Das Festival Loostik ist ein grenzüberschreitendes Festival für die ganze Familie und findet vom 7. bis zum 12. November statt. 40 Veranstaltungen werden an zehn Spielorten in Frankreich und Deutschland angeboten.
Die Vorfreude ist spürbar. Wenn Martha Kaiser und Marion Touze vom Festival Loostik erzählen, dem grenzüberschreitenden deutsch-französischen Festival für junges Publikum, dann merkt man sofort, dass sich beide nicht nur auf die Aufführungen freuen, sondern dass das Festival für sie eine Herzensangelegenheit ist. Die künstlerische Leitung für die französische Seite liegt bei Grégory Cauin, Martha Kaiser ist die künstlerische Co-Leiterin des Festivals auf deutscher Seite, Marion Touze deren Pressesprecherin.
Bereits seit Beginn von Loostik vor elf Jahren sind die beiden dabei, haben das Ganze mitentwickelt. Und das war manches Mal gar nicht so einfach. „Das Festival entstand im Rahmen eines europäischen Interreg-Projekts, eine Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Und da war schon klar, dass nur drei Jahre gefördert wird“, erklärt Martha Kaiser. Damals haben sich die Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit und das Theater Le Carreau – Scène Nationale de Forbach et de l’Est mosellan, beide im Bereich der aktuellen Bühnenkunst tätig, zusammengetan und ein Festival der Bühnenkunst insbesondere für ein junges Publikum und über die Grenze hinweg veranstaltet. Der Erfolg gab ihnen Recht und auch nach der Interreg-Förderung existiert das Festival weiter. „Dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn dafür mussten neue Gelder gefunden werden“, erklärt Martha Kaiser.
Die erfolgreiche Philosophie des Festivals Loostik liegt darin, dass sich Kindertheater nicht verstecken muss, dass es auch für große Bühnen geeignet ist. Und dass es abwechslungsreich, spannend, berührend, tiefgängig und einfach auch lustig ist. In der mittlerweile elften Ausgabe des Festivals werden wieder Zirkusaufführungen, Objekttheater, Tanz und Marionettentheater und sogar zwei Filme im Kino Achteinhalb zu sehen sein. Die französischen Aufführungsorte sind im Le Carreau in Forbach sowie in Hombourg-Haut. Das Forbacher Theater Le Carreau bietet mit zwei Sälen, darunter die große Bühne mit über 500 Sitzplätzen, den Rahmen für das Festival. In Saarbrücken ist man in diesem Jahr im Theater Überzwerg zu Gast, das ebenfalls über zwei Säle verfügt. Daher können Stücke parallel aufgeführt werden, so kommt ein richtiges Festivalgefühl auf. „Es ist wirklich ein tolles deutsch-französisches Projekt, in dem zwei Teams zusammenarbeiten und ein einziges, binationales Festivalteam bilden“, berichtet Marion Touze.
Brücken werden geschlagen
Für die diesjährige Ausgabe haben sich die Festivalorganisatoren wieder viele Stücke angeschaut, insbesondere von freien Gruppen, deren Tourneen dann während Loostik auch in unsere Grenzregion führen. „Viele Erwachsene neigen dazu, Kindertheater nicht ernst zu nehmen“, sagt Martha Kaiser, „und dagegen möchten wir mit unserer Stückauswahl ankämpfen“. Und so ist sich das Team häufig einig, dass man auch Themen wählen kann, die traurig oder tiefgründig sein dürfen. Und die auf alle Fälle auch für Erwachsene unterhaltsam, lustig und mitreißend sind. „Ich erinnere mich an das Stück ‚Die Königin ist verschwunden‘ im Jahr 2018. Ich musste jedes Mal weinen, aber das starke Thema hat nicht nur mich berührt, die Rückmeldungen waren allesamt begeistert.“ Wichtig sei jedoch, dass sich die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch die Familien an die Altersempfehlung halten. Denn neben Schulklassen und Kita-Gruppen besuchen viele Familien das Festival. „Manche Familien und Kinder kennen wir schon viele Jahre. Die kommen immer wieder“, erzählt Marion Touze. Überhaupt seien in den elf Jahren richtige Netzwerke entstanden, denn auch die Lehrerinnen und Lehrer schätzen das Festival sehr. Gerade auch deren Motivation für das Festival sei sehr groß. „Da es aber mit Klassen viel Arbeit ist, einen Ausflug ins Theater zu machen, unterstützen wir auch schon mal die Organisation, betreuen etwa die An- und Abreise“, fügt sie hinzu. Wichtig sei auch, dass es im französischen Le Carreau für die Schulklassen einen Raum gibt, in dem sie nach der Aufführung ihre Pause verbringen können.
Immer wieder betonen Martha Kaiser und Marion Touze, dass die Besonderheit des Festivals Loostik nicht nur darin liegt, dass es sich an ein junges Publikum richtet, sondern dass es auch keinerlei Sprachbarrieren in den Stücken gibt – und dass es grenzüberschreitend ist. „Es werden Brücken geschlagen. Die Zuschauer fahren über die Grenze, besuchen Theateraufführungen im Nachbarland“, betont Martha Kaiser.
Beide Theaterfachfrauen haben auch in diesem Jahr besondere Favoriten. So freut sich Marion Touze besonders auf das Stück „Goupil et Kosmao“, das am 11. und 12. November in Forbach aufgeführt wird. Auf der Bühne wird der Magier Kosmao während seiner Zaubertricks von seinem Assistenten Goupil begleitet, einer Marionette. Doch dieser Assistent begehrt auf. „Es ist ein Stück, das in Frankreich mit „Neuer Magie“ bezeichnet wird. Es passiert sehr viel auf der Bühne, der Humor ist einfach, aber manchmal auch richtig böse. Und vor allem hat man das Gefühl, die Marionette lebt!“ Auch Martha Kaiser hat ein Lieblingsstück „Les Petites Géométries“, das am 7. und 8. November im Saarbrücker Theater Überzwerg gezeigt wird. Dabei tragen die beiden Schauspielerinnen Kartons über den Köpfen, ihre Gesichter sind nicht zu sehen. Dafür bemalen sie die Kartons. „Es ist sehr poetisch, aber auch witzig. Und ich finde es einfach toll, dass so die Bildende Kunst in ein Theaterstück integriert wird“, sagt sie.
Neun unterschiedliche Aufführungen werden in diesem Jahr beim Festival Loostik zu sehen sein, die viel Raum zum Staunen, Lachen, Miterleben und auch zum Nachdenken bieten. Etwas nachdenklich sind dann auch Martha Kaiser und Marion Touze am Ende des Gesprächs, denn beide beabsichtigen, im nächsten Jahr neue Aufgaben zu suchen. Diese Ausgabe von Loostik wird ihre letzte sein. Aber im nächsten Jahr wird das grenzüberschreitende Bühnenfestival für junges Publikum weitergehen – daran wird nicht gezweifelt.