Nach dem letzten Spiel bei Jahn Regensburg steht für den 1. FC Saarbrücken noch das Pokalfinale an. Die Saison-Analyse ist bereits in vollem Gange.
Dass der 1. FC Saarbrücken eine „Marke” ist, bewies er noch einmal am letzten Heim-Spieltag der Drittliga-Saison 2023/2024. Zum bedeutungslosen Frühsommer-Kick gegen die bereits abgestiegene zweite Mannschaft des SC Freiburg kamen noch einmal deutlich mehr als 11.000 Zuschauer in den Ludwigspark. Am Ende siegte der FCS durch Tore von Simon Stehle und Boné Uaferro mit 2:1. Einen Tag nach dem Spiel trafen sich die „Granden“ des Vereins – Präsidium und Aufsichtsrat zu einer Saisonanalyse. Die großen Erfolge im DFB-Pokal haben alles überstrahlt, der Liga-Alltag sah etwas trister aus. Die vierte Drittliga-Saison endet irgendwo im Niemandsland der Tabelle. Das ist auf der einen Seite unbefriedigend, auf der anderen Seite aber auch nichts Außergewöhnliches in dieser Liga.
Dort manifestiert sich ein Trend. In den vergangenen Jahren stiegen entweder eingespielte Aufsteiger auf, die den Durchmarsch schafften oder Mannschaften, die zuvor aus der zweiten Liga abgestiegen waren. Teams, die vom warmen Geldsegen der TV-Sender profitierten und damit ihre Infrastruktur ausbauen konnten. Und zudem nach einem Abstieg noch eine Ausgleichszahlung erhalten. Der Rest der 3. Liga kämpft im Alltag ums Überleben. Den Halleschen FC, letzter Dauerbrenner der Liga, hat es nun erwischt. Er muss runter. Dabei hatten die Saalestädter vor der Saison angekündigt, nach einer Konsolidierungsphase oben angreifen zu wollen. Mit dem MSV Duisburg verlässt ein Schwergewicht des deutschen Fußballs die Liga nach unten.
Als der FCS aufstieg, stiegen die Zebras aus der 2. Liga ab. Das wurde als Betriebsunfall abgetan. Vier Jahre lang versuchten die Meidericher irgendwie den Turnaround zu schaffen. Doch mit jedem Jahr in der Liga werden die Einnahmen eher weniger als mehr. Diese Erfahrung mussten auch 1860 München und Waldhof Mannheim machen, die in den Jahren vor dem FCS aus der Südwest-Regionalliga aufgestiegen waren. Auch sie hängen in der „Mausefalle“ 3. Liga fest. Ein weiteres Beispiel ist der FC Erzgebirge Aue. Nach dem Abstieg finanziell noch halbwegs gut aufgestellt, hat er in den zwei Jahren in der 3. Liga ein Defizit von knapp zwei Millionen Euro erzielt. „Wir haben keinerlei bilanzielle Reserven mehr“, sagte Finanz-Vorstand Thomas Schlesinger im Februar.
In diesem Umfeld bewegt sich der FCS, der drauf und dran ist, sich in einer Liga zu etablieren, in der man sich aus finanziellen Aspekten besser nicht etablieren sollte. Nun hat er in dieser Saison durch den DFB-Pokal erhebliche Mehreinnahmen erzielt. Das macht die Sache nicht unbedingt leichter. „Die Begehrlichkeiten sind gestiegen“, erzählte Trainer-Manager Rüdiger Ziehl kürzlich am Rande einer Pressekonferenz: „Jeder will einen Stück vom Pokalkuchen abhaben. In den Verhandlungen können wir nicht mehr auf die Probleme der 3. Liga verweisen, das glaubt uns niemand.“
Fahrner kommt aus Freiburg
Es war allgemein erwartet worden, dass Ziehl in der Sitzung von Präsidium und Aufsichtsrat das Mandat für eine weitere Spielzeit erhält. Die Personalplanungen laufen ohnehin schon seit Wochen. Man mag Ziehl vorwerfen, dass er manchmal etwas unentschlossen wirkt, er will immer die bestmögliche Lösung, anstatt irgendeiner. Im Winter hat er nach eigenen Angaben mit einem Dutzend Stürmer telefoniert. Am Ende kam niemand. „Einige fanden es attraktiver, in der Zweiten Liga auf der Bank zu sitzen als in der 3. Liga zu spielen“, sagte Ziehl, der daraufhin keinen Stürmer präsentierte: „Ich will eine gute Lösung und keine Lösung, um den Kader aufzufüllen.“ Dennoch soll der Kader in der Breite um zwei bis drei Positionen erweitert werden.
Für das Tor ist Ziehl mit Philipp Menzel von Austria Klagenfurt ein beachtlicher Transfer gelungen. Mit Till Schumacher spielt ein weiterer Deutscher beim österreichischen Erstligisten. Der Linksverteidiger würde genau in Ziehls Beuteschema passen. Der 26-Jährige stammt aus Essen und hatte im März gegenüber „Reviersport“ erklärt, perspektivisch in einer deutschen Profiliga spielen zu wollen. Höchste Priorität hat für Ziehl und Sportchef Jürgen Luginger ohnehin die Verpflichtung eines zentralen Mittelfeldspielers, der die Lücke schließen soll, die Luca Kerber hinterlässt. „Vielleicht hat uns jemand gefehlt, den man im Fußballer-Jargon Dreckschwein nennt“, sagt Ziehl. Namen wie Tim Rieder (1860 München) oder Jannik Bachmann (Hansa Rostock) fallen einem zwangsläufig ein. „Wir sind recht weit“, sagte Ziehl, ohne Namen zu nennen, schließt aber immerhin eine Rückkehr von Dave Gnaase aus: „Wir haben uns erkundigt, er hat auch für die 3. Liga Vertrag in Osnabrück.“ Als U23-Spieler und flexibler Mann für die Außenbahn wurde zu Wochenbeginn Philipp Fahrner von der Freiburger Reserve verpflichtet.
Im Vorjahr ging die Angst um, der FCS würde mit zehn Spielern in die Vorbereitung gehen. „Wir haben jetzt schon 14 Spieler unter Vertrag. Wir sind deutlich weiter“, sagte Ziehl: „Aber zunächst haben wir noch die Aufgabe, den Saarlandpokal zu gewinnen.“