Als Ehefrau von Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger füllte sie ab 1971 als junges Fotomodell die Klatschspalten. Danach engagierte sie sich global als Aktivistin für Menschenrechte und Umweltschutz. Die Alternativ-Nobelpreisträgerin wurde gerade 80 Jahre alt.
Bis heute verbinden viele Leute Bianca Jagger vor allem mit ihrer Rolle als Ehefrau von Rolling-Stones-Boss Mick Jagger und ihrer Zeit als angesagtestem Party-Girl in New Yorker Clubs wie dem legendären „Studio 54“. Bianca selbst sieht sich im Rückblick ganz anders, denn die damalige Party-Szene sei gar nicht ihre Welt gewesen. „Ich wollte eigentlich Nonne und Missionarin sein. Ich war schon immer ein gutes katholisches Mädchen“, distanziert sie sich bei Ntv von ihren Anfängen. Auch an ihre neun Jahre als Jagger-Ehefrau hat Bianca eher weniger gute Erinnerungen, weil ihr Mann sie nicht nur einmal betrogen hat: „Ich könnte mir niemals vorstellen, noch einmal zu heiraten. Ich könnte einfach nicht noch eine Scheidung mitmachen, es war zu schwer!“ Es nerve sie heute sehr, immer noch über ihre Ehe mit Mick Jagger definiert zu werden. „Am Ende wird aber meine Arbeit für sich selbst sprechen“, lenkt Bianca den Fokus auf ihr gesellschaftliches Engagement. An ihrem prominenten Ehenamen hält sie weiterhin fest, weil sie ihn schön findet und er ihr dabei helfe, Aufmerksamkeit und Geld für ihre wohltätige Arbeit zu erhalten, vor allem für ihre Stiftungstätigkeit, die weltweit den Menschenrechten, bürgerlichen Freiheiten, sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit sowie Klima- und Umweltschutz gilt. Bei ihrer Auszeichnung mit dem „Alternativen Nobelpreis“ hieß es 2004, sie zeige vorbildhaft „wie man Berühmtheit in den Dienst von Ausgebeuteten und Benachteiligten“ stellen kann. Natürlich lässt Jagger auch die Familie nicht zu kurz kommen: Ihre und Micks Tochter Jade hat sie zur dreifachen Oma und ihre Enkelin Assisi dann 2014 auch noch zur Ur-Oma gemacht. Auch Bianca hätte sich gern mehrere Kinder gewünscht: „Ich hätte gern einen kleinen Jungen gehabt. Aber Oma zu sein, ist toll.“

Aufmerksamkeit für Wohltätigkeit
Ein ruhiges Leben kann Jagger sich trotz ihrer 80 Lebensjahre nicht vorstellen, dafür seien ihr die Familie und ihre Arbeit als Aktivistin zu wichtig, zumal sie auch Vorbild für die Jüngeren sein möchte: „Ich hoffe, dass ich die Welt ein bisschen zum Guten verändern kann. Dann kann ich eines Tages zurückschauen und sagen, dass ich es wenigstens versucht habe“, betont sie gegenüber Ntv.
Bianca Jagger wurde über viele Jahre auch zu einer Stilikone und ihr geliebter roter Lippenstift zu ihrem Markenzeichen. So hat die Modemarke Yves Saint Laurent (YSL) sie gerade als Botschafterin ihres digitalen Parfüm-Projekts „Libre Flowers & Flames“ gewinnen können, womit Bianca erstmals mit einem Beauty-Label zusammenarbeitet. Ausschlaggebend dafür sei ihre große Bewunderung für Yves Saint Laurent und die Verwendung des Begriffes „Freiheit“, da sie ein Leben lang für Freiheit gekämpft habe. „Ich selbst trage aber gar nicht oft Make-up“, verriet sie im Vorjahr der Zeitschrift „Elle“. „Und schon gar nicht zu Hause.“ Dort gönne sie sich zwar jeden Tag ein Bad, laufe aber ansonsten meist ungestylt herum. Wenn sie sich dann mal zurechtmache, gehöre der geliebte rote Lippenstift unbedingt dazu. Auch lässt sich Jagger seit ihrer Kindheit gern von Düften inspirieren: „Ich mische mir jeden Tag selbst ein Aromatherapie-Öl, das ich im Badewasser und am Körper nutze.“
„Mut zum Älterwerden“
Ihren Tag verbringt die „Weltbürgerin“ Jagger meist mit ihren Tätigkeiten als Aktivistin. Sie ist häufig für Amnesty International, Human Rights Watch oder ihre eigene Stiftung weltweit in Krisengebieten unterwegs. So bleibt ihr meist nur spätabends noch Zeit für die umfangreiche Social-Media-Arbeit und ihre Texte, die sie regelmäßig für renommierte Blätter wie „The New York Times“ oder „Sunday Express“ schreibt. Mit Zeitungslektüre und Nachrichtensendungen halte sie sich immer auf dem Laufenden: „Das kann manchmal sehr beunruhigend sein wegen der Bilder, die ich dabei zu Gesicht bekomme.“ Muse zum Ausgehen habe sie nur selten: „Ich treffe manchmal ein paar Freunde, gehe ins Kino oder in die Oper. Aber ich bin kein so geselliger Mensch und sollte öfter früh schlafen gehen.“
Jagger hat ein gesundes Verhältnis zu dem „abstrakten Konzept“ Schönheit: „Frauen sind am schönsten, wenn sie ihre Begrenzungen überwinden können und sich von niemand sagen lassen müssen, was sie zu tun haben.“ Sie selbst lehnt für sich kosmetische Operationen ab, auch wenn sie zugibt, schon mal darüber nachgedacht zu haben. „Dann habe ich aber entschieden, den Mut zum Älterwerden ohne korrigierende Operationen aufzubringen.“ Außerdem habe Schönheit viel mit Gesundheit zu tun. Deshalb versuche sie täglich zu trainieren, mache Pilates, Yoga „und ein bisschen Gewichte“, sie esse kein Fleisch, rauche nicht und trinke kaum Alkohol. „Das ist gut für die geistige Kapazität und für die Stimmung und hilft mit am besten gegen Depressionen“, rät sie im November 2024 den Lesern des „W-Magazins“.