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WAS MACHT EIGENTLICH...

Ein Ehepaar, das sich politisch wie privat gegenseitig unterstützt: Hillary und Bill Clinton, hier 1993
Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Bill Clinton?

Er war von 1993 bis 2001 der 42. Präsident der USA. Nach der „Lewinsky-Affaire“ scheiterte 1998 ein Amts­ent­hebungs­verfahren gegen ihn. 2018 und 2021 schrieb er zwei erfolgreiche Polit-Thriller. Seit 2001 leitet der 79-Jährige die Clinton-Stiftung und weitere weltweite Hilfsinitiativen.

Im März 2025 war Bill Clinton in Berlin zu Gast, um mit hochkarätigen Politikern aus aller Welt beim zweitägigen „World Forum – Future of Democracy“ über Themen wie Künstliche Intelligenz, Desinformation und den Schutz demokratischer Werte zu debattieren. Außerdem wurde er im Beisein seiner Frau Hillary für seine diplomatischen Erfolge als „Peacemaker of the Century“ geehrt. Gewürdigt wurden damit seine humanitären „Feuerwehr-Interventionen“ in Indien, China, Kolumbien, Haiti, im Nahen Osten, in Osttimor und Nordkorea. Auch in den USA selbst war Clinton tätig, etwa 2005 bei den Hilfen für die Opfer des Hurrikans „Katrina“ oder beim Bau einer Gedenkstätte für die Amerikaner, die bei „9/11“ den Absturz eines vierten Jets auf das Capitol verhindert hatten. Bei seiner Dankesrede in Berlin hob Clinton die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit hervor und sprach über die Herausforderungen durch digitale Desinformation und Einflussnahme auf demokratische Prozesse.

Der ehemalige Präsident Bill Clinton im Juni 2025 in New York bei einer Veranstaltung
Der ehemalige Präsident Bill Clinton im Juni 2025 in New York bei einer Veranstaltung - Foto: picture alliance / Greg Allen/Invision/AP 

Begabung fürs Networking

Bill Clinton gehört sicherlich zu den nach ihrer Amtszeit sehr aktiven US-Präsidenten, weil er sich 2001 als erst 54-Jähriger nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus unausgelastet gefühlt habe. „Als langjähriger Politiker hatte ich jede Menge nützlicher Erfahrungen und Kontakte gesammelt, die ich einsetzen konnte, um auch als Privatperson dem Gemeinwesen zu dienen“, heißt es dazu 2004 in seiner Autobiografie „My Life“. Und schon eine Woche nach Ende seiner Amtszeit konnte er sich erstmals nützlich machen, als er bei einem schweren Erdbeben im indischen Bundesstaat Gujarat dem damaligen Premier spontan seine Hilfe anbot und mit der kurzfristig gegründeten American India Foundation weltweit über 30 Millionen Dollar Spendengelder eingesammelte.

2001 gründete er die Clinton Foundation, die seit 2004 im „William J. Clinton Presidential Center & Park“ in Little Rock residiert und ihr Büro im New Yorker Stadtteil Harlem hat. Die gemeinnützige Stiftung setzt sich für die Bekämpfung globaler Probleme wie Aids und Klimawandel ein. Sie umfasst die Präsidentenbibliothek Clintons, die Clinton Global Initiative (CGI), die sich der Bekämpfung von Aids verschrieben hat, und die Clinton Public School, durch die der Ex-Präsident mehr junge Menschen für ein Engagement in öffentlichen Diensten gewinnen will. Außerdem gehören zu dem humanitären Konglomerat für die Bereiche Gesundheit, Entwicklung und Umwelt die Clinton Health Access Initiative (CHAI), die Clinton Development Initiative (CDI) und die Clinton Climate Initiative (CCI). Dem Ex-Präsidenten wird eine „bemerkenswerte Begabung fürs Networking“ bescheinigt, die er für gemeinnützige Projekte in aller Welt nutzt.

Clinton gibt aber durchaus zu, gelegentlich auch merkantile Interessen mit seinen humanitären Initiativen zu verknüpfen. In seiner Autobiografie verrät er, dass er nach dem Auszug aus dem Weißen Haus praktisch pleite war und „erst mal richtig Geld verdienen musste“, um seine Anwaltskosten zu bezahlen, weil er sich lange Jahre gegen die Anschuldigungen im sogenannten Whitewater-Skandal und im Impeachment-Verfahren infolge seiner sexuellen Eskapaden mit Praktikantin Monica Lewinsky juristisch wehren musste.

Liebt das Saxofonspielen

Durch den russischen Angriff auf die Ukraine wurde Clinton zuletzt nochmal schmerzlich daran erinnert, dass er 1994 maßgeblich an dem Budapester Memorandum beteiligt war, durch das die Ukraine auf ihre Atomwaffen verzichten musste. „Ich fühle mich mitverantwortlich, weil ich sie davon überzeugt habe, ihre Atomwaffen aufzugeben.“ Clinton glaubt, dass ohne diesen Verzicht Russland den Überfall nicht gewagt hätte.

Um seine Kassen zu füllen, nutzt Clinton geschickt seine Prominenz und sein Vermarktungsgeschick. Seine Autobiografie „My Life“ war 2004 ein großer Erfolg und brachte ihm ein zweistelliges Millionenhonorar ein. Als vielbeschäftigter Redner kassiert er pro Auftritt zwischen 100.000 und 350.000 Dollar. Allein 2005 kamen da rund 7,5 Millionen Dollar an Honorar zusammen. Auch als Thriller-Autor machte Clinton sich einen Namen: Sein 2018 mit Co-Autor James Patterson verfasster Erstling „The President Is Missing“ verkaufte sich über drei Millionen Mal, auch der Nachfolger „Die Tochter des Präsidenten“ lief 2021 recht erfolgreich.

Gesundheitlich hat der heute 79-Jährige schon einige schwere Krankheiten gut überstanden: 2004 musste er sich einer Herz-Bypass-Operation unterziehen und 2010 wurden ihm zwei Stents in eine Herzkranz­arterie eingesetzt. Doch war er wieder fit genug, um seine Frau Hillary 2008 und 2016 bei ihren Präsidentschaftskandidaturen mit engagierten Auftritten zu unterstützen. Gelegentlich gewährt Clinton auch kleine Einblicke in sein Privatleben. 

Der leidenschaftliche Saxofonist bewahrt seine Instrumente zu Hause in einem Musikzimmer auf, wo er auch eine seiner Edel-Trophäen hütet: einen von Elvis Presley getragenen und hand­signierten Schal. 

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