Hair- und Make-up-Artist Lukas Kuciel ist aktuell für die „Let’s Dance“-Live-Tour unterwegs. Im Interview spricht er darüber, was Make-up unästhetisch macht, welche Foundation für wen geeignet ist und wie man Produkte vielseitig einsetzen kann.
Lieber Lukas, was hat sich bei Dir seit unserem letzten Interview verändert?
Seit unserem letzten Interview habe ich wirklich viele spannende Aufträge übernommen und war viel international unterwegs. Ein besonderes Highlight war meine Arbeit mit Motsi Mabuse. Wir waren fast drei Wochen in Südafrika, um für die BBC (England) und Vox eine Sendung über Motsi und ihre Schwester Oti Mabuse zu drehen. Diese Zeit war für mich unvergesslich – ich kam voller Eindrücke und schöner Erinnerungen zurück.
Gerade als ich nach dieser langen Reise mit Freunden essen gehen wollte, rief Motsi an und sagte: „Pack nicht aus, in drei Tagen fliegen wir auf die Malediven.“ Mittlerweile ist sie eine sehr enge Freundin geworden – wir verstehen uns oft ohne Worte. Ein Blick genügt, und wir wissen, was Sache ist. Letztes Jahr haben wir fast 200 Tage zusammengearbeitet, darunter auch bei der englischen Version von „Let’s Dance“ („Strictly Come Dancing“).
Kurz darauf hatte ich das Vergnügen, mit Pop-Titan Dieter Bohlen drei Wochen auf Mykonos zu verbringen und die „DSDS“-Staffel bis zum Finale zu begleiten. Ein weiterer großer Erfolg war die Hochzeit von Christian Lindner auf Sylt, bei der ich Franca Lehfeldt als Make-up-Artist betreuen durfte. Seitdem kümmere ich mich vermehrt um exklusive, internationale Hochzeiten und habe diese Arbeit wirklich lieben gelernt.
Es war eine interessante Erfahrung, denn Franca wollte kein Probe-Make-up und keine Proben für die Frisur. Sie lud mich einfach zu einem Kaffee in Berlin ein, um zu sehen, ob wir menschlich harmonieren. Die Bedeutung und Aufmerksamkeit, die diese Hochzeit mit sich brachte, wurde mir erst am Tag des ersten Looks wirklich klar. Es war eine unvergessliche Zeit. Ich durfte als Make-up-Artist der Braut überall dabei sein, mitfeiern und viele tolle Menschen kennenlernen. Bis heute stehen wir in Kontakt und arbeiten weiterhin zusammen. Dieser Auftrag hat mir bis jetzt die meisten Türen geöffnet.
Wie ist es, in der Make-up-Artist-Branche zu arbeiten?
Unsere Branche ist hart, und es wird ständig über die Arbeit anderer gesprochen. Jeder Look, den man kreiert, wird von der Konkurrenz genau unter die Lupe genommen und manchmal auseinandergerissen.
Trotzdem kann ich sehr gut damit umgehen, denn ich weiß, was ich kann. Solche Situationen motivieren mich eher, anstatt mich zu entmutigen. Menschen, die negativ und frustriert sind, wirken auf mich wie Benzin für ein Auto – sie geben mir die Kraft, weiterzumachen. Es gibt Tage, an denen ich – wie jeder andere auch – erschöpft bin und keine Energie mehr habe. Dann erinnere ich mich an diejenigen, die es mir nicht zutrauen, und plötzlich bin ich wieder voller Tatendrang. Ich sitze dann schon im Auto auf dem Weg zum nächsten Dreh.
Ich sage immer: Die Meinung, die für mich zählt, ist die meines Kunden – denn er bezahlt mich.
Was für mich jedoch besonders schwierig ist, ist der ständige innere Kritiker in mir. Deshalb bilde ich mich kontinuierlich weiter, denn ich möchte nie auf der Stelle treten. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich immer dieselben Lidschattenfarben verwende, buche ich sofort ein Seminar oder eine Masterclass, um mich weiterzuentwickeln.
Was waren die Highlights in Deiner Karriere?
Es gibt einige besondere Highlights in meiner Karriere, und viele davon sind mit großartigen Menschen verbunden, die mich auf meinem Weg unterstützt haben. Zwei davon sind Motsi Mabuse und Nazan Eckes, die nicht nur meine Arbeit sehr geschätzt haben, sondern auch gute Freunde geworden sind. Dank meiner Arbeit bei RTL durfte ich viele prominente Moderatoren kennenlernen, die mich ebenfalls geprägt haben.
