In der Geschichte der Serienkiller tauchen auch immer wieder Frauen auf. Die oft unvorstellbaren Taten lösen bei vielen Menschen Abscheu und Faszination aus – und auch die Frage nach dem Warum.
Es gibt Menschen, die in Erfahrungswelten leben, die wir nicht betreten können“, sagte einst der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck. Treffender könnte man den Blick auf Serienkiller in nur einem Satz wohl nicht ausdrĂĽcken. Menschen, die andere Menschen töten, lösen immer einen gewissen Schrecken aus. Von Serienmördern aber geht noch etwas viel Grauenhafteres aus. Ihre Taten haben oft etwas Monströses, sind fĂĽr die meisten Menschen nicht begreifbar, nicht fassbar. Die meisten Serienmörder der Geschichte sind Männer. Doch es gibt auch Frauen, die als Serienkiller von sich reden machten. In unserer Vorstellung vom Wesen der Frau als gefĂĽhlvoll, sorgend und hilfsbereit wirken diese Taten noch ungeheuerlicher. Ein weibliches Wesen, das die unvorstellbare Zahl von 140 jungen Mädchen folterte, verstĂĽmmelte, tötete? Kann es doch nicht geben. Doch, gab es. Eine russische Adlige brachte im 17. Jahrhundert reihenweise Leibeigene auf grausame Art und Weise um. Zugegeben, eine eher seltene Vorgehensweise weiblicher Massenmörder. Oft sind mordende Frauen subtiler, greifen gerne zum Beispiel zu Gift oder Medikamenten. Elfriede Blauensteiner ermordete in den 1990er-Jahren nach und nach ihre Ehemänner, indem sie ihnen ein Blutzucker senkendes Medikament unters Essen mischte und bei einem teils jahrelangen Siechtum zuschaute. Die Anwendung brutaler Gewalt ist selten, wie zum Beispiel bei Aileen ÂWuornos. Die Prostituierte erschoss in den USA in den 1990er-Jahren mehrere ihrer Freier. Schaut man auf ihre katastrophale Kindheit und Jugend, muss man kein Psychologe sein, um Zusammenhänge zu erkennen. Wie bei den Männern finden sich auch bei den Frauen oft desolate Lebensläufe, gravierende Persönlichkeitsstörungen, meist liegt eine Psychopathie vor.
Frauen morden oft im Stillen
Weil Frauen in der Regel sozusagen im Stillen morden, ist es natürlich möglich, dass viele Taten unentdeckt blieben und vielleicht deshalb in der Reihe der Serienkiller Frauennamen weniger zu finden sind. Bei den sterbenden Männern von Elfriede Blauensteiner zum Beispiel ahnte niemand etwas, waren diese Männer doch sowieso gesundheitlich anfällig. Nur dem Misstrauen der Angehörigen des letzten ihrer Ehegatten war es zu verdanken, dass die Mordserie aufgedeckt wurde. Auch bei Irene Becker war es der Aufmerksamkeit eines Kollegen zu verdanken, dass die Serienkillerin aufflog. Sonst wäre es vielleicht nie rausgekommen, dass die Krankenschwester in den 1990er-Jahren in der Berliner Charité Patienten umbrachte.
Es ist unbestritten, dass Serienmörder neben dem Entsetzen auf viele Menschen auch eine gewisse Faszination ausüben. Dokus und Podcasts rund um Serienmorde haben hohe Einschaltquoten. Die Frage, warum das so ist, hat Gerichtspsychiater Reinhard Haller in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ beantwortet: „Kriminalgeschichten sind spannend. Verbrechen sind Psychologie pur. Sie bringen Dinge in konzentrierter Form zum Ausdruck, die sonst meist unsichtbar bleiben: Eifersucht, Gier, Kränkung, Hass, Leidenschaft. Wir benutzen Kriminalgeschichten als Spiegel für uns selbst. Jeder Mensch hat gute und böse Seiten. Wir wollen diese Schattenseiten, die seelischen Abgründe in uns kennenlernen.“