil, guck mal, ein Audi GT“, ruft er seinem etwa fünfjährigen Sohn zu, als er unseren Testwagen sieht. Ein Ausruf, der in seiner einfachen Klarheit beschreibt, wie fast alle Menschen, die uns begegnet sind, auf dieses Auto reagieren – mit Bewunderung und Ehrfurcht, wenn sie auf einem Parkplatz in respektvollem Abstand daran vorbeigehen, aber den silbernen Supersportwagen mit einem ehrfürchtigen Blick streifen. Das ist nicht verwunderlich, denn der Audi S e-tron GT ist elegant, sportlich und auffällig in seiner Formensprache. Ein wunderschönes Auto, wie es nicht allzu oft auf den Straßen unterwegs ist. Ein Auto, das viel verspricht und noch mehr hält.
Der Audi S e-tron GT hat markante, aber zurückhaltende Linien. Das Auto ist lang gestreckt und flach. Die Front zieren neben den vier Audi-Ringen breite Lufteinlässe, die für eine bessere Aerodynamik sorgen. Das zeigt auch der Blick auf das Heck, das mit seinen Finnen für mehr Abtrieb sorgt. Finnen sind die senkrechten Lamellen am Heck eines Autos, sie leiten die Luft so, dass das Auto besser auf der Straße liegt. Bei einer Beschleunigung von 3,4 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h eine durchaus sinnvolle Maßnahme.
Fasziniert hat mich der Audi S e-tron GT mit seinem Sound. Bisher kannte ich E-Autos vor allem leise. Einige hörten sich an wie landende Raumschiffe, andere waren kaum vernehmbar. Bei diesem Auto ist Audi etwas gelungen, was mich gefesselt hat. Als ich den Wagen das erste Mal auf mich zukommen sah, hörte ich einen Sound, der zweifelsfrei einem E-Auto gehörte, aber es war ein Sound, der ebenso zweifelsfrei deutlich machte, dass es sich hier um einen Sportwagen handelt. Um einen Motor, der vor Kraft nur so strotzt. Er brüllt nicht, aber er flüstert mir ganz leise ins Ohr, dass ich mich vor ihm in Acht nehmen muss. Er bestimmt den Ton, er gibt die Geschwindigkeit vor. Er gibt mir die Gewissheit, dass ich den meisten anderen Autos mit Leichtigkeit davonfahren kann, wenn ich es denn will. Wir haben die Höchstgeschwindigkeit dieses Supersportwagens nicht ausprobiert, aber wir haben die souveräne Überlegenheit des Motors genossen. Wir haben mit Leichtigkeit überholt, ohne uns Gedanken darüber machen zu müssen, ob wir es denn rechtzeitig schaffen würden, an dem Auto vor uns vorbeizukommen. Einfach angenehm.
Straßenlage wie auf Schienen

Dennoch ist der Umstieg von einem Verbrenner, wie wir privat einen fahren, auf ein Elektroauto gewöhnungsbedürftig. Allein weil die volle Leistung sofort anliegt und für enormen Vortrieb sorgt. So kam es anfangs gelegentlich vor, dass ich ungewollt in den perfekt geformten Sportsitz geschleudert wurde, weil meine Frau sich noch nicht ganz an den sofortigen Vortrieb gewöhnt hatte. Das war jedoch ein Nebeneffekt von nur kurzer Dauer. Von außen betrachtet schaufelt der Audi S e-tron GT mit seiner flachen Front und den breit ausgestellten Kotflügeln die Luft, die sich ihm entgegenstellen will, gekonnt zur Seite und nach oben. Die breiten Kotflügel haben sowohl vorne als auch hinten eine gut betonte Wölbung, sodass der Wagen ausgesprochen breit erscheint – was er letztlich auch ist, denn drinnen hat man sehr bequem Platz.
Eine gekonnte Verbindung zwischen Front- und Heckpartie bilden zwei weitere Falten im Blech. Die eine kurz unterhalb der Fenster. Sie stellt eine Verbindung zwischen vorn und hinten dar. Kurz über dem Boden findet sich eine ausgeprägtere Falte im Kleid des Audi, die im vorderen Bereich in einen Belüftungsschlitz für den Motor mündet. Den seitlichen Abschluss bilden in schwarz abgesetzte Spoiler, die ebenfalls die Straßenlage optimieren.
Apropos Straßenlage: Die ist bei diesem Audi wie bei einem Schienenfahrzeug. Er bewegt sich genau da, wo er soll. Kurven sind auch bei höherer Geschwindigkeit kein Problem. Der Allradantrieb sorgt für ein Fahrgefühl wie auf Schienen. Die Audi-Technik, die in den Kurven für eine differenzierte Kraftübertragung auf die Räder sorgt, vermittelt uns den Eindruck, wir können uns auf dem Punkt drehen, wenn wir den Wagen wenden wollen.
Innerhalb von 18 Minuten kann der Akku von zehn auf 80 Prozent geladen werden, wenn die Batterie vorher per Bordelektronik auf die schnelle Aufladung vorbereitet wird. Das klingt aufwendiger als es ist, denn dafür genügt es, im bordeigenen Navi eine Stromtankstelle auszusuchen und anzuklicken. Schon bereitet die Elektronik das Aufladen vor, und das spart an der Stromtankstelle viel Zeit.