Ein weiteres Highlight war die Zusammenarbeit mit Natascha Lindemann, für die ich an vielen spannenden Kampagnen gearbeitet habe. Auch die Zusammenarbeit mit Frauke Ludowig und ihren Promi-Interviews war eine unglaubliche Erfahrung – von George Clooney und Julia Roberts bis hin zu Joan Collins. Janine Kunze und ich hatten auch die Möglichkeit, an tollen gemeinsamen Projekten zu arbeiten.
Besonders stolz bin ich auf eine Umstyling-Sendung bei RTL, bei der ich zusammen mit meiner guten Freundin und großartigen Stylistin Tanja Comba normale Menschen komplett verändert habe – von Kleidung über Make-up bis hin zu neuer Haarfarbe und neuem Haarschnitt.
Ein weiterer Meilenstein in meiner Karriere war die Entwicklung meiner eigenen Produktlinie. Ich habe in Zusammenarbeit mit der renommierten deutschen Marke Da Vinci meine eigenen Make-up-Pinsel entworfen und produziert. Anfangs waren sie exklusiv bei Flaconi erhältlich und sehr schnell ausverkauft. Wir planen derzeit eine neue Serie, die bereits im nächsten Frühjahr auf den Markt kommen wird.
Zudem war ich das Gesicht der Marke Ardell und hatte meine eigene Linie von künstlichen Wimpern. Diese waren deutschlandweit in jedem DM-Markt erhältlich und wurden ein großer Erfolg. Dieser Erfolg führte sogar dazu, dass Ardell mir die Chance gab, in einem Werbespot mitzuspielen, der während der letzten Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ ausgestrahlt wurde.
Was findest Du bei Make-ups unästhetisch?
Für mich ist ein Make-up unästhetisch, wenn es unsauber oder nicht hochwertig wirkt. Es muss nicht immer viel sein, aber das Make-up sollte bestimmte Partien betonen und das Gesicht auf natürliche Weise verschönern. Was ich besonders unvorteilhaft finde, ist, wenn das Make-up unüberlegt aussieht – zum Beispiel, wenn große, ausdrucksstarke Augen nicht in den Fokus gesetzt werden, stattdessen aber kleine Lippen betont werden. Ein stimmiges Make-up sollte die individuellen Vorzüge einer Person hervorheben und ein harmonisches Gesamtbild schaffen.
Welche Pflege- und Make-up-Produkte sollte man unbedingt haben, auch wenn man kein großes Budget zur Verfügung hat?
Auch mit einem kleinen Budget kann man großartige Ergebnisse erzielen, wenn man in die richtigen Basics investiert. Für die Hautpflege empfehle ich auf jeden Fall eine gute Feuchtigkeitscreme, die zur Haut passt. Sie ist die Basis für ein strahlendes und gesundes Hautbild und hilft, das Make-up gleichmäßiger aufzutragen. Ein Sonnenschutzprodukt ist ebenfalls ein Muss, um die Haut vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen und vorzeitiger Hautalterung vorzubeugen.
Beim Make-up machen ein gut deckendes, aber leichtes Make-up-Produkt – etwa eine BB-Cream oder ein getönter Feuchtigkeitsbalsam – einen großen Unterschied. Sie gleichen den Hautton aus und verleihen der Haut Frische, ohne sie zu beschweren. Eine gute Mascara darf ebenfalls nicht fehlen, denn sie öffnet den Blick und lässt die Augen sofort wacher und strahlender wirken.
Mit einem vielseitigen Lippen- und Wangenprodukt – wie einem getönten Balsam – kann man außerdem einen frischen Farbakzent auftragen und damit sowohl die Lippen als auch die Wangen betonen. Diese Kombination aus wenigen, aber gezielt eingesetzten Produkten kann auch ohne großes Budget für einen gepflegten und natürlichen Look sorgen.
Benötigt man für ein perfektes Make-up wirklich ein aufwendiges Pflege-Programm mit Reinigung, Serum, Creme und Primer sowie regelmäßigen Masken und Peelings, bevor es mit dem Make-up losgehen kann?
Absolut, ja! Ich sage immer zu meinen Schülern, dass man kein gutes Bild auf einem zerknitterten Blatt Papier malen kann. Die Haut muss für ein gelungenes Make-up perfekt vorbereitet und gepflegt sein. Ich reinige das Gesicht meiner Kunden immer gründlich – unabhängig davon, welche Produkte sie bereits verwendet haben oder ob sie es wollen oder nicht. Ich habe zu oft die Erfahrung gemacht, dass verschiedene Produkte sich nicht vertragen und nicht aufeinander aufbaubar sind. Die Grundvoraussetzungen für perfektes Make-up sind eine gute Reinigung und hochwertige, qualitative Pflege.
