Wer nicht im Norden Deutschlands lebt, kennt Peter Urban, wenn überhaupt, nur als langjährigen Moderator des Grand Prix Eurovision de la Chanson, pardon, seit 2001 heißt die Veranstaltung in Deutschland Eurovision Song Contest. Dort musste er jahrelang erklären, warum Deutschland wieder auf dem letzten Platz ist – ein undankbarer Job. Allerdings kann er zu diesem Thema und den Musikern einiges erzählen, auf 230 Seiten des mit insgesamt knapp 540 Seiten ohnehin recht dicken Schmökers. Man merkt, dass Urban viel an der Veranstaltung lag und daran, sie so lange wie möglich zu moderieren, was ihm aus gesundheitlichen Gründen zuletzt schwerfiel.
Wie auch der ehemalige MDR-Intendant Udo Reiter hatte Peter Urban in seiner Jugend einen üblen Verkehrsunfall auf Glatteis. Urban war dabei im Gegensatz zu Reiter nicht der Fahrer und kam besser davon: Statt einer Querschnittslähmung blieben ein längerer Krankenhausaufenthalt und ein lebenslanges Hüftleiden, was ihm viele nur mäßig erfolgreiche Operationen und Schmerzen einbrockte.
Urban hat Rock und Pop seit den 60ern direkt an der Quelle miterlebt und ist heute ein wandelndes Rocklexikon, ohne deshalb ein Oberlehrer zu sein. Obwohl er längst im Ruhestand ist – schon die ESC-Moderation lief erst nach seiner regulären Moderatorentätigkeit im NDR Radio – macht er aktuell den hörenswerten Podcast „Urban Pop“, ein nettes Wortspiel mit seinem Namen, mit vielen Geschichten aus der Popmusikwelt von damals bis heute. Darum geht es auch im Buch bis Seite 400: sein Leben als Moderator und Popexperte, seine Begegnungen mit Musikern wie Keith Richards, Yoko Ono, David Bowie, Elton John, Joni Mitchell, Harry Belafonte und Eric Clapton.
Ähnlich wie bei Thomas Gottschalk sind die Kapitel musikalisch bezeichnet, doch macht Urban nicht den Kasper, sondern zeigt sich als Mensch, der bei allen Widrigkeiten stabil blieb und sich auch nicht wie Ingeborg Schober mit in den Abgrund mancher Musikerkarrieren reißen ließ.