Damit beim Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken alles sicher über die Bühne geht, bereiten sich Polizei und Partner seit Monaten intensiv darauf vor. Jens Heinrich, Leiter der Planungsgruppe „TDE 2025“, erklärt, wie Sicherheit und unbeschwertes Feiern zusammengehen.
Herr Heinrich, mit wie vielen Personen rechnen Sie bei den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit?
Polizei und Veranstalter gehen von einem sehr hohen Besucheraufkommen aus – unter Berücksichtigung von diversen Faktoren gehen wir von mehreren Zehntausend Menschen pro Veranstaltungstag aus. Die genaue Zahl hängt stark vom Wetter und den jeweiligen Programmpunkten im Tagesverlauf ab.
Wie bereitet die Polizei sich darauf vor?
Großereignisse brauchen klare Sicherheitsstrukturen – und genau daran arbeiten wir gemeinsam mit der Staatskanzlei sowie der Landeshauptstadt Saarbrücken mit Hochdruck. Es gibt keine Hinweise auf eine konkrete Bedrohung oder Gefährdung – wir planen jedoch vorausschauend und mit hoher Sorgfalt. Die Polizei ist auf alle Szenarien vorbereitet. Geplant ist ein lageangepasster, sichtbarer und bürgernaher Einsatz. Alles das erfordert eine umfangreiche Vorbereitung. Dazu gehören detaillierte Einsatzpläne und eine enge Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Rettungsdiensten und Ordnungsbehörden. Ziel ist es, Sicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig einen unbeschwerten Festbesuch für ALLE zu ermöglichen.
Wie lange braucht es, um ein solches Sicherheitskonzept zu entwerfen?
Die Vorbereitung eines polizeilichen Einsatzes dieser Größenordnung beginnt natürlich lange vor dem eigentlichen Termin mit intensiven Analysen und Planungen. Das polizeiliche Einsatzkonzept ist das Ergebnis umfassender Abstimmungen mit allen beteiligten Akteuren. Wir sind seit Anfang 2024 mit den konkreten Einsatzplanungen befasst.
Gibt es anlassbezogene Dinge, auf die man sich vorbereiten muss, die das Sicherheitskonzept zum Tag der Deutschen Einheit von dem einer „normalen“ Großveranstaltung unterscheiden?
Ja, das gibt es. Aufgrund der besonderen Symbolkraft der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit und der Teilnahme hochrangiger Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie ausländischer Würdenträgerinnen und Würdenträger gelten erhöhte Sicherheitsstandards. Zudem erfordern die Anzahl der erwarteten Besucherinnen und Besucher sowie die Veranstaltungsdauer zusätzliche Maßnahmen, die über die Planungen einer klassischen Großveranstaltung hinausgehen. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass für das veranstaltungsbezogene Sicherheitskonzept der Veranstalter zuständig ist. Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) – darunter auch die Polizei – beraten den Veranstalter bei der Erstellung und planen entsprechende Einsatzkonzepte für ihren jeweiligen Bereich. Entscheidend ist die enge Verzahnung aller Akteure – von der Konzeption bis zur Durchführung. Das Ziel besteht in einer einheitlichen und abgestimmten Sicherheitsstrategie.
Sie haben es schon ein wenig angesprochen: Wer ist denn alles an der Erstellung beteiligt?
An dieser Stelle möchte ich nochmals auf die Zuständigkeit der Staatskanzlei als Veranstalter hinweisen. Die Staatskanzlei bringt seit mehr als einem Jahr alle beteiligten Akteure in diversen Besprechungsformaten und Arbeitskreisen zusammen, um ein herausragendes, aber auch sicheres Fest zu gestalten. Zur Vorbereitung des polizeilichen Einsatzes arbeiten wir eng und vertrauensvoll mit der Staatskanzlei und deren beauftragten Agenturen, der Landeshauptstadt Saarbrücken, Feuerwehr und Rettungsdiensten, den Polizeibehörden des Bundes und der Länder, Verkehrsunternehmen und vielen weiteren Institutionen zusammen. Sicherheit ist hier eine Gemeinschaftsaufgabe.
Kommen wir zum Tag selbst: Wie werden die Besucher im Fall eines Notfalls informiert?
