Nach sieben Spielen ohne Niederlage hat die SV Elversberg in der 2. Bundesliga erstmals wieder verloren. Beim DSC Arminia Bielefeld unterlag die Mannschaft von Trainer Vincent Wagner am Samstag mit 0:2. Der Start in die englische Woche ging damit schief.
Es war ein Samstagnachmittag, der die Widersprüche des Fußballs sichtbar machte. Auf der Bielefelder Alm dominierte Elversberg weite Strecken der Partie, kontrollierte Ball und Raum – und stand am Ende dennoch mit leeren Händen da. Vincent Wagner hatte seine Elf im Vergleich zum 6:0-Triumph gegen Fürth nur auf einer Position verändert: Für den angeschlagenen Bambasé Conté rückte Frederik Schmahl in die Startformation. Eine Anpassung, die zunächst gut funktionierte. Elversberg begann druckvoll, strukturierte den Ballbesitz, ließ die Kugel laufen, zwang Bielefeld tief in die eigene Hälfte. Alles schien auf ein weiteres kontrolliertes Spiel der SVE hinauszulaufen.
Doch Bielefeld lauerte. Und traf. Nach 17 Minuten verlor Elversberg in der Vorwärtsbewegung den Ball, und der DSC nutzte den Moment mit maximaler Konsequenz. Ein schneller Umschaltangriff, zwei präzise Pässe, und plötzlich war Joel Grodowski frei. Der Offensivspieler schloss aus 16 Metern ab – 1:0. Ein Tor, das den Spielverlauf auf den Kopf stellte und den Rhythmus der Begegnung veränderte. „Der Schlüssel zum Erfolg waren die Umschaltmomente“, sollte Arminia-Trainer Mitch Kniat später sagen.
Elversberg reagierte, blieb im Ballbesitzmodus, suchte Wege zwischen den Linien, fand aber keine Lücke. Die Gastgeber stellten sich eng gestaffelt in die eigene Hälfte, verschoben kompakt, und jedes Mal, wenn die SVE andribbelte, folgte der nächste Konter. In der 28. Minute wurde der Nachmittag endgültig zum Kraftakt. Nach einer Flanke von Benjamin Boakye wollte Innenverteidiger Florian Le Joncour klären – und traf ins eigene Netz. Ein unglücklicher Moment, der sinnbildlich für die Effizienz des Gegners stand. „Wir haben gut angefangen, sind dann aber nach dem Konter und dem Eigentor der Musik hinterhergelaufen“, bilanzierte Vincent Wagner später nüchtern.
Die Minuten bis zur Pause gehörten dann klar der Arminia. Mit der Führung im Rücken verteidigten die Ostwestfalen mit hoher Entschlossenheit und setzten immer wieder Nadelstiche. Momuluh und Corboz prüften den Elversberger Torhüter, Großer scheiterte kurz vor dem Halbzeitpfiff – Kristof hielt sein Team im Spiel. Doch das 0:2 hatte Spuren hinterlassen. Elversberg wirkte bemüht, aber nicht befreit, suchte nach einer Linie zwischen Geduld und Risiko.
Bielelfeld zu Hause eine Macht
Nach dem Seitenwechsel übernahm die Wagner-Elf erneut das Kommando. Die Passfolgen wurden länger, das Positionsspiel kontrollierter, die Intensität hoch. Gleich nach Wiederanpfiff zog Amara Condé aus der Distanz ab, der Ball strich knapp über die Latte. Wenig später dann der Moment, der das Spiel hätte kippen können: Jarzinho Malanga flankte von rechts, Younes Ebnoutalib stieg am höchsten – und köpfte an den Pfosten. Es war die beste Chance des Spiels aus Elversberger Sicht, und doch blieb sie ungenutzt. „Wir haben alles gegeben, sind zweimal unglücklich in Konter gelaufen. Es war schwer heute, sehr körperlich. Ich hatte zwei, drei Chancen, der Ball will aber nicht immer reingehen“, sagte Ebnoutalib nach Abpfiff.
In dieser Szene bündelte sich der Verlauf des Nachmittags: Viel Aufwand, wenig Ertrag. Bielefelds defensive Organisation hielt stand, die Gastgeber rückten kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus. Mit acht Spielern vor dem Strafraum verteidigte der DSC konsequent, während Elversberg geduldig zirkulierte, ohne Durchbruch. Selbst als Wagner in der Schlussphase frische Kräfte brachte – Luca Schnellbacher, Otto Stange, Jason Ceka – blieb das Muster gleich. Die SVE kombinierte, verlagerte, drückte. Doch Bielefeld verteidigte, blockte, klärte.
Ein weiterer Rückschlag kam in der 73. Minute, als Maximilian Rohr nach einem taktischen Foul Gelb sah – seine fünfte Verwarnung der Saison, was eine Sperre für das nächste Ligaspiel bedeutet. Im weiteren Verlauf blieb das Bild unverändert: Elversberg rannte an, Bielefeld verteidigte. Selbst der späte Versuch der Arminia, in der Nachspielzeit das 3:0 nachzulegen, wurde wegen Abseits zurückgepfiffen.
Nach 90 Minuten blieb ein klarer Befund: Elversberg hatte viel Ball, aber wenig Wirkung. „Es war das erwartet schwere Spiel und am Ende ein verdienter Sieg für Bielefeld“, sagte Wagner. „Die Jungs haben alles versucht, wir haben auch ein paar Momente gehabt, aber es ist nicht einfach, sich gegen einen so tiefen Block Riesenchancen zu erspielen.“
Für Bielefeld war es der perfekte Start in die englische Woche, für Elversberg ein kleiner Rückschlag in einer bislang herausragenden Saison. Die Arminia jubelte über Kompaktheit und Disziplin. „Was mich am meisten freut, ist, dass wir zu null gespielt haben“, erklärte Mitch Kniat. „Wir haben keine Phase gehabt, in der wir nicht kompakt verteidigt haben. Das fand ich extrem gut.“ Sein Kapitän Mael Corboz ergänzte: „Wir sind das Spiel wie ein Pokalspiel angegangen. Elversberg hat viel Qualität und ist eine sehr gute Mannschaft, deshalb mussten wir unsere Spielweise anpassen. Das Defensivverhalten haben wir in dieser Woche stark thematisiert und heute gut umgesetzt.“
Auf der Gegenseite blieb trotz Enttäuschung der Blick nach vorn. Die SVE ist auf den dritten Tabellenplatz gerutscht, aber die englische Woche hatte da gerade erst begonnen. Das anschließende Pokalspiel war sportlich eine neue Aufgabe – wichtiger war jedoch, wie das Team auf diese Niederlage reagierte. Denn auch eine Partie wie in Bielefeld passt in das größere Bild: Eine Mannschaft, die sich etabliert hat, die Kontrolle übernehmen kann, aber noch lernen muss, ihre Dominanz in Punkte zu verwandeln. Diese Erfahrung wird bleiben – und sie wird der SVE nutzen.