Offen will sie sein und neugierig. Das vergangene Leben sein lassen und in ein Tiny House ziehen. Sie ordnet, sortiert aus und verschenkt Ihre Sachen. Sie gibt eine Abschiedsparty und fragt sich, welche Kontakte wichtig sind. Aus ihrer Berufstätigkeit nimmt sie die Idee mit, Theater zu spielen. Alex war Lehrerin und hat mit viel Engagement die Schüler fürs Theater begeistert. Jetzt hat sie Lust, selbst auf der Bühne zu stehen.
Auch Johann hängt seinen Job an den Nagel. Er war Bestatter und sein Sohn will das Unternehmen weiterführen. Für Johann ergibt sich die Gelegenheit, das geerbte alte Ferienhaus in Ligurien aufzusuchen. Hier kann er Abstand zur Familie gewinnen, in den Tag hineinleben und sich in Ruhe künstlerisch betätigen.
Alex begegnet Johann auf der Hochzeit einer ehemaligen Schülerin. Die beiden kommen ins Gespräch, tauschen Kontaktdaten aus. Danach zieht sie in den Norden, er reist gen Süden. Einige Monate später lädt Johann sie nach Italien ein.
Alex fühlt sich im Norden nicht wohl. Kurzerhand siedelt sie mit ihrem Tinyhouse nach Ligurien um. Der Mut zum Aufbruch zahlt sich aus. Das Grundstück von Johann ist groß genug. Ihre Autonomie und Freiheit kann Alex behalten. Das ist ihr wichtig. Sie will vor allem sie selbst sein. Wie das aussehen soll, weiß sie noch nicht. Im Miteinander lernen Alex und Johann sich trotz aller Unterschiedlichkeit zu schätzen. Während sie von sich erzählen, wachsen sie aneinander, geben sich neue Impulse und finden schließlich Antworten auf ihre brennenden Fragen. Wer bin ich jetzt ohne meinen Beruf? Wo ist mein Platz? Was gehört noch zu mir und was will gelebt werden?
Autor Moritz Heger hat einen klugen Roman geschrieben. „Zeit der Zikaden“ beschreibt den Entwicklungsprozess, den der beginnende Ruhestand mit sich bringt. Zugleich ist das Lesen als solches ein Genuss. Heger, ein Meister der Sprache, malt mit Worten und lässt ausdrucksstarke Bilder von Personen und Orten entstehen. Sehr lesenswert.