Die italienische Autorin Melania Gaia Mazzucco stieß bei Recherchen zu ihren historischen Romanen auf eine Frau, die im 17. Jahrhundert nicht nur als Malerin, sondern auch als Architektin gearbeitet hatte. Offenbar handelte es sich um die erste Architektin in Italien, und diese Tatsache bestärkte die Autorin in ihrer Absicht, Plautilla Bricci, die unter anderem eine Villa auf einem der Hügel Roms errichtet hatte, zur Hauptfigur eines ihrer Romane zu machen.
Plautilla ist die Tochter von Giovanni Bricci, der zwar kein berühmter Maler, aber auch Dramaturg, Schauspieler und Verfasser von damals populärer Literatur war. Er machte aus ihr eine Malerin in einem Jahrhundert der künstlerischen Blüte in Rom.
„Die Villa der Architektin“ ist vor Kurzem in der deutschen Übersetzung erschienen. Der Roman ist auch Gemälde Roms im 17. Jahrhundert. Der Alltag der Bewohner ist fordernd bis grausam. Hinzu kommt, dass die Stadt des Papstes, in der es von Klerikern wimmelt, durchsetzt ist von Willkür, Intrige, Scheinheiligkeit und Heimtücke. Gefahren lauern überall. Es wimmelt von Sünde und Verführung. Gesetzliche und gesellschaftliche Regeln engen die Menschen ein, werden aber mitunter lustvoll umgangen. Toleranz und persönliche Freiheit spielen keine große Rolle.
Plautilla bleibt unverheiratet. Es gibt aber eine große Liebe, von der sie nicht weiß, ob sie es auch tatsächlich ist. Ihr stets geheim gehaltener Lebenspartner ist Abt, also ein Kleriker, der Ehelosigkeit gelobt hat, ohne geweihter Priester zu sein.
Melania Mazzucco hat mit der „Villa der Architektin“ das liebevolle Porträt einer heute unbekannten römischen Künstlerin aus dem 17. Jahrhundert gezeichnet. Nicht nur sie hat real existiert, auch die anderen Figuren des Romans, Plautillas Familienangehörige, die Päpste, Kardinäle und die von ihnen abhängigen Künstler der ewigen Stadt. Die Autorin schlüpft in dem Roman als Erzählerin in die Person von Plautilla Bricci. Ein historischer Roman, der zumeist gar nicht historisch anmutet.