Welche Arten von Foundation findest Du am besten: Mousse-Make-up, flüssige Foundations, stark deckende oder leichtere mit Glow-Partikeln? Oder kommt es jeweils auf die Haut und den Typ der Person an?
Bei der Auswahl der Foundation achte ich immer auf den Hauttyp sowie den Anlass, für den das Make-up gemacht wird.
Für trockene Haut wähle ich in der Regel eine Foundation, die Feuchtigkeit spendet und einen leichten Glow-Effekt hat. Diese sorgt dafür, dass die Haut frischer, gepolstert und gepflegter aussieht, was einen jugendlichen Eindruck vermittelt. Der Glanz hilft, kleine Fältchen und irritierte Stellen, die trockene Haut häufig aufweist, zu kaschieren. Bei fettiger oder unreiner Haut tendiere ich eher zu deckenden Foundations oder verwende einen Primer, um das Make-up langanhaltender und gepflegter zu gestalten. Hier greife ich auch gerne zu Mousse-Make-up, da es oft eine leichte, aber dennoch gute Deckkraft bietet.
Bei älteren Kundinnen achte ich darauf, dass die Foundation speziell für reife Haut geeignet ist. Wichtig ist auch, ob das Make-up für den Tag oder für den Abend gedacht ist. Für den Tag reicht eine leichte, flüssige, pflegende Foundation, die die Haut mit notwendigen Nährstoffen versorgt, sie vor UV-Strahlen schützt und Unebenheiten sanft abdeckt. Beim Abend-Make-up können wir mehr auf Deckkraft und Effekt achten, um ein schönes, einheitliches Gesicht zu kreieren und einen glamourösen Look zu erzielen.
Welche Make-up-Schritte und -Tricks bewirken starke positive Veränderungen?
Zu den Make-up-Schritten, die starke positive Veränderungen bewirken, gehören natürlich Contouring, Rouge und ein typgerechtes Augen-Make-up.
Mit richtigem Contouring können wir jede Gesichtsform ausgleichen oder sie noch mehr optimieren. Es hilft, die Gesichtszüge zu definieren und dem Gesicht mehr Dimension zu verleihen.
Rouge sorgt für eine frische und jugendliche Ausstrahlung. Es bringt Farbe ins Gesicht und kann den Teint lebendiger wirken lassen.
Ein passendes Augen-Make-up ist ebenfalls entscheidend, um die Augen zu betonen und die persönliche Ausstrahlung zu unterstreichen. Die Auswahl der Farben kann helfen, die eigene Augenfarbe hervorzuheben und in den Vordergrund zu bringen. Hellere Lidschatten können zudem die Wimpern strahlender wirken lassen, was den Blick öffnet und ihn noch einladender macht.
Was kann man bei stark glänzender Haut tun? Wenn man zu häufig über die Foundation pudert, wird das Ergebnis ja oftmals fleckig …
Absolut, das ist ein häufiges Problem. Es ist wichtig, dass das Puder fein und idealerweise transparent ist. Bei stark glänzender Haut beginnen wir am besten bereits bei der Hautvorbereitung. Das Gesicht sollte gründlich gereinigt werden, und es empfiehlt sich, keine fettigen Cremes zu verwenden. Auf den besonders fettenden Stellen tragen wir am besten einen mattierenden Primer auf.
Tagsüber, bevor wir zum Puder greifen, sollten wir die glänzenden Stellen vorsichtig mit einem Papiertuch abtupfen. Gelegentlich kann auch ein feiner loser Puder helfen, den Glanz zu kontrollieren, ohne das Make-up zu fleckig wirken zu lassen. Für Leser, die sich für eine innovative Lösung interessieren, empfehle ich das sogenannte Baking. Diese moderne Technik kann bei stark fettenden Stellen erstaunliche Ergebnisse erzielen und sorgt dafür, dass das Make-up länger mattiert bleibt.
Wie kann man größere Pickel und Unreinheiten professionell abdecken?
Zunächst ist es wichtig, eine Farbkorrektur durchzuführen, um die unreinen Stellen farblich auszugleichen. Hierbei können je nach Farbe der Unreinheit unterschiedliche Korrektoren verwendet werden. Nach der Farbkorrektur schminke ich das gesamte Gesicht mit einer passenden Foundation. Für die gezielte Abdeckung der Pickel verwende ich einen feinen Pinsel oder einen Wattestäbchen, um präzise arbeiten zu können. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass die abgedeckten Stellen nicht zu hell sind. Es empfiehlt sich, in einem ähnlichen Farbton zu arbeiten, um ein harmonisches Ergebnis zu erzielen. Ein zu heller Concealer kann dazu führen, dass die Unreinheiten noch mehr in den Fokus geraten und somit mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Was hältst Du von Lash-Extensions?
