Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt bei Holstein Kiel verdient mit 3:1 – und setzt damit ein deutliches Zeichen im Abstiegskampf.
Der Sieg kam überraschend und sorgte für Erleichterung. „Die Mannschaft hat heute genau die richtige Antwort auf die Kritik der letzten Woche gegeben“, fasste FCK-Trainer Friedhelm Funkel das Spiel zusammen: „Wir haben von der ersten Sekunde an selbstbewusst und über 90 Minuten sehr konzentriert gespielt. Und wir haben drei Tore auswärts geschossen bei einer Mannschaft, die zuvor seit fünf, sechs Spielen gar kein Gegentor kassiert hatte. Das zeigt, dass wir mutig waren.“ Am Ende war es Mut, Wille und Laufbereitschaft – die typischen Betze-Tugenden. Und plötzlich haben die Roten Teufel im Abstiegskampf der Zweiten Liga alles wieder selbst in der Hand.
Und genauso wie Funkel nach den schlechten Leistungen der vergangenen Wochen die Ruhe bewahrte, blieb er auch im Erfolg kritisch: „Es war ein sehr, sehr wichtiger Sieg für uns. Mehr nicht. Wir haben noch drei Spiele und unsere Situation ist weiterhin kritisch. Wir müssen aus den nächsten Spielen mindestens zwei Siege holen, um in der Liga zu bleiben. Aber nach der heutigen Leistung und wie die Mannschaft hier aufgetreten ist, bin ich davon überzeugt.“
Heimspiel gegen Magdeburg
Vor der Partie bei den „Störchen“ waren die Rollen klar verteilt: Abstiegskandidat gegen Aufstiegskandidat. An der sonnigen Kieler Förde sollte von diesem Leistungsunterschied jedoch nichts erkennbar sein. Nach zuletzt sechs Siegen ohne Gegentor gelang Alexander Bernhardsson (25.) nur der zwischenzeitliche Ausgleich für Holstein. Daniel Hanslik (13.), Filip Kaloc (45.+4) und Marlon Ritter (83.) sorgten mit ihren Treffern für den ersten Sieg der Gäste nach zuletzt fünf Spielen ohne Erfolgserlebnis. Der Außenseiter begann vor 15.034 Zuschauern mutig und belohnte sich schnell. Hanslik köpfte eine Ecke von Tymoteusz Puchacz ein. Es war der erste Gegentreffer der Gastgeber seit der Begegnung bei Hertha BSC am 1. März. Kiel fand ohne den gesperrten Lewis Holtby nur schwer ins Spiel, glich nach einem Konter durch Bernhardsson dennoch aus. Kaiserslautern blieb aber aktiv und suchte immer wieder den Weg nach vorne. Kaloc besorgte in der Nachspielzeit mit einem platzierten Schuss von der Strafraumgrenze für die erneute Führung des DFB-Pokalfinalisten. Kiel kam schwungvoll aus der Kabine. Der eingewechselte Jann-Fiete Arp scheiterte aber per Kopf an Julian Krahl (53.). Der Torhüter der Gäste parierte auch gegen Bernhardsson stark (57., 73.). Ritter machte alles klar.
Torwart Julian Krahl, einer der Matchwinner, war am Ende stolz auf seine Leistung: „Es war klar, dass Kiel Torchancen bekommen wird, das ist bei einer so starken Mannschaft nicht zu verhindern. Daher bin ich froh, dass ich bis auf einen Ball alle halten konnte.“ Auch deshalb konnte der FCK eine Führung auch mal ins Ziel bringen und ließ sich dann in der zweiten Hälfte diese drei Punkte nicht mehr nehmen. Dass die Siege in den vergangenen Spielen immer wieder aus der Hand gegeben wurden, war auch ein großes Thema innerhalb der Mannschaft: „Das haben wir natürlich thematisiert. Wir haben explizit angesprochen, dass wir das heute besser machen müssen und uns gegenseitig mal alle in den Arsch getreten. Das hat man nun auf dem Platz gesehen. Kompliment an alle, die sich heute zerrissen haben. Das ist genau das, was wir brauchen, um die Klasse zu halten.“ Diese Gespräche scheinen wichtig gewesen zu sein, da auch Verteidiger Jan Elvedi sie nach dem Spiel erwähnte: „Es war ein großes Thema bei uns über die Woche. Wir haben viele Spiele in der zweiten Halbzeit unnötigerweise aus der Hand gegeben. Wir haben uns dann vor dem Spiel gesagt: Egal was ist, wir spielen in der zweiten Hälfte genauso weiter. Von hinten raus spielen, hoch pressen, eng am Mann sein. Das ist uns heute gelungen und das müssen wir in den nächsten Spielen auch auf den Platz bringen.“ Denn natürlich war der Sieg gegen Kiel ein richtiges Zeichen – jedoch nur wenn der FCK jetzt weiter punktet. „Uns muss bewusst sein, dass wir noch lange nicht durch sind. Fürs Gefühl war der Sieg aber sehr gut, auch fürs Selbstvertrauen war das nicht schlecht“, beschrieb Elvedi in Kiel die aktuelle Lage, und auch Krahl stellte klar: „Fakt ist: Heute haben wir es besser gemacht, es kann aber immer noch besser sein. Es war ein Schritt in die richtige Richtung.“ Nun wartet am Samstagabend der FC Magdeburg zum Flutlichtspiel auf dem Betzenberg.
„Wir sind noch lange nicht durch“
Der Kieler Cheftrainer Marcel Rapp war nach dem Spiel zwar bedient, konnte seiner Mannschaft aber keinen großen Vorwurf machen: „Das war ein schwieriges Spiel für uns und kein fußballerischer Leckerbissen. Wir haben in der zweiten Hälfte ein sehr gutes Spiel gemacht – aber eben nicht die Tore.“ Deshalb verloren die Kieler die Tabellenführung wieder an den FC St. Pauli. „Natürlich sind wir enttäuscht“, sagte Kiels Kapitän Philipp Sander gegenüber dem NDR: „Kaiserslautern hat ein cleveres Spiel gemacht. Die Gegentore fielen zu Zeitpunkten, die sehr wehtun.“ Das wollen die Norddeutschen in den kommenden Tagen aufarbeiten. „Dass wir mal ein Spiel verlieren, wirft uns nicht um. Wir gehen weiter unseren Weg“, sagte Trainer Marcel Rapp. Ähnlich sieht es auch sein Stürmer Jan-Fiete Arp: „Es ist ja in der Saison nicht das erste Mal, dass wir ein Spiel verlieren. Das darf uns auch mal passieren. Das einzig Wichtige ist, wie wir die 90 Minuten analysieren und welche Schlüsse wir daraus ziehen. Wir haben es uns erarbeitet, dass wir nach wie vor alles in der eigenen Hand haben.“
Rapp ist dennoch stolz auf seine Mannschaft: „Kaiserslautern hat sehr mannorientiert verteidigt, sodass es für uns schwer war, fußballerische Lösungen zu finden. Der gegnerische Torwart hat eine überragende Leistung gezeigt. Trotz der Niederlage bin ich stolz auf die Leistung meiner Mannschaft.“