Drei Fragen an Kuratorin Simone Heimann, Leiterin der Sammlung Frühmittelalter am Historischen Museum der Pfalz in Speyer.
Die Goldene Bulle“ von 1356 ist mutmaßlich das bedeutendste Exponat Ihrer Ausstellung. Stimmt das?
Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. ist zweifellos ein für die deutsche Rechtsgeschichte besonders wichtiges Dokument. Mit der Goldenen Bulle ist festgeschrieben, wer, wann und wo den König des Heiligen Römischen Reiches wählt, es behielt bis 1806 seine Gültigkeit. Es gibt die Goldene Bulle in mehreren originalen Ausfertigungen, wir durften in der ersten Hälfte der Laufzeit unserer Ausstellung das Exemplar des Erzbischofs von Köln aus der Universitätsbibliothek Darmstadt zeigen. Seit Mitte Januar zeigen wir die wohl älteste Kopie der Goldenen Bulle aus der Stadtbibliothek Trier. Seit 2013 zählt die Goldene Bulle in all ihren Ausfertigungen zum Unesco-Weltdokumentenerbe und somit gehört sie zweifelsfrei zu den bedeutendsten Exponaten unserer Ausstellung.
Existiert in der Schau ein Exponat, das Ihnen besonders gut gefällt oder interessant erscheint?
Wo soll ich da nur anfangen? Oft sind es ja die kleinen Stücke, die besonders begeistern – so ist es auch in unserer Habsburger-Ausstellung. Der Ring Ernst des Eisernen, aus einem Saphir geschliffen, ist so ein Lieblingsstück. Auge in Auge mit dem Wasserspeier vom Stephansdom Zwiesprache zu halten, ist eines meiner persönlichen Highlights. Und das Privilegium Maius, einfach eine unglaubliche Urkunde und eine noch viel unglaublichere Geschichte … und der Tiroler Erzherzogshut … und die kleine Gebetsnuss der Maria von Burgund … und die glänzende Ritterrüstung und erst recht das Kettenhemd … oder das Gebetbuch der Königin Elisabeth – ich glaube, jeder findet bei seinem Ausstellungsbesuch sein oder ihr eigenes Lieblingsobjekt!
Haben Sie bei der intensiven Beschäftigung mit den Habsburgern und der Vorbereitung der Ausstellung etwas erfahren, was Sie überrascht hat?
Es überrascht doch immer wieder, dass die Geschichte der Habsburger in der Schweiz, im Elsass und im deutschen Südwesten beginnt. Das Herzogtum Österreich kommt erst mit dem Sieg Rudolfs I. über Ottokar II. von Böhmen hinzu. Überraschend war auch, dass es weder in Deutschland, noch in Österreich, Frankreich oder der Schweiz bis dato eine Ausstellung gegeben hat, die nach den Wurzeln habsburgischer Geschichte gefragt hat. Hier mussten wir sozusagen Grundlagenarbeit leisten, um spannende und erzählende Objekte zu finden. Es hat sich gelohnt und wir hoffen, dass das Thema künftig auch in den Nachbarländern aufgegriffen wird.