Lash-Extensions können unseren Alltag erheblich erleichtern. Sie verleihen den Augen einen tollen, angesagten Look und reduzieren den Aufwand beim täglichen Make-up. Mit Lash-Extensions benötigt man oft nur noch ein wenig Foundation und vielleicht etwas Rouge, um frisch und strahlend auszusehen. Das spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass man immer perfekt gestylte Wimpern hat, ohne täglich Mascara auftragen zu müssen.
Worauf sollte man bei Lash Extensions achten?
Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die Lash Extensions nicht zu lang und nicht zu dicht sind. Wenn die Wimpern zu schwer sind, können sie das Auge beschweren, was dazu führen kann, dass es müde und kleiner aussieht. Eine ausgewogene Länge und Dichte sorgt dafür, dass die Wimpern die natürliche Schönheit der Augen unterstreichen, ohne sie zu überladen.
Was sind Deine Must-have-Pflege- und Beautyprodukte für den Winter?
Im Winter verwende ich besonders hochwertige Gesichtsseren, am liebsten von Lancôme oder Shiseido. In dieser Jahreszeit benötigt unsere Haut extra Pflege, um vor Kälte und Trockenheit geschützt zu werden. Auch die Lippen verdienen besondere Aufmerksamkeit, weshalb ich gerne eine Overnight-Sleep-Mask verwende.
Zusätzlich greife ich im Winter oft zu einer matten, samtigen Foundation. Diese sorgt für einen ruhigen, eleganten Look, der perfekt zur Jahreszeit passt.
Welche Beautyprodukte findest Du hingegen völlig überflüssig?
Als Make-up-Enthusiast finde ich für alles einen Platz. Gerade habe ich meinen Koffer für die nächsten Projekte gepackt und festgestellt, dass ich viel zu viele Produkte habe, die ich noch nie verwendet habe.
Wenn es um euch geht, solltet ihr diesen Fehler vermeiden. Verzichtet beispielsweise auf Rouge, wenn ihr einen tollen Lippenstift habt, denn oft lassen sich dieselben Produkte sowohl für die Lippen als auch für die Wangen verwenden. Ich nutze meine Contouring-Palette sehr oft, um das Gesicht zu konturieren, aber auch für Augen-Make-up und zum Auffüllen der Augenbrauen.
Im Sommer war es zudem ein großer Trend, Bronzer auch als Lidschatten zu verwenden und Highlighter nicht nur auf den Wangenknochen, sondern auch zur Aufhellung des Augen-Make-ups einzusetzen. Diese Vielseitigkeit kann euch helfen, Platz in eurem Beauty-Kit zu schaffen.
Manche sind nicht glücklich mit ausgeprägten Nasolabialfalten oder einer tiefen Tränenrinne, möchten aber nicht gleich einen Beauty-Eingriff in Betracht ziehen. Gibt es Möglichkeiten, diese mit Make-up und Co. wirklich zu kaschieren?
Definitiv! Es gibt mittlerweile zahlreiche Pflegeprodukte, die die Wirkung von Botox oder Hyaluron-Infusionen simulieren können. Wichtig ist, sich gut zu informieren und online Vergleiche und Tests zu lesen, damit ihr euer Geld sinnvoll investiert.
Zusätzlich kann ich Rillenfüller empfehlen. Das sind helle Kajalstifte, die durch optische Täuschung die betroffenen Stellen flacher und aufgepolstert wirken lassen. Durch das Auftragen in den betroffenen Bereichen könnt ihr die Falten optisch minimieren und eure Gesichtszüge aufhellen, was insgesamt einen frischeren Look ergibt.
Welche Pflege- und Beautyprodukte benutzt Du selbst am liebsten?
Ich lege großen Wert auf hochwertige Reinigungsprodukte. Das beginnt mit einem guten Shampoo, gefolgt von einer pflegenden Spülung. Da wir unsere Haare heutzutage durch Färben und Styling-Tools stark beanspruchen, ist es wichtig, sie gut zu pflegen.
Ich benutze immer Hitzeschutz und ein Serum oder andere Leave-in-Produkte, die das Haar bis zur nächsten Wäsche versorgen. Ich betone oft, dass alles, was im Haar bleibt, es schützt und nährt. Ich empfehle, auf Haarspray zu verzichten, da zu viel Festiger die Frisur nicht unbedingt langlebiger macht. Stattdessen sollten wir hochwertige Styling-Produkte auf nasses Haar auftragen und sie dann gut föhnen. So erhalten die Haare mehr Sprungkraft und Vitalität.