Eine Flusskreuzfahrt ist für viele Menschen ein schönes Erlebnis. Bei einer Tour von Passau über Wien und Budapest warten viele wundervolle Eindrücke und Ausflüge.
Genuss auf der blauen Donau“ heißt die von Nicko Cruises angebotene Tour, und das bewahrheitet sich. Das Schiff „Belvedere“ fährt in acht Tagen von Passau über Linz, Wien, Budapest, Bratislava und Melk zurück nach Passau. Da bleiben sicherlich keine Wünsche offen.
Blau ist die Donau allerdings nicht. War sie es wirklich, als der Walzerkönig Johann Strauss (1825 – 1899) „An der schönen blauen Donau“ komponierte? Noch immer ist diese Musik sehr bekannt.
„Wir müssen nur genug Wein trinken, damit uns die Donau blau erscheint“, lacht ein Passagier. Doch auch in den jetzigen Farben imponiert dieser mächtige Fluss und überrascht auch mit zahlreichen Schleusen und viel Grün an beiden Ufern. Kleine Dörfer, aber auch Burgen sind zu sehen. Alles wirkt so friedlich und bietet Erholung pur.
Dann aber erfolgt die Begrüßung durch die Verantwortlichen und alsbald ein reichhaltiges Abendessen, das der Route angepasst ist. Österreichische, ungarische und slowakische Gerichte werden geboten. Schon am Morgen wählen die Passagiere, was sie mittags und abends essen möchten, doch auch Sonderwünsche werden sehr freundlich erfüllt. Frisches Obst oder feine Eiskreationen zum Dessert – dazu sagt niemand nein, und am Nachmittag werden Gäste mit Kaffee und Kuchen verwöhnt.
Sehenswert in Wien ist die Hofburg
Sattsehen wollen sich auch die Augen. In jeder Stadt, in der das Schiff anlegt, werden interessante Ausflüge mit Führungen geboten, die sich vorab buchen lassen. Eine Stadt selbst zu erkunden ist auch okay. Die meisten ziehen jedoch mit den Experten zu Fuß, in Bussen, Straßenbahnen oder auf E-Bikes durch die angekündigten Städte.
Der erste Halt ist Linz, eine schon 799 urkundlich erwähnte Siedlung und 2009 sogar die Kulturhauptstadt Europas. Die „Belvedere“ wird stadtnah festgemacht, und nur wenige Schritte sind es zum schmucken barocken Hauptplatz mit seinen stattlichen Bauten. Überragt werden diese jedoch von der Dreifaltigkeitssäule, einer ehemaligen Pestsäule, mit der sich Linz dafür bedankte, noch recht glimpflich der Seuche entronnen zu sein.
Eine Madonna wacht auch an der Ecke Klosterstraße über einem Verkehrsschild. Dort beginnt die Altstadt, in der sich Kaufleute und Fabrikanten mehrstöckige Häuser mit oft fein gerahmten Fenstern bauen ließen. Unten waren die Läden mit ihren Produkten, im ersten Stock wohnten die Eigentümer, darüber lagerten die Waren und ganz oben hinter kleineren Fenstern lebten die Arbeiter, erklärt die sachkundige Begleiterin.
Noch bedeutsamer ist jedoch das Landhaus, errichtet von 1568 bis 1658. Es ist die politische Zentrale und der Sitz des oberösterreichischen Landtags. Ein langer, viel benutzter Gang führt durch den Bau bis zum Landhausplatz. Dort wirkt das Landhaus noch eindrucksvoller.
Wien, Österreichs schöne und vielfältige Hauptstadt, ist der nächste Stopp, und ein Besuch lohnt sich dort immer. Mit einem Audiogerät am Ohr folgt die Gruppe dem Gästeführer durch den Rosen- und den Volksgarten. Prinz Eugen, der edle Ritter, reitet seit 1865 auf dem Heldenplatz vor der Hofburg, wo einst Kaiser Franz Joseph regierte.
Kaiserin Elisabeth, besser bekannt als Sissi und frei aufgewachsen in Bayern, musste sich hier dem Hof-Zeremoniell beugen. Von Romy Schneider wurde sie in den „Sissi“-Filmen verkörpert. Die Realität war jedoch rauer.
Gelangweilt widmete sie sich stundenlang ihrem Aussehen. Erst allmählich gewann sie wieder etwas Freiheit durch Wandern, Reiten und Reisen. Das ungleiche Paar wurde auch König und Königin von Ungarn. Durch ein Attentat 1898 am Genfer See kam Elisabeth schließlich ums Leben.
Nach wir vor ist die Hofburg der sehenswerte Regierungssitz und wird trotz Regen ebenso bestaunt wie das Burgtheater, die Wiener Staatsoper und das Riesenrad.
