Eigentlich wollte die SV Elversberg beim letzten Auswärtsspiel der Saison noch einmal alles geben. Doch entschlossene Nürnberger und ein unstrukturierter Spielaufbau sorgten am Ende für eine durchaus verdiente Niederlage.
So richtig bei ihm an kam es erst zu Beginn der vergangenen Woche. „Die Jungs haben ein tolles Spiel gemacht“, resümierte SV Elversberg Trainer Horst Steffen eine Woche nach dem klaren 4:2-Sieg gegen Hertha BSC. Denn nicht nur der absolut verdiente Heimsieg als solcher ist Grund zum Feiern bei der SVE: Mit ihm sicherten sich die Saarländer auch den vorzeitigen Klassenverbleib. Dennoch: „Wir bereiten uns normal auf Nürnberg vor“, betonte der Chefcoach bei der Pressekonferenz vor dem letzten Auswärtsspiel der laufenden Saison. „Da werden keine Geschenke gemacht!“
Aber auch der 1. FC Nürnberg hatte nicht vor, Geschenke zu verteilen. Denn nach ihrer Negativserie von acht Spielen ohne Sieg in Folge fand sich der Club, der Elversberg bereits im Hinspiel knapp überlegen war, mitten im Abstiegskampf wieder. Und so zeigte sich die Elf von Chefcoach Christian Fiél bereits zu Beginn der Partie engagiert und kampfbereit, leistete sich aber dennoch zu viele Fehler, um wirklich an Chancen zu gelangen. Doch der Gegner aus dem Saarland, der kurz vor Anpfiff Lukas Pinckert aufgrund von Wadenproblemen in der Startelf durch Paul Stock ersetzten musste, wusste diese kaum zu nutzen. Etwas fahrig und ungenau wirkten die „Elven“. In der 13. Minute musste SVE-Keeper Nicolas Kristof sich dann erstmals wirklich lang machen, als Jan Gyamerah zum ersten Torschuss der Nürnberger ansetzte, wenig später dann in der 17. Spielminute, als der neu in die Startelf rotierte Youngster Can Uzun im Alleingang aus 16 Metern abzog. Doch auch die Gäste wollten noch einmal zeigen, dass sie ihren rund 550 mitgereisten Anhängern im Max-Morlock-Stadion etwas bieten wollen: Jannik Rochelts Versuch in der 30. Minute parierte Schlussmann Carl Klaus allerdings problemlos, Luca Schnellbachers Treffer wenige Augenblicke später sollte wegen Abseits nicht zählen. So richtig gelingen wollte den Saarländern offensiv nichts – und dann fand Nürnbergs Uzun Felix Lohkemper, der frei auf Kristof zulief. 43. Spielminute, das 1:0 für Nürnberg.
Konnten dem Druck nicht standhalten
Was nach der Pause folgte, glich einer Farce. Aufgrund eines Handspiels von Robin Fellhauer im eigenen Strafraum erhielten die Gastgeber einen Elfer, den FCN-Kapitän Gyamerah auch sogleich zum 2:0 verwandelte (52.).
Die Elversberger verloren daraufhin immer mehr die Kontrolle über das Spiel. „Ich hatte das Gefühl, wir sind einzeln und nicht als Team unterwegs“, beschrieb Trainer Steffen die zweite Halbzeit im Nachgang und auch dem Nürnberger Gegner blieb das nicht verborgen: Nach einer weiteren guten Chance von Nathaniel Brown in der 62. Minute saß Uzuns Treffer in der 64. schließlich und katapultierte die Sportvereinigung gänzlich aus der Partie. Ein möglicher Ehrentreffer von Wahid Faghir kurz vor Ende der regulären Spielzeit rollte zu allem Übel auch noch knapp rechts am Tor vorbei.
„Nürnberg hat Druck gemacht und wir kamen nicht hinterher“, so Steffen nach einem Spiel, das eher einem Betriebsausflug als Ereignisfußball glich. Viele Bälle seien im Aus, viele Pässe beim Gegner gelandet. Ein Torschussverhältnis von 13:4 spricht hierbei ebenfalls für sich. „Wir sind glücklich über den Klassenverbleib und 43 Punkte, aber über den Spielverlauf heute sind wir nicht glücklich.“ Dafür zufrieden zeigten sich die Fiél-Schützlinge, die durch den Dreier beim vorletzten Spiel der Saison endlich den Verbleib in Liga zwei sichern und ihre Sieglos-Serie beenden konnten. „Meine Mannschaft hat mich heute überrascht.“, so Fiél nach Abpfiff, der sich der Stärke des Elversberger Gegners durchaus bewusst war. „Die 40 Punkte, um die es geht, sind jetzt da und alles andere lassen wir erst mal so stehen.“ Nach Hansa Rostock sind die Franken damit die zweite Mannschaft, die die SVE in dieser Saison zweimal schlagen konnte.
Doch die Köpfe in den Sand stecken wollen Steffen und sein Team, die beim letzten Spiel der Saison (Sonntag, 18.05. 15:30 Uhr) zu Hause auf den Karlsruher SC treffen, nicht: „Wir haben Mannschaften geschlagen, von denen wir nicht dachten, dass wir einmal außerhalb des Pokals in einer Meisterschaft gegen sie spielen würden“, zieht Steffen eine versöhnliche Saisonbilanz für den Aufsteiger, der vor zwei Jahren noch viertklassig spielte. Mit der Sicherheit über den Ligaverbleib sei es nun auch „mit Sicherheit etwas einfacher“ in Sachen Kaderplanung, sagte Steffen, doch: „Wir planen im Hintergrund. An Spekulationen, wer uns verlassen wird, habe ich mich bisher nicht beteiligt und werde es auch in Zukunft nicht tun.“ Laut Medienberichten habe beispielsweise Holstein Kiel Interesse an Leistungsträger Semih Sahin. Insgesamt laufen zum Saisonende sechs Verträge (Kevin Koffi, Sebastian Saftig, Luca Dürholtz, Thore Jacobsen und Robin Fellhauer) sowie vier Leihen (Paul Wanner/FC Bayern München, Wahid Faghir/VfB Stuttgart, Hugo Vandermersch/SM Caen (2. französische Liga) und Frederik Jäkel/RB Leipzig) aus.