Mit „Trap: No Way Out“ legt Regisseur M. Night Shyamalan einen rasanten Thriller vor, der mehr auf Charaktere als auf schlüssige Story setzt. Josh Hartnett in der Hauptrolle trägt den Haken schlagenden Film mit Augenzwinkern und Bravour.

Man kann M. Night Shyamalan sicherlich viel vorwerfen: überfrachtete Handlungsstränge etwa oder zu viel Mystizismus. Vor allem zwei Dinge kann man dem amerikanischen Regisseur mit indischen Wurzeln aber keineswegs absprechen: Produktivität und Lust an nicht vorhersehbaren Wendungen. Sein bereits dritter Film in den 2020er-Jahren strotzt beispielsweise nur so von Plot-Twists. Die ergeben vor allem gegen Ende immer weniger Sinn, dafür ist „Trap: No Way Out“ ein gutgelaunter Thriller mit toller Optik, guter Musik und einem glänzend aufgelegten Hauptdarsteller.
Die erste überraschende Wendung ist bereits essenziell für die folgende Geschichte. Josh Hartnett spielt Cooper Adams, der mit seiner Tochter Riley (Ariel Donoghue) ein Popkonzert besucht. Während die beiden ihre gemeinsame Zeit genießen und sich mit Alltagsgeschichten die Zeit vertreiben, bis die Vorbands zu Ende gespielt haben, fällt Cooper eine zunehmende Präsenz von Polizei im proppenvollen Veranstaltungsort auf. Und das liegt an ihm – er ist nämlich nicht nur liebender Vater und engagierter Feuerwehrmann, sondern auch der Serienkiller „The Butcher“. Und das FBI hat an einige Verdächtige Eintrittskarten versendet und möchte ihm mit dem Konzert eine Falle stellen, die titelgebende „Trap“.

Es sei jetzt mal dahingestellt, ob es nicht einfacher wäre, einfach gleich am Ausgang (oder Eingang) zu warten und dort alle männlichen Besucher zu durchsuchen, anstatt mit gefühlt Tausenden Beamten eine Präsenz wie bei einem Hochsicherheits-Risikospiel sonntags in der Kreisliga zu zeigen. Doch die Unglaubwürdigkeit der fortlaufenden Handlung ist bei „Trap: No Way Out“ Programm. Und es ist einfach eine „Mords“gaudi, zuzuschauen, wie der „Schlächter“ langsam merkt, dass er in die Enge getrieben werden soll, und wie er auf immer abstrusere Art versucht, der Falle zu entgehen.
Erfreulich unbrutal und ganz schön wirr

Dadurch kann sich der Film ganz auf die Charaktere und Schauspieler konzentrieren. Es tut gut, Josh Hartnett wieder in einer größeren Produktion zu sehen. Der 47-Jährige wurde um die Jahrtausendwende als charmanter Herzensbrecher in Erfolgen wie „The Faculty“, „Pearl Harbor“, „Black Hawk Down“ oder „40 Tage und 40 Nächte“ bekannt, zog sich irgendwann aber eine ganze Weile aus dem Licht der Öffentlichkeit zurück. Nach seiner Nebenrolle als Nobelpreisträger Ernest Lawrence in Christopher Nolans Hit-Drama „Oppenheimer“ von 2023 zeigt er hier nun ein Jahr später eine sichtbare Freude, dem Charakter im Verlaufe des Films immer mehr Tiefe und immer mehr Abgründe zu geben. Mit der 15-jährigen Ariel Donoghue hat er eine prima Chemie; die Australierin stellt Riley als emotionsgeladenen Musikfan dar, bei der alle Dämme brechen, als sie Lady Raven zuerst auf der Bühne sieht und sie später noch persönlich trifft.

Der gigantische Popstar, der die Massen in die Halle zieht, wird dargestellt von Saleka Night Shyamalan, der Tochter des Regisseurs in ihrer ersten Filmrolle. Sie ist zwar eine bessere Musikerin als Schauspielerin, verkörpert dennoch kraftvoll die scheinbare Unschuld vom Lande, die über sich hinauswachsen muss. Ihre musikalischen Beiträge bilden die emotionale Begleitung zum Verlauf der Story und sind auf ihrem zweiten Studioalbum „Lady Raven“ begleitend zum Film erschienen. Cooper Adams bekommt es nicht nur mit der Pubertät seiner Tochter zu tun, sondern auch mit der FBI-Profilerin Dr. Josephine Grant, der mehr als auskunftsfreudigen Servicekraft Jamie sowie einer herrlich nervigen Bekannten seiner Tochter, die ihn unbedingt zur Teilnahme am nächsten Elternabend überreden will.
Wo seine beiden Vorgängerfilme „Old“ (2021) und „Knock at the Cabin“ (2023) noch unter vorhersehbaren und/oder konstruierten Twist beziehungsweise Nicht-Twists krankten, geht Shya-malan hier all-in. Wohin das Ganze führt, ist dabei vielleicht weniger überraschend als die Wege dorthin. Im Laufe der Handlung könnte man „Trap“ auch als Spiel mit althergebrachten Rollenklischees interpretieren. Für einen Film zum Thema Serienmörder ist „Trap“ zudem erfreulich unbrutal.
Die Filmografie des 54-jährigen Regisseurs bleibt ein „Hit and miss“. Hit in diesem Fall, der auch an den Kinokassen relativ erfolgreich lief: Einem Budget von etwa 30 Millionen Dollar steht ein weltweites Einspielergebnis von etwas mehr als 80 Millionen gegenüber.