Der Kofferraum des Audi S e-tron GT ist nicht besonders groß, aber für den Alltagsgebrauch ausreichend. An dieser Stelle ist zu bedenken, dass man schließlich einen Supersportwagen bewegt, und dafür bietet der Kofferraum wiederum viel Platz.
Im Inneren setzt Audi die Designsprache des Außenkleides fort. Schlichte Eleganz mit schönen Linien aus hochwertigen Materialien, die das Armaturenbrett zeichnen, beherrschen den Innenraum. Eine ausreichend breite Mittelkonsole gibt genug Raum zwischen Fahrer und Beifahrer, die hintereinander ihre Getränke in den dafür vorgesehenen Cupholdern abstellen können. Das Handschuhfach bietet ausreichend Platz für alles, was im Auto und bei jeder Fahrt dabei sein sollte, wie zum Beispiel eine Parkscheibe, das Betriebshandbuch und Papiere. Eine Warnweste findet in der Ablage der Türen Platz.
Die Sportsitze sind straff gepolstert und individuell gut einstellbar. Die Kopfstützen sind in die Sitze integriert. Die Sitze bieten auch in extremen Kurven einen guten Seitenhalt. Sowohl vorne als auch hinten können große Erwachsene bequem Platz nehmen. Das ist eine weitere Besonderheit – einen Sportwagen, der bequem vier Personen Platz bietet, gibt es nicht allzu oft.
Faszinierendes Panorama-Glasdach
Eine besondere Erwähnung ist die gelungene Integration des Displays oberhalb der Mittelkonsole wert. Audi hat es nahtlos in das Armaturenbrett integriert, was mir besonders gut gefällt. Oft genug steht dieses Display über die obere Kante des Armaturenbretts hinaus oder ist womöglich sogar auf das Armaturenbrett aufgesetzt. Eine Option, die ich gar nicht schätze.

Fasziniert hat mich das große Panorama-Glasdach. Es gibt in unserem Testwagen kein Rollo, das wir bei Bedarf zuziehen könnten, um die Sonne auszusperren. Es gibt etwas viel Spannenderes, denn per Knopfdruck auf dem Touchscreen über der Mittelkonsole können wir die Lichtdurchlässigkeit des Glases verändern. Es gibt Variationen von vollkommen durchsichtig, dann hat man einen klaren Blick nach draußen durch eine leicht getönte Decke, über vollkommen matt, dann sieht man draußen nichts und es kommt nur ein wenig Licht durch. Über verschiedene Kombinationen an Lichtdurchlässigkeit und Mattierung lässt sich das Glas wie ein Schiebedach schrittweise „zuziehen“ und andere Bereiche durchscheinend gestalten.
Zusätzlich gibt es noch verschiedene Muster, die sich über die Breite erstrecken. Sie sind an den Rändern schmal, in der Mitte breit. Diese ist ganz individuell einzustellen, frei wählbar zwischen durchsichtig und mattiert. Eine Technik, die begeistert.
Vor einigen Jahren hatte ich davon als Merkmal in einem Super-Luxus-Auto gelesen. Jetzt habe ich es live selbst erlebt – beeindruckend! Der Audi S e-tron GT ist ein Elektroauto, dass auch Skeptiker von E-Autos überzeugen könnte – wäre da nicht sein Preis, der die Kundschaft deutlich limitiert.