Für diesen Fall gibt es ein abgestimmtes Alarm- und Informationskonzept zwischen den beteiligten Akteuren. Besucherinnen und Besucher werden je nach Lage schnell und gezielt sowohl durch den Veranstalter, aber auch durch die Polizei über Lautsprecherdurchsagen, Anzeigetafeln und soziale Medien informiert. Darüber hinaus sind zahlreiche Einsatzkräfte direkt vor Ort, die im Bedarfsfall Verhaltensanweisungen geben werden. An dieser Stelle ist es mir wichtig, nochmals darauf hinzuweisen, dass die Polizei jederzeit erreichbar ist –
vor Ort und digital. Sprechen Sie unsere Einsatzkräfte einfach an. Wir sind auf der gesamten Bürgerfestmeile dauerhaft mit Fußstreifen unterwegs. Darüber hinaus betreiben wir im Umfeld des St. Johanner Marktes während der Veranstaltungsdauer eine Sonderwache, und natürlich sind wir auch in der Blaulichtmeile auf der Wilhelm-Heinrich-Brücke zu finden. Darüber hinaus steht Ihnen auch die Polizeiinspektion Saarbrücken-Stadt (Mainzer Straße 132, 66121 Saarbrücken) jederzeit als Anlaufpunkt zur Verfügung. Wer Hinweise hat, sich unwohl fühlt oder Unterstützung braucht, kann sich jederzeit an die Polizei wenden, rund um die Uhr. Zögern Sie im Notfall nicht und wählen Sie „110“.
Wird so ein Ablauf vorher geprobt?
Ja. Bestimmte Abläufe werden im Vorfeld in Form von Planspielen und Einsatzübungen durchgespielt. Dabei werden zum Beispiel Kommunikationsprozesse oder das Zusammenspiel verschiedener Teilbereiche getestet und weiterentwickelt. So stellen wir sicher, dass im Ernstfall jeder Handgriff sitzt. Polizei und Feuerwehr haben beispielsweise im August eine gemeinsame Übung durchgeführt, um die Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Führungsstrukturen weiter auszubauen.
Wie geht es nach einer Veranstaltung weiter? Gibt es eine Evaluation, bei der noch einmal genau geschaut wird, was funktioniert hat und wo noch mal nachgesteuert werden muss?
Polizeiliche Einsätze sind grundsätzlich nachzubereiten. Die Einsatznachbereitung dient unter anderem dazu, Einsatzerfahrungen zu analysieren, zu strukturieren und verwertbar zu machen, den Grad der Zielerreichung festzustellen und Lösungsmöglichkeiten für erkannte Schwachstellen zu erarbeiten. Ziel ist es, aus den Erfahrungen zu lernen – sowohl aus dem, was gut funktioniert hat, als auch aus Punkten, die wir künftig noch besser machen können. In sogenannten Einsatznachbereitungen werden alle beteiligten polizeilichen Stellen standardisiert einbezogen. Nach der polizeiinternen Einsatznachbereitung ist aufgrund der Dimension dieses Ereignisses auch ein Erfahrungsaustausch mit den beteiligten Akteuren vorgesehen.
Das Thema Sicherheit spielt generell bei Großveranstaltungen eine immer größere Rolle. Wie sehen Sie das: Inwiefern hat sich die in den vergangenen Jahren verändert?
Aus polizeilicher Sicht ist in den vergangenen Jahren eine deutliche Professionalisierung in der Vorbereitung und Planung von Großveranstaltungen in Sachen Sicherheit festzustellen. Ereignisse wie die Tragödie bei der Loveparade in Duisburg oder sogenannte Überfahr-Taten haben uns allen sehr deutlich vor Augen geführt, dass die Sicherheitsanforderungen an Großveranstaltungen heute vielschichtiger sein müssen. Daraus haben Polizei und alle beteiligten Akteure gleichermaßen Konsequenzen gezogen. Gleichzeitig ist festzustellen, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Dennoch tun wir als Polizei alles, um potenzielle Gefahren in Zusammenarbeit mit allen Akteuren zu minimieren. Dazu gehört auch, dass technische Entwicklungen inzwischen eine immer größere Rolle für die Veranstaltungssicherheit spielen. Ich begrüße diese Professionalisierung ausdrücklich. Sie bedeutet aber auch, dass die Anforderungen an Veranstalter erheblich gestiegen sind. Am Ende ist es aber genau dieser gemeinsame, professionelle Ansatz, der dafür sorgt, dass Besucherinnen und Besucher sicher und unbeschwert an Großveranstaltungen teilnehmen können.
Welche Rolle spielen denn solche modernen Hilfsmittel wie Drohnen oder Crowd-Management-Software?
Technische Hilfsmittel gewinnen auch für die Polizei zunehmend an Bedeutung. Sie helfen uns, Menschenmengen besser einzuschätzen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und gezielt zu reagieren. Moderne Technologien können die Arbeit der Einsatzkräfte sinnvoll unterstützen – ersetzen aber nicht die Erfahrung und das Einschätzungsvermögen der Einsatzkräfte vor Ort. Zur Lenkung von Personenströmen im Ereignisfall greift die Polizei auf bewährte Einsatzerfahrungen zurück. Crowd-Management-Software und technische Verfahren zur Zählung von Besucherinnen und Besuchern in gewissen Veranstaltungsbereichen sind Themen, die eher im Bereich der Zuständigkeit des Veranstalters liegen dürften.