Ana Magdalena Bach: ein Name, der große Erwartungen weckt. Vieles kann man sich unter einer Protagonistin mit diesem Namen vorstellen. Aber nicht unbedingt eine „herbstliche Frau und Mutter“, wie Gabriel García Márquez sie im Roman „Wir sehen uns im August“ nennt. Gewiss, die 46-Jährige kommt aus einer Musikerfamilie. Der Vater ist Klavierlehrer, der Ehemann Dirigent, der Sohn Cellist, die Tochter mit einem Jazztrompeter liiert. Aber die Musik spielt nur im Hintergrund. Stattdessen geht es um das Liebesleben der „herbstlichen Frau“, die seit 27 Jahren glücklich verheiratet ist. Träume und romantische Fantasien scheint sie nicht zu haben.
Das Buch beginnt damit, dass Ana Magdalena wie an jedem 16. August mit der Fähre zu einer kleinen Karibikinsel fährt, um das Grab ihrer Mutter zu besuchen und einen Strauß Gladiolen abzulegen. Kaum hat sie die Fähre verlassen, steuert sie routiniert das Taxi an. Auch die Blumenfrau steht mit den Gladiolen parat, die Ana kurz darauf auf dem Grab ablegt. Danach bleibt ihr im Hotel nur ihr obligatorisches Käse-Schinken-Toast und dann der wohlverdiente Schlaf, bevor am nächsten Morgen die Fähre geht.
Doch an diesem 16. August kommt es anders: Während sie Gin mit Eis und Soda trinkt, wird sie auf einen Mann in weißem Leinenanzug aufmerksam, der sie zu einem Brandy einlädt. Woraufhin sie ihn in ihr Zimmer einlädt. Sie wundert sich über sich selbst. Aber zu einer ähnlichen Begegnung wird es auch im folgenden August kommen. Schließlich lebt Ana Magdalena von einem August zum anderen. Und so könnte es mit den August-Eskapaden weitergehen, würde nicht plötzlich ein Geheimnis gelüftet …
Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez, 2014 verstorben, war zum Zeitpunkt des Schreibens über 80 Jahre alt. Von seinen Söhnen nach seinem Tod veröffentlicht, ist das Buch das Ergebnis einer seiner letzten Anstrengungen. Dennoch zeugt es von großer Erfindungskraft und ist zugleich von beschwingter Leichtigkeit. Die perfekte Urlaubslektüre!