Sein Roman „American Psycho“ machte ihn Mitte der 90er-Jahre zum Kult-Autor. Seine Alkohol- und Drogenexzesse machten ihn zum Enfant terrible des amerikanischen Kulturbetriebs. Heute betreibt er einen wöchentlichen Podcast mit Leidenschaft.
Eigentlich wollte Bret Easton Ellis ja Rockstar werden. Doch seine Karriere als Keyboard-Spieler in diversen New-Wave-Bands legte er schon Anfang der 80er-Jahre ad acta. Viel lieber hing er auf dem prestigeträchtigen Bennington College in Vermont mit Leuten wie Jay McInerney, Donna Tartt und Jonathan Lethem ab. Genau wie sie belegte auch er damals den Kurs in „Creative Writing“. Und genau wie sie wurde auch er später ein berühmter Schriftsteller.
Bret Easton Ellis war gerade einmal 21 Jahre alt, als er 1985 seinen ersten Roman veröffentlichte: „Less Than Zero“, einen luziden Abgesang auf die Welt des schönen Scheins reicher College-Kids, die ihre innere Leere mit Sex, Drogen, Alkohol und sinnloser Gewalt zu übertönen versuchen. „Less Than Zero“ wurde zwei Jahre später mit Robert Downey Jr. in der Hauptrolle verfilmt. 1991 erschien dann „American Psycho“ – der Roman, der bis heute als Opus magnum von Bret Easton Ellis gilt. Die detailliert geschilderten Gewalt- und Sexexzesse, die sich durch das Leben des Borderline-Psychopathen Patrick Bateman ziehen, haben die Leser gleichermaßen schockiert und fasziniert. Das Buch, weltweit ein Bestseller, wurde wegen des kontroversen Inhalts damals aber von der Bestsellerliste der „New York Times“ genommen und in Deutschland 1995 als jugendgefährdend indiziert. Erst 2001 war es hierzulande wieder frei verkäuflich.
Romane wurden verfilmt
„Damals hatte man mir prognostiziert, dass ich nach ‚American Psycho‘ nie mehr ein Buch veröffentlicht bekäme. Und tatsächlich haben mich weltweit 30 Verlage fallen lassen. Als ob ich der Teufel persönlich wäre!“, meint Bret Easton Ellis mit einem süffisanten Schmunzeln. „Zum Glück hat sich dieser fromme Wunsch ja dann doch nicht erfüllt.“ Im Laufe der Jahre veröffentlichte er mit wechselndem Erfolg noch weitere Romane, darunter „Glamorama“ (1999) und „Lunar Park“ (2005). „American Psycho“ kam übrigens im Jahr 2000 mit Christian Bale als Patrick Bateman ins Kino. Und nicht nur Ellis war von Christian Bale in der Bateman-Rolle sehr angetan: Auch die Romanverfilmung genießt schon längst Kultstatus.
Auf Lesereisen musste man ihm in den 90er- und 2000er-Jahren noch einen Aufpasser zur Seite stellen, um seinen immensen Drogenkonsum etwas einzudämmen. Mittlerweile hat er diesem selbstzerstörerischen Lebensstil längst abgeschworen: „Drogen habe ich schon seit ein paar Jahren total aus meinem Leben verbannt und meinen Alkoholkonsum habe ich mittlerweile drastisch reduziert. Mir blieb letztlich keine andere Wahl. Denn hätte ich auch nur ein paar Monate so weitergemacht, wäre ich jetzt nicht hier, sondern auf dem Friedhof. Manchmal vermisse ich diese Zeit noch sehr, wenn ich ehrlich bin. Es fühlte sich schon verdammt gut an. Drogen waren eigentlich immer gut zu mir, haben mich nie vom Schreiben abgehalten, ich habe dadurch nie einen Job verloren oder eine meiner Beziehungen zerstört. Ich war damals scharf! Das Leben war damals scharf! Doch dann wurde es irgendwie immer weniger lustig und ich habe mich sehr oft gelangweilt. Also habe ich mich langsam aus der Szene zurückgezogen. Heute treffe ich mich am Abend mit Freunden und deren Kindern zum Essen in einem Restaurant, statt in Nightclubs abzuhängen.“
Hilfe durch Psychotherapie
Obwohl ihn das Schreiben, wie er meint, sonst immer stabilisierte, hat er etwas Abstand davon genommen. „Wirklich geholfen in meinem Leben hat mir eine lange Freudsche Psychoanalyse. Dadurch konnte ich eine Menge Stress und Ängste abbauen. Meine Analytikerin wollte, dass ich ein Traumtagebuch führe, was ich dann auch sehr gewissenhaft getan habe.“
Bret Easton Ellis hat auch kein Problem damit, zuzugeben, dass der von ihm lange so ersehnte Ruhm immer große Probleme verursacht hat: „Ruhm ist für mich eigentlich nur negativ besetzt. Ruhm hat mich von meinen echten Freunden entfremdet, mich isoliert, viele meiner Beziehungen kaputt gemacht, hat die falschen Leute in mein Leben geschwemmt, hat mir ein öffentliches Image verpasst, das nicht selten eine Karikatur meines wirklichen Ichs war. Ganz, ganz schrecklich.“
In den vergangenen Jahren hat Bret Easton Ellis ein neues Betätigungsfeld gefunden. Seit 2015 produziert er seinen eigenen Podcast. Dort spricht er anderthalb Stunden mit jeweils einem Künstler, der ihn interessiert und den er oftmals persönlich kennt. Es geht dabei um Filme, Literatur, Musik, Medien und aktuelle politische oder gesellschaftliche Themen. Zu seinen Gästen gehörten unter anderem die Regisseure Quentin Tarantino, Paul Schrader und Gus Van Sant, die Schauspieler Matthew Modine und Rose McGowan, der Musiker Marilyn Manson sowie die Schriftsteller David Shields und Jay McInerney.
„Diese Begegnungen sind jetzt mein Lebenselixier. Ich sehne mich nach nachhaltigen Beziehungen zu Menschen, die ich kenne, und ich lerne auch sehr gern neue Menschen kennen. Das wird wohl auch so bleiben. Das ist jetzt das Spannendste in meinem Leben.“