Der mehr als 850-jährige Stephansdom ist auch ein Muss, obwohl er gerade saniert wird. Die Fiaker, die Kutscher mit ihren Pferden, haben an diesem Regentag wenig zu tun. Also einen Gang durch den großartigen Dom machen und was nun?
Die Wien-Kenner zieht es ins Traditionscafé „Demel“ mit seinen fabelhaften Torten und besonderen Kaffeesorten. Der Nordturm des Stephansdoms lockt jedoch ebenso. Mal das bunte Dach von nahem betrachten und von oben auf Wien schauen. Mit einem Fahrstuhl lässt sich das leicht realisieren. Dieses besondere Dach fasziniert auch bei Regenwetter.
Doch schon im nahen Klosterneuburg, gegründet 1181, küsst die Sonne das heutige Bauwerk. Diesmal geht es dort um den Weinanbau. Dieses Weingut ist das älteste in Österreich. Zur Kirchweihe im Jahr 1136 wurde schon der eigene Wein kredenzt, und in 1330, als es im Kloster brannte, hat man den kostbaren Verduner Altar, als das Wasser versiegte, mit Weingüssen gerettet.
Auf 105 Hektar werden dort Weiß- und Rotweine angebaut und nicht nur nahe beim Kloster. Das ist ein Glücksfall, denn auch in dieser Gegend macht sich der Klimawandel bemerkbar. Dennoch ermöglicht es die Größe des Gebiets, Weinsorten, die keine Hitze vertragen, auf schattige Hänge umzusetzen. Im modern ausgestatteten Weinkeller, drei Stockwerke tief, können die Besucher bei angenehmen Temperaturen einige Sorten kosten.
Ein stattliches Parlamentsgebäude
Nun aber weiter nach Budapest. Diese schöne Stadt wird gern als „Königin der Donau“ bezeichnet. Unsere „Belvedere“ ist nur eines der Schiffe, die nun eine längere Besichtigungspause einlegen.
Die Donau ist hier schon sehr breit und der Schiffsverkehr rege. Wie wird wohl die „Belvedere“ gesteuert, automatisch oder vom Kapitän doch eher per Hand? Gern fragt der Kreuzfahrtleiter Heiko Schütze beim Kapitän Ivan Kirilov nach, und der freut sich offenbar über das Interesse einer wissbegierigen Berlinerin.
Sein Arbeitsplatz ist nicht riesig, aber praktisch eingerichtet, und bietet alles Erforderliche. Ivan Kirilov sitzt auf einem passenden Stuhl und kann durch die Fenster alles wahrnehmen, was sich auf dem Wasser ereignet. Einige bunte Tasten fallen auf der rechten Tischseite auf, doch die „Belvedere“ wird weitgehend per Hand gesteuert, schon vorher durch die zahlreichen Schleusen und nun auf der belebten Donau.
Sechs Stunden am Stück ist Ivan Kirilov im Einsatz, ehe er von einem ausgebildeten Steuermann abgelöst wird. „Dennoch bleibe ich als Kapitän für alles verantwortlich“, erklärt er in perfektem Deutsch. Wenn es nötig wird, muss er sofort reagieren. Die drei goldenen Streifen auf den Ärmeln der Uniform sind nicht nur ein Schmuck, sondern eine ständige Verpflichtung.
Die Passagiere können sich also auch auf der Donau vertrauensvoll den sich nun bietenden Sehenswürdigkeiten der Zwei-Millionen-Stadt widmen und sogleich die im 3. Jahrhundert erbaute gotische Matthiaskirche mit ihren zwei 80 Meter hohen Zwillingstürmen mitsamt dem stattlichen Parlamentsgebäude bewundern.
Dort regierte schon als 14-Jähriger, geleitet von seinem Großvater, von 1458 bis 1490 Matthias Corvinus als König von Ungarn, der später auch Wien eroberte. Er war ein cleverer Feldherr und gleichzeitig ein Kunstkenner, der italienische Renaissance-Künstler nach Budapest holte.
Diese Kirche soll aber auch das Zeichen einer großen Liebe für seine aus Neapel stammende dritte Ehefrau Beatrice gewesen sein, so lautet eine Legende. Er versprach ihr ein Schloss und ließ es geschwind bauen. Doch einen Nachkommen konnte sie ihm leider nicht schenken.
Sehenswert sind außerdem die elf Brücken dieser Stadt. Die wurden zwar am Ende des Zweiten Weltkriegs von der Deutschen Wehrmacht und von russischen Truppen auf Befehl Stalins gesprengt. Die Ungarn haben sie jedoch so schnell wie möglich repariert oder gänzlich erneuert. Gerade ist die berühmte Kettenbrücke, die älteste aus dem Jahr 1849, die die Städte Buda und Pest vereinte, erneut saniert worden.
