Was ist Schuld? Wie lernen Menschen, damit umzugehen? Gibt es eine universelle Definition? Oder sind wir in unseren subjektiven Wahrheiten gefangen?
Journalistin und Autorin Katrin Burseg widmet sich in ihrem neuen Roman „Tage mit Milena“ unter anderem diesen Fragen. Im Mittelpunkt stehen drei sehr unterschiedliche Menschen, die aber etwas eint: Schuld.
Der Roman beginnt mit der Schilderung der ersten Protagonistin, einer vordergründig braven, vermeintlich einfach gestrickten Bildenden Künstlerin. Annika, die schon Großmutter sein könnte und doch kinderlos geblieben ist, weil sie eine Episode ihres Lebens nie verkraftet hat. Die Rede ist von einer Freundin aus Kindertagen: Milena. Milena, die angeblich von ihrer Mutter verwöhnt wurde. Milena, die gut in der Schule war. Milena, die alle mochten. Milena, die jedoch irgendwann starb. Milena, die plötzlich rebellierte. Milena, die plötzlich starb, als sie an einer Demonstration teilnahm, weil sie schwerkrank war. War es ihre Schuld?
Eines Tages taucht ein 17-jähriges Mädchen in Annikas Papierladen auf: Luzie. Was zunächst paradox klingt, entwickelt sich zu einer wahnwitzigen Idee. Luzie ist Mitglied der „Letzten Generation“. Sie rebelliert. Und Annika ist plötzlich besessen von dem Gedanken, Luzie vor sich selbst zu retten. Aber was ist eigentlich das echte Problem? Luzie oder ihr eigener Schuldkomplex?
Um Luzie die Augen zu öffnen, reist sie mit ihr nach Italien auf der Suche nach Annikas Jugendfreund Matti, Schrecken aller Lehrer. Matti, der Rebell. Matti, der Punk. Matti, Milenas Freund. Matti, der ihr nicht helfen konnte und floh und Arzt in Italien wurde.
Während Annika in ihrem Schuldkomplex gefangen bleibt, sieht Matti die Sache wesentlich nüchterner und hat eine Distanz zur Vergangenheit entwickelt. Was ist Schuld? Und ist sie wirklich universell? Nicht variabel? Nicht subjektiv? Katrin Burseg schildert die Ängste und Neurosen gleich mehrerer Generationen. Ein gelungener Roman.