Mit dem 3:0 in Fürth beendet der 1. FC Kaiserslautern eine monatelange Auswärtsflaute und feiert den ersten Dreier auf fremdem Platz seit Februar. Ein Rekord-Platzverweis nach 27 Sekunden bringt die Lautrer auf die Siegerstraße.
Es war ein Spiel, das für beide Seiten mit einem Rekord begann – und für den 1. FC Kaiserslautern mit einem Befreiungsschlag endete. Beim 3:0-Auswärtssieg der Pfälzer bei der SpVgg Greuther Fürth fielen nicht nur drei Tore, sondern auch mehrere Lasten ab. Es war der erste Dreier in der Fremde seit über sieben Monaten, der erste Pflichtspieltreffer für Ivan Prtajin, und es war der erste Nachmittag seit Langem, an dem das Team von Torsten Lieberknecht eine Partie in Überzahl nicht nur kontrollierte, sondern entschlossen zu Ende spielte. Dass die Überzahl bereits nach 27 Sekunden zustande kam, sorgte für einen Rekord.
„Es war kein Freifahrtschein“
souveränen Auswärtssieg in Fürth - Foto: picture alliance / kolbert-press / Martin Agüera
Der Fürther Innenverteidiger Noah König verlor noch vor der Mittellinie den Ball an Faride Alidou, der mit einem langen Sprint auf das Tor zulief. König versuchte, seinen Fehler zu korrigieren, aber sein Foul war klar – ebenso wie die Konsequenz: Rot. Schiedsrichter Richard Hempel zückte den Platzverweis nach exakt 27 Sekunden – so früh wie nie zuvor in der Geschichte der 2. Bundesliga. Kaiserslautern war damit über die gesamte Spieldauer in Überzahl, doch von Anfang an war klar: Eine solche Konstellation ist kein Freifahrtschein. „Die lange Überzahl war auch für uns eine sehr schwierige Situation“, erklärte Trainer Torsten Lieberknecht nach dem Spiel. „Weil natürlich viele sofort denken, dass es eine Selbstverständlichkeit sei, dass man das Spiel gewinnt.“ Diese Denkweise könne gefährlich sein, betonte der Coach – denn: „Es ist für den Kopf sehr schwierig, die Restverteidigung und die Struktur permanent aufrechtzuhalten. Die latente Gefahr, dass du einen Konter bekommst oder dass du eben nach einer Standardsituation ein Tor kassierst, ist eben permanent gegeben.“
Kaiserslautern dominierte zwar den Ballbesitz, doch echte Torchancen waren zunächst Mangelware. Die erste halbe Stunde wurde geprägt von viel Ballzirkulation, aber wenig Tiefe. Erst in der 33. Minute brach die Struktur der Fürther erstmals sichtbar auf. Mit einem sehenswerten Doppelpass über die Hacke von Alidou und einem präzisen Querpass von Paul Joly kam Naatan Skyttä am Fünfer frei zum Abschluss – und verwandelte souverän zum 1:0. Es war nicht nur sein zweiter Saisontreffer, sondern auch ein psychologisch wertvolles Tor vor der Pause. „Es ist immer schön, ein Tor zu schießen“, sagte Skyttä nach dem Spiel. „Ich freue mich für das ganze Team, das sind gute drei Punkte. Die Mannschaft hat gut gearbeitet und wir haben die drei Punkte verdient.“ Der junge Finne, einer von zwei Neuen in der Startelf, wirkte in dieser Partie auffällig präsent, spielte mutig, suchte Räume – und wurde für sein Engagement belohnt.
Kurz vor der Halbzeit hatte Joly noch die Chance auf das 2:0, sein Fernschuss strich knapp am Pfosten vorbei. Auch die Fürther meldeten sich mit einem Freistoß von Branimir Hrgota, den Julian Krahl parierte – es war die erste und letzte echte Prüfung für den Lautrer Torwart an diesem Tag. Nach dem Seitenwechsel kam Fürth besser aus der Kabine, Kaiserslautern wirkte fahrig, zu passiv. Doch der FCK fand schnell wieder in die Spur.
Paul Joly brachte in der 58. Minute eine Flanke von rechts mit viel Gefühl in den Strafraum. Ivan Prtajin stieg hoch – und köpfte den Ball unhaltbar ins Netz. Es war sein erster Treffer im FCK-Trikot, zugleich das emotionale Ende einer langen Durststrecke. Nur sechs Minuten später legte der Mittelstürmer nach: Eine starke Ballannahme im Sechzehner, das Durchsetzen gegen zwei Gegenspieler und der präzise Abschluss zum 3:0 – alles in einer Bewegung. „Ich bin sehr glücklich für mich und für das Team, weil wir das erste Mal auswärts gewonnen haben“, sagte Prtajin. „Die lange Überzahl war für mich als Stürmer eher schwierig, weil der Gegner dann noch mehr hintendrin steht. Aber wir haben einen guten Job gemacht. Wir haben drei Tore geschossen und einen schönen Sieg eingefahren. Für mich persönlich war es wichtig, nach so langer Zeit wieder ein Tor zu schießen.“ Dass der Mittelstürmer aus Berlin kam, um den nach Köln abgewanderten Ragnar Ache zu ersetzen, war allen Beteiligten bewusst. An diesem Nachmittag erinnerte Prtajin erstmals mit Nachdruck daran, warum man sich für ihn entschieden hatte – Kopfballstärke, Robustheit, Technik unter Druck.
Ein wildes Spiel, wie es bei so früher Überzahl oft geschieht, blieb aus. Stattdessen kontrollierten die Roten Teufel die Partie bis zum Schlusspfiff. Auch Marlon Ritter, diesmal zunächst nur auf der Bank, lobte später die Gesamtleistung: „Wenn du nach 30 Sekunden schon einer mehr bist, kann es immer mal sein, dass so ein Spiel ganz wild wird. Wir sind froh, dass wir endlich mal wieder auswärts gewinnen konnten.“ Ritter kam erst in der Schlussphase, zeigte sich professionell – und stellte die Mannschaft über die eigene Rolle: „Klar, war ich enttäuscht, dass ich nicht von Beginn an gespielt habe. Aber wir sind alle professionell genug, um zu akzeptieren, dass der Trainer auch mal Sachen anders sieht als ein Spieler. Sonst müssten ja immer 28 Spieler spielen, aber das geht nun mal nicht.“ Mit dem Sieg in Fürth klettert Kaiserslautern auf Platz sechs der Tabelle. Bereits am kommenden Freitag empfangen die Roten Teufel Preußen Münster auf dem Betzenberg. Sollte Arminia Bielefeld parallel gegen Fürth patzen, winkt sogar die vorübergehende Tabellenführung.