Miro liebt die Musik. Töne und Geräuschkulissen sind seine Welt. Er sammelt Instrumente, alte Mikrofone, Platten und Noten. Mit Kollegen hat er ein Studio für Filmmusik gegründet. Den ersten großen Erfolg erreicht er, noch bevor er das Studium an der Musikhochschule beendet.
Seine Freundin betreibt Feldforschung über das Moor. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität. Beobachten und Dinge genau zu beschreiben, ist ihre Leidenschaft. Egal, wo sie sich befindet, ob in der Bibliothek, auf der Straße, bei Freunden oder im Moor. Sie liebt die Stille und Ruhe, um ihren Gedanken nachzugehen. Für ihre Arbeit schreibt sie ein Feldforschungstagebuch.
Miro und seine Freundin sind eigentlich ein ganz normales Liebespaar.
Wenn da nicht Miros Krankheit wäre. Eine Krankheit, für die es weder eine Diagnose noch eine Erklärung gibt. Sie ist völlig unberechenbar, kommt und geht, wie sie will. Eine ungebetene Dritte im Bunde, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, jedes Aufflackern von Hoffnung und Lebenslust zunichtezumachen.
Die Ärzte sind machtlos. Jeder nennt eine andere Diagnose, keiner hat eine Lösung, nur gute Ratschläge. Nichts hilft. Niederschmetternd die Erkenntnis: Es ist eben nicht alles machbar und kontrollierbar.
Miros Leben mit seiner Freundin ist nicht mehr planbar. Einladungen müssen sie ablehnen, Tickets für Veranstaltungen zurückgeben. Trotzdem ziehen sie immer wieder von Neuem los.
Autorin Mercedes Lauenstein hat einen klugen Roman über die Bewältigung eines unabänderlichen Schicksals innerhalb einer Partnerschaft geschrieben. Über eine Liebe, die geprägt ist von dem Mut, zu bleiben statt wegzulaufen. „Zuschauen und Winken“ liest sich wie das Tagebuch der Ich-Erzählerin, Miros Freundin. Notizen über das, was sie beobachtet und erlebt, ohne es zu bewerten. Ganz große Lebenskunst! Keine Plattitüden, sondern Wahrnehmungen im Umgang mit einer unerklärlichen Krankheit, die zum Nachdenken anregen.