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WAS MACHT EIGENTLICH...

Birgit Prinz schoss 1997 im Finale der Frauenfußball-EM gegen Italien das entscheidende Tor zum Titelsieg
Foto: picture-alliance / dpa

Birgit Prinz?

Die dreifache Fifa-Weltfußballerin ist weltweit eine der erfolgreichsten in ihrem Sport: In 214 Länderspielen erzielte sie 128 Tore. Seit ihrem Karriereende 2011 arbeitet die Diplom-Psychologin für die TSG Hoffenheim. Heute ist die 47-Jährige zudem selbstständige Körperpsychotherapeutin.

Wir haben sie für ihre fachliche Kompetenz, kombiniert mit ihrem fußballerischen Verständnis, sowie als Mensch sehr geschätzt!“ Mit diesem umfassenden Lob verabschiedete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) 2023 seine sportpsychologische Beraterin Birgit Prinz. Über etwa vier Jahre hatte die Diplom-Psychologin und erfolgreichste deutsche Fußballerin die DFB-Frauen-Nationalmannschaft beraten und sich auch hier Verdienste erworben. Prinz, als Spielerin fast zwei Jahrzehnte im Verein und der Nationalelf vom Erfolg verwöhnt, hatte sich 2011 aus der ersten Reihe zurückgezogen. Schon davor hatte sie eine Ausbildung als Physiotherapeutin absolviert und ihr 2005 begonnenes Psychologiestudium abgeschlossen. Dem Fußball blieb sie aber weiter treu. Von ihrem Club 1. FFC Frankfurt, mit dem sie neunmal Deutsche Meisterin und elfmal deutsche Pokalsiegerin geworden war, wechselte sie zur TSG Hoffenheim, um dort ein Praktikum als Sportpsychologin zu absolvieren. Ein paar Bundesligaspiele absolvierte sie auch noch für die TSG-Frauen, bevor sie sich ganz zurückzog. Seit 2012 arbeitet sie nun schon bei der TSG als Teampsychologin der Bundesliga-Frauen. Ihr Engagement für den DFB gab Prinz 2022 nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der Frauen-WM auf, um der Mannschaft einen Neustart zu ermöglichen. 

Lockrufen stets widerstanden

Die Rekord-Nationalspielerin, dreifache Fifa-Weltfußballerin, Doppel-Weltmeisterin und fünffache Europameisterin genießt bis heute bei den deutschen Fußball-Frauen ein sehr hohes Ansehen, auch weil sie sich selbst nie in den Vordergrund gestellt hat. Ihre Arbeit als Sportpsychologin führt die Rekord-Torjägerin bei der TSG Hoffenheim weiter, weil sie diese 2012 begonnene Aufgabe nach wie vor als sehr spannend empfindet und weiterhin als Ansprechpartnerin der Spielerinnen zur Verfügung stehen will. „Wenn der Druck steigt, geht’s eher in meine Richtung, als wenn alles easy peasy ist. Wenn alles läuft, habe ich eigentlich am wenigsten zu tun“, sagte sie der „Hamburger Morgenpost“. Da heute alle international antretenden Mannschaften fußballerisch und taktisch sehr gut ausgebildet und zudem athletisch topfit seien, „werden die Komponenten, die auf der psychologischen Ebene sind, immer wichtiger, weil einfach die Kleinigkeiten entscheiden“. Als Teampsychologin versuche sie deshalb besonders, die Fußballerinnen auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.

Birgit Prinz war als Sportpsychologin von 2019 bis 2023 beim DFB für die deutsche Frauen-Nationalelf tätig
Birgit Prinz war als Sportpsychologin von 2019 bis 2023 beim DFB für die deutsche Frauen-Nationalelf tätig - Foto: picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Prinz, die zu aktiver Zeit etlichen Verlockungen aus dem Ausland widerstand – ein italienischer Erstliga-Präsident wollte sie 2003 sogar für sein Serie-A-Männerteam verpflichten – hat natürlich den Frauenfußball immer noch „auf dem Schirm“. Vergleiche zwischen ihrer Zeit und heute hält sie aber für schwierig, „weil sich Zeiten eben ändern“. Deshalb erzähle sie auch den heutigen Aktiven nicht sehr viel über ihre eigenen „alten Zeiten“. „Es ist ratsam, dass die Spielerinnen ihre eigenen Erfahrungen machen“, sagt sie. 

Prinz gibt heute zu, dass sie die große Aufmerksamkeit der Fans damals auch als „großen Einschnitt“ in ihr Privatleben empfunden hat, „und ich bin froh, dass sich das gelegt hat“, sagte sie 2022 dem Magazin „11 Freunde“.

Eigene Praxis in Darmstadt

Prinz glaubt schon, dass sie als Stürmerin noch ein paar Jahre länger hätte mithalten können, obwohl der Frauenfußball athletischer und professioneller geworden sei und „die Mädels heute technisch auf einem sehr hohen Niveau unterwegs sind. Den technischen Schnickschnack, das Jonglieren, das können sie heute alle besser als wir“, gibt Prinz ehrlich zu. Vor allem, wenn sie heute dem spanischen Team zuschaue, bewundere sie die auch unter Druck gelingenden Passvariationen: „Das macht Spaß beim Zuschauen!“ 

Neben ihrer Tätigkeit bei der TSG Hoffenheim betreibt Prinz in Darmstadt auch eine Praxis als Körperpsychotherapeutin. „Körperpsychotherapie ist eine Psychotherapieform, die davon ausgeht, dass psychische Veränderungen nur über den Einbezug des Körpers gelingen“, erklärt sie auf ihrer Website. Ihre Arbeit sei vom Wunsch geleitet, Körper und Psyche zusammenzubringen, weil beide eine Einheit bilden: „Psychische Probleme zeigen sich im Körper und sind daher auch über den Körper zu beeinflussen.“ Für ein Stundenhonorar von 90 Euro versucht sie hauptsächlich mit einer Kombination aus psychotherapeutischen Methoden, Atmung, Bewegung, Berührung, Achtsamkeit und Gesprächen unterschiedliche „Zugangsportale“ zu nutzen, um mit ihren Patienten gemeinsam einen anderen Blick und neue Perspektiven für die jeweilige Lebenssituation zu finden. Die Fifa konnte Prinz auch als Botschafterin für den Frauenfußball gewinnen und hat ihr 2014 die Leitung ihres Forschungsprojektes „Psychomentale Gesundheit und Sport“ an der Hamburger Medical School (MSH) übertragen.

In ihrer Freizeit bewegt Prinz sich gern mit ihren Hunden in der Natur, denn die könne ihr „viel Kraft und Energie“ schenken. 

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