Die „Belvedere“ macht nun zwischen der weißen Elisabeth-Brücke und der grünen Freiheitsbrücke – früher Franz-Joseph-Brücke – fest. Gegenüber leuchten die Bauten auf der Promenade golden in der Nachmittagssonne. Später sammeln sich viele junge Leute auf der grünen Freiheitsbrücke, um den Sonnenuntergang zu genießen. Auch die „Belvedere“ ist in warmes Rot gehüllt.
Tags darauf wird die nahe gelegene historische Markthalle „erobert“. Sogleich fällt die Menge an Fleisch- und Wurstwaren auf, alles appetitlich dargeboten, aber vermutlich eher für reiche Bürger erschwinglich. Paprika in Gläsern ist auch en vogue. Passend dazu locken der edle Süßwein Tokajer und der Magenbitter Unicum. Das alles hat jedoch seinen Preis. Wer weniger Geld besitzt, kauft bei Aldi im Untergeschoss ein.
Nahe am Markt ist die grüne Freiheitsbrücke. An ihrem Ende setzt sich das „Hotel Gellert“ in Szene. Das wird auch gerade saniert, doch das Jugendstil-Thermalbad ist geöffnet. Frauen und Männer baden getrennt, und nach wie vor erhalten die Frauen ein Schürzchen als Sichtschutz.
Besichtigen und verkosten lässt sich aber auch die Budapester Weinkultur, beispielsweise im nahen Ort Budafok. In roten und schwarzen Mänteln wandern die Besucher durch die unterirdischen Gänge. Große Tische sind bereits für abendliche Gäste gedeckt.
Noch mehr Besonderheiten zeigen sich im Unicum-Museum. Dort hat Joseph Zwack 1840 den Magenbitter Unicum ersonnen. In der kommunistischen Zeit wurde die Firma enteignet. Die Familie zog nach New York und produzierte auch dort mit Erfolg. Nach der Wende konnte sie den Budapester Besitz zurückkaufen und wird nun von der sechsten Generation geleitet. Die Zutaten von Unicum sind aber weiterhin ein Geheimnis der Familie Zwack. Die Besucher können kosten, auch weitere Sorten, die alten Fässer bewundern und erhalten schließlich ein kleines Unicum-Fläschchen als Souvenir.
Zum Schluss ein Gala-Abendessen
Während die „Belvedere“ nun die Rückreise antritt, gibt es auf dem Sonnendeck noch eine Langos-Party. Mit Hingabe formt eine junge Frau dieses besondere Gebäck auf dem Weg zur slowakischen Hauptstadt Bratislava, früher Pressburg, die mit einer eindrucksvollen Burg und einer fein restaurierten Altstadt punkten kann. Die Jugend genießt jetzt draußen ihre Ferien.
Im damaligen Pressburg hatte übrigens Franz Liszt am 26. November 1820 als Neunjähriger seinen ersten Auftritt und begeisterte drei Grafen. Die unterstützten anschließend das junge Genie durch ein Stipendium, und so konnte Franz Liszt in Wien studieren und seine Karriere starten.
Für nur 25 Euro reisen auch gern die Wiener auf der Donau an. Denen geht es jedoch vor allem um das slowakische Nationaltheater, sprich die Oper, die gute Vorstellungen bietet.
Dom und Pestsäule fehlen in Bratislava auch nicht. In einer kleinen Kirche werden sogar Messen in drei Sprachen geboten, auch in Deutsch. Eines fällt auch auf: Bratislava liebt Straßenbahnen. Bei der Weiterfahrt grüßt die Burg nochmals herab vom Berg.
Doch noch ein Höhepunkt steht bevor, das Benediktiner-Stift Melk, gegründet 1089, einst Österreichs einflussreichstes Kloster. Dort hat man auch Politik gemacht.
Ab 1701 wurde das Stift barock umgebaut und erfreut nun in sonnigen Farben. Noch bis 2032 laufen jedoch Sanierungsarbeiten, unter anderem in der Bibliothek. Doch nicht alles sei Gold, was dort glänzt, betont die Führerin und warnt vor dem vielleicht ungewohnten Prunk in der Kirche. Fotografieren ist drinnen überall verboten.
Die Besucher freuen sich jedoch über die edlen Bauten und die schönen Gartenanlagen. Stift Melk gehört zum Unesco-Welterbe und trägt dem auch Rechnung. Im August startet das 27. Sommerfest mit Sommerkonzerten und Gartensommernächten. Bei der Weiterfahrt zeigt sich das Stift noch einmal oben am Berg.
Nach einem bunten Abend mit der aus 27 Ländern stammenden Crew, einer Tombola und einem Abschiedsempfang mit Gala Abendessen steuert die „Belvedere“ Passau an. Am nächsten Morgen müssen wir das lieb gewonnene Schiff verlassen. Der Service zieht sogleich die Betten ab, denn die nächste Tour beginnt schon am Nachmittag und ist sicherlich genauso erlebnisreich wie die unsrige.