Über 35 Jahre hat es gedauert, bis sich Tim Burton dazu entschließen konnte, seinem Kultfilm eine Fortsetzung zu schenken. Wieder mit dabei: Michael Keaton und Winona Ryder. „Beetlejuice, Beetlejuice“ ist eine super-unterhaltsame Gothic-Horror-Komödie, die einem noch lange im Kopf herumspukt.
Wir erinnern uns: Im ersten „Beetlejuice“ (1988) zieht Familie Deetz in ein Horror-Haus in der Provinzstadt Winter River ein, in dem zwei Geister wohnen. Da die Geister es nicht schaffen, die neuen Bewohner loszuwerden, rufen sie den Lottergeist und „Bio-Exorzist“ Beetlejuice (Michael Keaton) herbei, der ihnen bei der Vertreibung behilflich sein soll. Das geht natürlich gründlich schief. Denn Beetlejuice terrorisiert bald die Lebenden und die Toten gleichermaßen. Und dann will er sogar noch, dass die Tochter des Hauses ihn heiratet …
In „Beetlejuice, Beetlejuice“ (ab sofort im Kino) kehren nun die mittlerweile erwachsene Tochter Lydia Deetz (Winona Ryder) und ihre Stiefmutter Delia (Catherine O’Hara) wieder in das Spukhaus zurück. Mit dabei ist Lydias nassforsche Tochter Astrid (Jenna Ortega). Astrid ist es auch, die – trotz der eindringlichen Warnung ihrer Mutter – dreimal hintereinander den Namen Beetlejuice ausspricht und so das Tor zu den Toten öffnet. Daraufhin erscheint der Gespenster-Freak aufs Neue aus der Unterwelt. Und reklamiert Lydia sofort als widerspenstige Ehefrau für sich.
Dem hellen Wahnsinn sind auch diesmal keine Grenzen gesetzt. Zum Beispiel als Delores (Monica Bellucci) auftaucht, die verschmähte und – im wahrsten Sinne des Wortes – zerstückelte Ex-Ehefrau von Beetlejuice. Einer der surrealen Horror-Glanzlichter des Films ist, wie Bellucci – im wirklichen Leben Tim Burtons Lebenspartnerin – ihren in Einzelteilen tranchierten Körper wieder selbst zusammentackert. Und zwar in vollendender Frankenstein-Manier. Und dann, in ihrer morbiden Schönheit und getrieben von einem schrecklichen Furor, Jagd auf ihren abtrünnigen Ehemann macht.
Burtons überbordende Fantasie
Tim Burton hatte die Idee zu einer Neuauflage von „Beetlejuice“ bei den Dreharbeiten zu seiner Horror-Comedy-Serie „Wednesday“ (2022). In diesem Spin-off der „Addams Family“ spielte Jenna Or-tega die Rolle der Wednesday Addams so überzeugend, dass Burton beschloss, ihr auch die Rolle von Lydias Tochter Astrid in „Beetlejuice, Beetlejuice“ zu geben. Eine ausgezeichnete Wahl. Denn das Zusammenspiel von Jenna Ortega und Winona Ryder ist schlicht fabelhaft. Auch die weiteren Neuzugänge fügen sich nahtlos ins manische Geschehen ein. So zum Beispiel Justin Theroux als Lydias Boyfriend und Willem Dafoe als verstorbener Schauspieler, der es nicht lassen kann, in der Totenwelt herumzugeistern.
Doch der Star des Films ist natürlich wieder ein überragender Michael Keaton. Es ist einfach ein Freudenfest, mitanzusehen, wie wunderbar leicht und verspielt er wieder in die Beetlejuice-Rolle schlüpft und mit seinem verschwurbelten Psycho-Gebrabbel übermütig Faxen zelebriert. Man sieht im an, dass er dabei selbst sehr viel Spaß hatte. „Ehrlich gesagt war ich zu Anfang der Dreharbeiten ziemlich nervös und wusste nicht, ob ich Beetlejuice noch einmal so überzeugend hinkriegen würde. Immerhin stand ja viel auf dem Spiel. Aber schon nach wenigen Tage wusste ich, dass wir alle wieder auf einer höllisch guten Achterbahnfahrt unterwegs waren. Und mehr noch: Es fühlte sich tatsächlich an wie ein sehr willkommenes Familientreffen nach langer Zeit.“
Auch Winona Ryder (damals 15, heute 52 Jahre alt) war sehr froh, wieder mit Keaton und Burton zu drehen. „Als ich Michael nach so vielen Jahren wieder in seiner Beetlejuice-Montur sah, hüpfte mein Herz vor Freude. Die Szenen mit Michael waren wie ein Trip für mich. Einfach unglaublich. Nie zuvor habe ich mich beim Drehen so sicher mit einem Schauspieler gefühlt.“
Tim Burton lässt auch diesmal seiner überbordenden Fantasie freien Lauf. Und fährt in „Beetlejuice, Beetlejuice“ das ganz große Panoptikum für Fans des Morbiden auf, inklusive tanzender Skelette, Schrumpfköpfe, Augäpfeln, die aus Augenhöhlen kullern, viel Splatterblut und spitzen Schreien. Ein wahrlich schauriges Spektakel. Oder wie Beetlejuice sagen würde: „The juice is lose!“