Kriminalkommissar Tom Kettle genießt nach 40-jähriger Polizeiarbeit seinen Ruhestand.
Seit neun Monaten haust er in der Einliegerwohnung einer viktorianischen Burg mit Panoramablick auf das Meer in einem irischen Hafenort. Tom liebt es, völlig zurückgezogen, sorgenfrei und geradezu untätig in seinem Reich zu leben. Für den alten Kommissar erklärter Sinn und Zweck seines Daseins. Bis eines Tages zwei ehemalige Kollegen an seiner Tür klopfen und die Bitte seines Chefs an ihn herantragen, bei einem früheren ungeklärten Fall zu helfen. Hin und her gerissen zwischen seiner Sehnsucht nach Ruhe und dem alten Pflichtgefühl stimmt Tom widerwillig zu. Seine Ahnung trügt nicht, dass es nun vorbei ist mit der geliebten Ruhe. Denn der cold case hat viel mehr mit ihm selbst zu tun, als ihm lieb ist. Während Tom sich auf den Fall einlässt, kommen die ganzen grauenhaften Erinnerungen zurück, in die er persönlich verwickelt ist. Die Abgründe und Traumata seiner Kindheit, seine Flucht in die britische Armee und schließlich die rettende Aufnahme in den Polizeidienst. Zusätzlich musste er dramatische Verluste ertragen, bis ihm schließlich nur noch sein Job blieb. Autor Sebastian Barry gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern Irlands. Neben Romanen schreibt er Theaterstücke, Lyrik und Prosa. Barry gilt als Meister der Sprache. Seine brillante Erzählweise besticht durch bildhaften Ausdruck, atmosphärisch dichte Beschreibungen und stillen Humor. Im Roman „Jenseits aller Zeit“ beschwört der Autor mit zunehmender Spannung Toms Erinnerungen herauf, seine zerrissenen Gefühle und widersprüchlichen Gedanken. Das grundlegende Thema erschüttert. Es geht um den jahrelangen Missbrauch durch Priester und Nonnen in kirchlichen Waisenhäusern. Die schönen Episoden aus Toms Vergangenheit lesen sich wie Atempausen, um die scheußlichen für eine Weile auszublenden. Bis am Ende der Geschichte Toms Wahrheit vollständig erzählt ist und ihren folgerichtigen Schluss findet.